Ursachen von Krankheit aus der Sicht der TCM
Wege zur Gesundheit mit dem Stillen Qi Gong
Dass Krankheit zum Menschsein gehört, lässt sich nicht leugnen. Was aber ist Krankheit und wie entsteht sie? Die Antwort der traditionellen chinesischen Medizin auf diese Fragen lautet: Krankheit ist ein Ungleichgewicht von Yin und Yang im Menschen und wird folglich durch alles verursacht, was das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Kräften des Universums stört. In den Worten des legendären Gelben Kaisers Huangdi (2697 2597 v. Chr.), des Klassikers der chinesischen Medizin, heißt es: „Eine Fülle an Yin führt zu einer Schwächung des Yang, und eine Fülle an Yang führt zu einer Schwächung an Yin.“
Das bekannte altchinesische Symbol von Yin und Yang zeigt die Gegensätze von hell und dunkel, eingebettet in die Vollkommenheit eines Kreises. Diese Symbolik drückt eine tiefe Weisheit aus: Alles, was existiert, kann nur dann zur Ganzheit, Einheit, Harmonie gelangen, wenn die Spannung der scheinbaren Gegensätze und das kreative Wechselspiel zwischen ihnen ausgehalten und so weit wie möglich ausbalanciert wird.
Nur vollkommene Wesen sind dazu in der Lage. Für den Menschen gilt, dass er immer wieder aus der harmonischen Ganzheit herausfällt, da er ganz natürlich Disharmonien in sich trägt und in seiner Umgebung vorfindet.
Im Folgenden soll sich der Blick zunächst auf die verschiedenen Ursachen richten, die zu Krankheit auslösenden Disharmonien führen, ohne dabei jedoch Vollständigkeit zu beanspruchen.
Danach wird eine Übung aus dem Stillen Qi Gong beschrieben, die der Qi Gong Meister Zhi Chang Li in München lehrt. Sie stellt die Balance von Yin und Yang her und führt in tiefe Stille. Mit der Ruhe Herr über die Unruhe zu werden, darum geht es im Stillen Qi Gong.
1. Innere Ursachen
Disharmonien oder Störungen des Gleichgewichts können auf der Ebene des Körpers, d. h. des Ausgeformten, Festen (Jing), des Qi und des Geistes (Shen) auftreten und sich in Form verschiedener Symptome zeigen. Da alle drei Ebenen – man spricht vom Modell der drei kosmischen Zonen – miteinander in Beziehung stehen und sich wechselseitig beeinflussen, wirkt sich jede Störung auf der Ebene des Körpers auch auf das Qi und den Geist des Menschen aus, und umgekehrt können Disharmonien von Qi und Geist ihrerseits Krankheiten des Körpers hervorrufen.
Näher zu betrachten ist dabei die Rolle des Qi. Nach dem Denkmodell der traditionellen chinesischen Philosophie stellt Qi das Bindeglied zwischen dem Materiellen und dem Geistigen dar, hat aber auch in sich verschiedene Qualitäten. So gibt es das Qi, das dem Körperlichen in seiner Struktur recht nahe steht, und das Qi, das immer feiner und subtiler wird, so dass man auch vom Qi des Geistes spricht. Wenn ein Organ erkrankt, ist zuerst dessen Qi, sei es das Yin–Qi oder das Yang–Qi aus der Balance geraten. Dies wirkt sich wiederum auf die den Organen zugeordneten Gefühle aus. Das kann auch in umgekehrter Weise betrachtet werden: Sind die Gefühle anhaltend aus dem Gleichgewicht geraten, wird das Qi der entsprechenden Organe und danach das Organ selbst in Mitleidenschaft gezogen, bis sich schließlich Krankheit manifestiert.
