Was geschieht nach dem Tod?
Der Prozess der Rückerstattung
Der Tod kommt, wenn der Wille zum Leben im physischen Körper schwindet und dafür der Wille der Seele, sich zurückzuziehen, stark wird. Dieser Vorgang, wenn die Seele sich aus ihrer begrenzenden materiellen Körperhülle zurückzieht, wird in der Nomenklatur des Tibeters als „Rückerstattung“ unserer Form an die Materie bezeichnet. Die Worte „Erde zu Erde, Staub zu Staub“, die uns aus den christlichen Begräbniszeremonien vertraut sind, beziehen sich auf diesen Vorgang der Rückerstattung und kennzeichnen das Zurückgeben sowohl des materiellen physischen Körpers in das universelle Materie – Sammelbecken als auch des Ätherkörpers in das allgemeine Ätherreservoir. Der Tod ist also das bewusste oder unbewusste Zurückziehen der Seele als der inneren lebendigen Wesenheit aus dem Körper. Der Ruf der Seele bewirkt zuerst die Trennung des Ätherkörpers, der kein eigenes Leben hat, vom physischen Körper und lässt danach in einem zweiten Schritt alle ätherischen Kräfte in das allgemeine Äther-Sammelbecken zurückkehren, aus dem sie zu Beginn der Inkarnation hervorgegangen sind.
Der Kampf der Seele
Bei plötzlichem Tod durch Unfall, Selbstmord, plötzlichem Herztod o.ä. ist der Schock so groß, dass der Rückzug aus dem physischen Körper und die vollständige Auflösung des Ätherleibs praktisch gleichzeitig vor sich gehen. Geht dem Tod eine Krankheit voraus, geschieht die Rückerstattung langsam. Der Ätherkörper kann, wenn der Lebenswille noch stark ist oder die Lebensaufgabe nicht ganz erfüllt und abgeschlossen ist, noch einmal in die Körperhülle zurückkehren. In dieser Phase kann es zu einem Kampf zwischen Körper und Seele kommen. Oft wird dieser Kampf in einer kürzeren oder längeren Zeit der Bewusstlosigkeit, des Komas ausgetragen, die sehr viele Todesprozesse begleitet. Wir können dabei zwei Arten von Koma unterscheiden:
- Die Bewusstlosigkeit der Wiederherstellung: Sie tritt ein, wenn die Seele zwar den Bewusstseinsfaden, nicht aber den Lebensfaden zurückgezogen hat. Dadurch soll der physische Körper Zeit haben, seine Herrschaft zurückzugewinnen und gesund zu werden.
- Die Bewusstlosigkeit, die dem Tod vorausgeht: Während dieser Kampfphase des Sich-Zurückziehens konzentriert sich die Seele des Sterbenden mehr im Astralkörper oder mehr in der Mentalhülle, je nach seiner Entwicklungsstufe. Der Sterbende ist in dieser Phase nicht ohne Bewusstsein, wie es einem Außenstehenden scheinen mag, er weiß, was vorgeht. Das ist sehr wichtig zu wissen bei der Begleitung Sterbender.
- Der Kampf zwischen Seele und Körper kann je nach Entwicklungsstufe des sterbenden Menschen auf verschiedenem Niveau stattfinden:
- Menschen, die noch nicht sehr weit entwickelt, noch sehr erdgebunden und auf Sicherheit bedacht sind, führen oft einen heftigen Kampf zwischen Körper und Seele.
- Bei Menschen, die zwar bereits bewusster, aber noch stark im Emotionalen verhaftet sind, findet der Kampf der Seele hauptsächlich mit dem Astralkörper statt.
- Bei geistig suchenden Menschen ist es vor allem ein mentaler Kampf.
Je weiter wir uns geistig entwickeln, desto weniger heftig wird der Kampf sein, desto leichter fällt uns das Loslassen.
Ist der Kampf schließlich zu Ende, so kann der Ätherkörper endgültig aus dem physischen Körper austreten, physischer Körper und Ätherkörper werden aufgelöst. Damit ist der Rückerstattungsprozess beendet.