Die Zuordnung der 5 Organpaare zu den 5 Emotionen nach der traditionellen chinesischen Medizin wird wie folgt beschrieben:
- Leber und Gallenblase werden durch anhaltenden Ärger in ihrer Funktion gestört,
- Herz und Dünndarm durch überschießende Freude,
- Lunge und Dickdarm durch nicht enden wollende Trauer,
- Milz und Magen durch ständige Sorgen,
- Nieren und Blase durch großen Schreck.
Gefühle sind in sich weder schlecht noch gut. Sie gehören zur Natur des Menschen. Dessen Aufgabe ist es, all das, was er mitbekommen hat, zu pflegen und zu entwickeln. Das Ziel ist, zu einem ruhigen Gleichgewicht der Gefühle zu gelangen.
Ärger
Nach der Auffassung der TCM gehören neben Ärger auch Groll, Wut, schlechte Laune, Reizbarkeit zu den Zuständen, die das Leber-Qi behindern, ja zum Stocken bringen.
Die Wirkung ist immer wechselseitig: Stagnierendes Leber-Qi führt zum Gefühlsstau mit den dann unvermeidlichen Gefühlsausbrüchen, und ständige Unzufriedenheit, Ärger, Groll und Wut bringen das Leber-Qi in Disharmonie. Als Folge davon können Kopfschmerzen, Schwindel, hoher Blutdruck, Milz- und Magenprobleme entstehen, ebenso kann sich im Verhalten Sturheit, Härte oder Kontrolle entwickeln. Kann das Leber-Qi aber frei fließen, bleiben auch diese Gefühle in Harmonie.
Freude
Die das Herz schädigende Emotion wird vielleicht besser mit den Begriffen Übererregbarkeit, Überschwang oder ungezügelte Freude ausgedrückt. Himmelhoch jauchzend, übermäßig aktiv, hektisch zu sein, all dies lässt das Feuer im Körper unkontrolliert lodern. Das führt zu Unruhe, Unrast, Herzrasen, Schlaflosigkeit. Nach der TCM ist der Sitz des Herzens im Kopf. Das bedeutet, dass es das Herz ist, das den Geist (Shen) kontrolliert. Kann das Herz den Geist nicht beruhigen, kann das zu vielen geistigen und psychischen Störungen führen.
Sorge
Endloses Grübeln und Schwermütigkeit, auch übermäßige geistige Anstrengung führen zu Disharmonie und schädigen nach der Auffassung der chinesischen Medizin vor allem die Milz. Ist das Qi der Milz geschädigt, hat dies Ängstlichkeit und Pessimismus zur Folge. Daraus entsteht erneut sorgenvolles Grübeln, das wiederum zu Müdigkeit, Lustlosigkeit und Konzentrationsschwäche führt.
Trauer
Ungelöste Trauer und lange anhaltender Kummer schwächen das Qi der Lunge. Dann kann die Lunge ihre Aufgabe, das Qi im Körper zu verteilen, nicht mehr erfüllen. Es treten allgemeine Symptome des Qi-Mangels auf, wie Schwäche, Müdigkeit. Ödeme, Schweißbildung, auch Husten und Asthma können entstehen.
Schreck
Durch immer wiederkehrende Schrecken und Ängste wird das Qi der Nieren geschwächt. Ein gestörtes Nieren-Qi kann nicht nur zu vielfältigen Beeinträchtigungen im Urogenitalbereich führen. Da sich das Ursprungs-Qi in den Nieren befindet, beeinträchtigt ein schwaches Nieren-Qi alle Organe. Bettnässen bei Kindern kann ebenfalls Ausdruck eines geschwächten Nieren-Qi sein.
2. Äußere Ursachen
Klimatische Faktoren können als so genannte äußere Übel krankheitsauslösend wirken und das Gleichgewicht des Körpers beeinträchtigen.
Zu diesen äußeren Übeln zählen Wind, Hitze, Feuchtigkeit, Trockenheit und Kälte.