Der Mensch ist jetzt als greifbare Erscheinung verschwunden, bleibt aber dennoch er selbst in seinen feineren Bewusstseinszuständen, seinem emotionalen und mentalen Bereich, er reagiert auf die Stimme seiner Seele und bereitet sich auf den nächsten Schritt, die „Ausmerzung“ vor, mit der schließlich auch Astral- und Mentalkörper aufgelöst werden.
Bedeutung der Feuerbestattung
Feuer löst alle irdische Form auf. Wird der Körper verbrannt, so wird die Verbindung zwischen Körper und Seele sowie zwischen Emotional- und Mentalbereich und dem Ätherkörper schnell und eindeutig gelöst, der Astralbereich wird gereinigt von seinem Verlangen, Formen zu schaffen. Der Prozess der Rückerstattung und auch die Stufe der darauffolgenden Ausmerzung können so rascher und leichter erfolgen.
Der Prozess der Ausmerzung
Der Mensch hat jetzt weder einen physischen Körper noch einen Ätherkörper, er findet sich in einem nichtmateriellen Zustand wieder, einem Bewusstseinszustand, der sowohl aus Gefühlen als auch aus seinen Gedanken aus dem vergangenen Erdenleben entstanden ist.
Je nach dem Entwicklungsgrad des betreffenden Menschen gibt es auch hier ein breites Spektrum von Möglichkeiten, wie der Vorgang der Ausmerzung vor sich gehen kann. Man kann grob drei Hauptstufen unterscheiden, auf denen wir uns als Menschen befinden können:
a) Menschen, deren Schwerpunkt im emotionalen Bereich liegt: Bei ihnen ist das rein verstandesmäßige selbstständige Denken noch wenig entwickelt. Sie halten sich so lange auf der ihnen vertrauten Gefühlsebene auf, die von alten Empfindungen und vergangenem Wunschdenken gespeist und aufgebaut ist, bis all diese Gefühle, die jetzt, da kein physischer Körper mehr vorhanden ist, keine neue Nahrung mehr erhalten, sich geläutert haben und losgelassen, ausgemerzt werden können. Danach erlebt sich der Mensch kurz in seinem keimhaften Verstandesbewusstsein und kommt mit seiner Seele in Kontakt, die Seele antwortet ihm, der Mensch sieht all seine Erfahrungen seiner vergangenen Inkarnation vor sich und kann sie bewerten. Danach ist er frei und bereit für eine neue Inkarnation.
b) Der weiter entwickelte Mensch, der schon das Stadium einer integrierten Persönlichkeit erreicht hat, nimmt ebenfalls seinen emotionalen Zustand deutlich wahr und ist in dieser Phase Täuschungen und Irritationen ausgesetzt. Da sein Denken jedoch bereits weiterentwickelt ist, kann er mit dessen Hilfe zu diesem emotionalen Bereich leichter Distanz gewinnen und ihn hinter sich lassen. Danach kommt es auch im Bereich seines Denkens zu einer Läuterung, er kann auch diesen Bereich loslassen und mit seiner Seele in Kontakt treten. Dann sieht auch er sich der Gesamtheit der Erfahrungen seines vergangenen Lebens gegenüber und kann wertend im Hinblick auf seine nächste Inkarnation damit umgehen.
c) Noch weiter entwickelte geistig bewusste Menschen, bei denen der Schwerpunkt ihres vergangenen Lebens im Denken lag, sind umgeben von einer Hülle aus Gedankenstoff, die umso durchscheinender und lichter ist, je weitgehender sie von Emotionen und Begierden frei ist. Auch diese Menschen müssen sich jetzt von allem noch vorhandenen Gefühlsmäßigem des vergangenen Lebens befreien und dieses auflösen, indem sie willentlich immer mehr Seelenlicht in ihre Mentalhülle hereinrufen. Dieser Prozess geht umso dynamischer vor sich, je weiter der Mensch bereits entwickelt ist. Sind Seele und Denken bereits sehr eng miteinander verbunden, kann diese Dynamik den Menschen auf eine neue Stufe führen, auf der er bereit ist, im Rahmen des Weltganzen und der Evolution zusammen mit anderen gleichermaßen entwickelten Menschen immer mehr Verantwortung zu übernehmen und der Entwicklung der Menschheit zu dienen.