Wind
In der Natur verursacht Wind Bewegung. Wenn er sich zum Sturm auswächst, kann er auch zu heftigen Erschütterungen führen. Wind hat Yang-Charakter. Dringt Wind in den Körper ein, entstehen Windkrankheiten, die plötzlich auftreten und oft heftig verlaufen. Kommt Kälte hinzu, können die Winde leicht in die Tiefe gelangen und Bronchien und Lungen erreichen. Der Körper reagiert mit der gewöhnlichen Erkältung, wobei Frösteln, Niesen, wässriger Schnupfen die Kältesymptome einer Wind-Disharmonie sind. Haben diese ihren Höhepunkt erreicht, schlagen sie in Hitzesymptome um mit Fieber, trockenem Husten, gelbem Schnupfen.
In der chinesischen Medizin gehört der Wind zum Frühling. Dem Frühling entspricht das Element Holz, Holz wird der Leber als Organ zugeordnet. Nach dem Verständnis der TCM können in dieser Jahreszeit verstärkt Leberkrankheiten auftreten, sie können aber in dieser Jahreszeit auch am besten geheilt werden, da die aufsteigende Lebenskraft des Frühlings für die Heilung genutzt werden kann. Man spricht auch vom inneren Leberwind, der aufsteigen und damit den ganzen Körper mit Zittern und Beben erschüttern kann. Das kann sich als Epilepsie, als Morbus Parkinson, als Schlaganfall, um einige zu nennen, äußern.
Hitze
Die Begriffe Hitze und Feuer werden in der chinesischen Medizin häufig gleichbedeutend verwendet. Beide haben Yang-Charakter und werden dem Sommer zugeordnet. Hitze trocknet aus, Feuer lässt lodernde, aufwärtsstrebende Bewegung entstehen. Zu Feuer- oder Hitzeerkrankungen gehören alle Entzündungen, Verbrennungen, Rötungen, Fieber. Trockene Haut, Verstopfung, spärlicher Urin weisen darauf hin, dass zu viel Hitze die Flüssigkeiten des Körpers ausgetrocknet hat.
Psychisch kann sich eine Hitze-Disharmonie auch in Unruhe, Erregbarkeit, bis hin zum Delirium äußern.
Inneres Feuer als Folge von zu schwachem Nieren-Yin kann sich zerstörerisch auf alle Organe auswirken, so dass der ganze Organismus langsam austrocknet.
Feuchtigkeit
Feuchtigkeit hat Yin-Charakter und entspricht in der chinesischen Medizin dem Element Erde. Feuchtigkeit in der Natur zeigt sich schwer, zäh, träge, klebrig. Ist Feuchtigkeit im Körper, fühlt es sich ähnlich an: Die Extremitäten sind schwer, das Denken ist verschwommen, die Bewegungen sind träge, der Speichel ist klebrig, Schleim bildet sich im Körper. Vor allem die Milz kann durch zu viel Feuchtigkeit, das heißt durch zu viel Yin, geschädigt werden. Das führt häufig zu Blähungen und zu Durchfall. Ödeme können sich bilden, Gelenkleiden und Rheuma können entstehen.
Feuchtigkeit wird nach chinesischer Auffassung dem Spätsommer zugeordnet. Das ist jedoch in den verschiedenen Klimazonen recht unterschiedlich. Paart sich die Feuchtigkeit mit Kälte, wie es in den kälteren Regionen üblicherweise im Herbst geschieht, werden vor allem die Lungen geschädigt.
Kälte
Kälte in der Natur wirkt verhärtend, erstarrend, zusammenziehend. Kälte hat Yin-Charakter.
Kälte gehört zum Winter und wird in der chinesischen Medizin dem Element Wasser zugeordnet.