Der Weg in ein neues Erdenleben
Ist die Ausmerzung zu Ende gekommen, sieht der Mensch sein gesamtes vergangenes Leben vor sich und kann es aus seiner jetzt geläuterten Sicht heraus betrachten und beurteilen. Aus der Gesamtheit des in diesem Leben Erlebten und Erfahrenen zieht er nun die Essenz aus drei wesentlichen Erfahrungsbereichen, die dieses Leben bestimmt hat. Alles andere wird vergessen. Diese drei „Keime“ werden die nächste Inkarnation bestimmen:
- Der erste „Keim“ bestimmt Qualität und Kontaktbereich der zukünftigen Umwelt des Menschen.
- Der zweite „Keim“ bestimmt die Beschaffenheit des neuen Ätherkörpers und wählt eines der sieben Zentren (Chakren) aus, dass im kommenden Leben das vorherrschende sein wird.
- Der dritte „Keim“ bestimmt den Empfindungsbereich und bringt den Menschen wieder mit denjenigen in Verbindung, mit denen er schon im letzten Leben in Kontakt war und mit denen ihn ein gemeinsames Gruppenkarma verbindet.
Je größer der Grad von Freiheit ist, die der Mensch durch die Entwicklung seines Denkens und seines Bewusstseins bereits erreicht hat, desto gezielter und genauer kann er sich auf die neue Inkarnation vorbereiten. Er überträgt seine Lebenserfahrungen bewusst, bereitet seinen neuen Ätherkörper gezielt für die neue Lebensaufgabe vor und wählt seine physischen Eltern mit Bedacht aus. Damit bekommt er einen Körper und einen Rahmen für sein neues Leben, der für die Aufgabe, die er sich für diese neue Inkarnation gestellt hat, optimal geeignet ist.
Im Laufe wiederholter Inkarnationen entwickelt der einzelne Mensch mit Hilfe seiner Seele immer mehr Unterscheidungskraft und Gedankenkontrolle. Das zunehmend wachsende Bewusstsein manifestiert sich immer mehr als Verantwortungsbewusstsein für übergeordnete Aufgaben und Ziele. Er wird immer feinfühliger für die allem Leben zugrundeliegenden Gesetzmäßigkeiten und kann auf einem immer stärker geistig orientierten Weg, auf dem er dem Wohl der gesamten Menschheit dient, voranschreiten. An dessen Ende wird er schließlich den Inkarnationszyklus überwinden.
Zum Abschluss noch ein Gedicht von Hermann Hesse
Das Leben, das ich selbst gewählt
Ehe ich in dieses Erdenleben kam
Ward mir gezeigt, wie ich es leben würde.
Da war die Kümmernis, da war der Gram,
da war das Elend und die Leidensbürde,
da war das Laster, das mich packen sollte,
da war der Irrtum, der gefangen nahm,
da war der schnelle Zorn, in dem ich grollte,
da waren Hass und Hochmut, Stolz und Scham.
Doch da waren auch die Freuden jener Tage,
die voller Licht und schöner Träume sind,
wo Klage nicht mehr ist und nicht mehr Plage
und überall der Quell der Gaben rinnt,
wo Liebe dem, der noch im Erdenkleid gebunden,
die Seligkeit des Losgelösten schenkt,
wo sich der Mensch der Menschenpein entwunden,
als Auserwählter hoher Geister denkt.
Mir ward gezeigt das Schlechte und das Gute, `
mir ward gezeigt die Fülle meiner Mängel,
mir ward gezeigt die Wunde draus ich blute,
mir ward gezeigt die Helfertat der Engel.
Und als ich so mein künftig Leben schaute,
da hört ein Wesen ich die Frage tun,
ob ich dies zu leben mir getraute,
denn der Entscheidung Stunde schlüge nun.
Und ich ermaß noch einmal alles Schlimme.
„Dies ist das Leben, das ich leben will“,
gab ich zur Antwort mit entschloss`ner Stimme
und nahm auf mich mein neues Schicksal still.
So ward ich geboren in diese Welt,
so war`s als ich ins neue Leben trat,
ich klage nicht, wenn’s oft mir nicht gefällt,
denn ungeboren hab ich es bejaht.
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