Wenn Kälte bis in die Knochen in den Körper dringt, schmerzen alle Glieder. Das kalte Yin tritt an die Stelle des wärmenden Yang. Das kann durch anhaltende äußere Kälte geschehen, doch auch durch zu wenig Yang in der Nahrung oder durch zu viel kaltes Essen und Trinken. Es entstehen Disharmonien von Milz und Magen, so dass Blähungen und Bauchschmerzen mit Durchfall und Erbrechen auftreten können. Ist der Lebermeridian von diesem Ungleichgewicht betroffen, können Erkrankungen im Urogenitalbereich auftreten.
Auf der Gefühlsebene sind es Schreck und Angst, die den Menschen zum Erstarren bringen, vergleichbar mit dem zum Eis erstarrten Wasser.
Trockenheit
Extreme Trockenheit ist krankmachendes Yang. Ist sie mit Hitze und heißen Winden verbunden, trocknen alle Körperflüssigkeiten aus, Erschöpfung tritt ein, die Haut wird rissig, die Lippen spröde, und werden die Lungen befallen, entsteht schmerzhafter, trockener Husten.
Die Trockenheit wird in der chinesischen Medizin dem Herbst zugeordnet. Das ist ebenfalls je nach Klimazone sehr unterschiedlich.
Äußere Einflüsse haben immer ihre Wirkung auf den Menschen, ob sie jedoch zu Krankheiten führen, hängt vom Zustand des Qi im Menschen ab, d. h. vom Gleichgewicht des Yin und Yang. Ist der Mensch weitgehend in der Balance, was sich auch in seinem Verhalten und in seinen Essgewohnheiten ausdrückt, werden die äußeren, klimatischen Einflüsse jedoch keine so große Wirkung haben.
3. Konstitution und Lebensweise als Ursachen für Krankheit
Die TCM geht von der ursprünglichen Lebensessenz und vom ursprünglichen Lebens Qi, beides vorgeburtlich erworben, als Grundlage für die Konstitution und als maßgeblich für das Schicksal eines Lebens aus. Jeder Mensch bringt in dieses Leben Disharmonien und Anlagen zu Disharmonien mit, doch gibt es günstige und weniger günstige solcher „Mitbringsel“. Hier beginnt, sobald ein menschliches Wesen dazu in der Lage ist, die eigene Verantwortung, um durch Ernährung, durch den Lebensrhythmus, durch verantwortlichen Umgang mit der Sexualität allzu große Ungleichgewichte auf Dauer zu vermeiden oder solchen vorzubeugen.
- Wege zur Gesundheit – eine Übung des Stillen Qi Gong
Oder: Ruhe ist der Herr der Unruhe
Viele Möglichkeiten werden diskutiert, um aus der Krankheit wieder herauszukommen oder sie womöglich im Voraus zu vermeiden. Im Tao Te King, das dem Lao Tse zugeschrieben wird, findet man im Kap. XVI folgenden Spruch:
„Wer den Entäußerung Gipfel erreicht hat, bewahrt unerschütterliche Ruhe. Alle Wesen miteinander treten hervor, und ich sehe sie wieder zurückgehen. Wenn die Wesen sich entwickelt haben, kehrt jedes zurück in seinen Ursprung. Zurückgekehrt in den Ursprung, heißt: Ruhe.“
Die Übungsmethoden des Stillen Qi Gong beziehen sich auf Lao Tse und betonen daher die Stille, die Ruhe, um dadurch die Unruhe zu beherrschen. Der Kern allen Übens und aller Methoden im Stillen Qi Gong besteht ausdrücklich darin, den Punkt zu finden, aus dem heraus sich Ruhe und Stille entwickeln können. Wenn es gelingt, durch Ruhe und Stille Herr über die Unruhe zu werden, kann das Gleichgewicht trotz aller inneren und äußeren Störungen wieder hergestellt und allmählich immer mehr aufrecht erhalten werden.
1. Vorbereitung der Übung
Wie bei allen Qi Gong Übungen der Stille ist die Vorbereitung bereits der wichtigste Schritt, um eine Art Trance oder den „Qi Gong- Zustand“ zu erreichen.
- Die Wirbelsäule sollte aufgerichtet sein. Sie stellt symbolisch die Verbindung zwischen Himmel und Erde dar. Um die Wirbelsäule wirklich zu strecken, wird die Lendenwirbelsäule leicht nach hinten geschoben, das Kinn senkt sich etwas zum Brustbein hin ab, so dass sich die Halswirbelsäule begradigt.
- Die Stirn glätten, d. h. die Gedanken zur Ruhe kommen lassen. Den Bereich zwischen den Augenbrauen weiten und glätten. Die Augenlider sind wie schwere Vorhänge, die sich vor den Augen absenken. Der innere Blick geht nun nicht mehr nach vorn, sondern wendet sich nach hinten, oben in den Hinterkopf hinein. Das alles sollte ohne Mühe, ohne Zwang geschehen.
- Nahe und ferne Geräusche wahrnehmen, „in den Kosmos hinauslauschen“ (Li), ganz unbeeindruckt wieder zurückkehren und ins Innere lauschen.
- Den Atem still werden lassen. Die Lungenatmung wird immer langsamer, immer tiefer, bis sie schließlich kaum mehr wahrnehmbar ist. Die „ 6 Wurzeln“ kappen, d.h. die Sinnesorgane und das Bewusstsein werden von der äußeren Welt zurückgenommen.
- Vom Herzen geht ein Lächeln aus, das sich über das Gesicht und den ganzen Körper ausbreitet. „Wer mit dem Herzen lächeln kann, hat seine Mitte gefunden.“ (Li)
2. Übungsverlauf
Bei dieser Übung geht man mit der inneren Aufmerksamkeit und den entsprechenden Klängen durch die Mitte des Körpers
OM
AH
HUM
SO
HA
OM: Mit leicht gespitzten Lippen, erst laut, dann immer leiser werdend, den Klang OM intonieren, während die Aufmerksamkeit im Zentrum hinter der Stirn zwischen den Augenbrauen verweilt. – Das Zentrum hinter der Stirn wird „Oberes Dantien“ (Shang Dantien) genannt. – Dieses Zentrum saugt Qi aus dem Kosmos an. Das kann wie ein Sog von außen nach innen wahrgenommen werden. Von der Stirn strömt Qi, begleitet vom gleichmäßigen Klang OM, der nie abreißt, über das Kehlzentrum in das Herz und in den ganzen Körper. Die Aufmerksamkeit aber bleibt im Kopfraum: in der Stirn (Yintang); am Scheitel (Bahui), am Jadekissen, ein etwa faustgroßer Energieplatz am Hinterkopf (Yuzhen).
20 bis 40 Minuten lang mit dem Klang OM Qi über die Stirn in den Körper einströmen lassen und dabei lächelnd, gelassen das Einströmen beobachten, bis schließlich kein OM, kein Atem, kein Einströmen mehr wahrgenommen wird. Wenn dies gelingt, ist das einströmende Qi sehr fein, so dass viele Blockaden im Körper damit aufgelöst werden können. Die Farbe, die dabei visualisiert werden kann, ist ein strahlendes Weiß.
AH: Die Aufmerksamkeit sammelt sich im Kehlzentrum. Das AH erklingt, erst laut, dann immer leiser werdend. Wahrnehmung und Empfindung für den Klang AH sind zunächst sehr konkret und werden dann immer diffuser. Der Klang existiert und er existiert nicht, ebenso der Atem. Die Farbe dieses Klanges ist rot.
HUM: Die Aufmerksamkeit sammelt sich in der Brustmitte, d. h. am Kreuzungspunkt des Mittelkanals (Zhongmai) mit einer gedachten waagrechten Achse, die zwischen der Mitte des Brustbeins und der Brustwirbelsäule im Bereich der 3. und 4. Brustwirbel verläuft.
Dieser Bereich wird „die Mitte des Herzens“ genannt oder „mittleres Dantien“ (Zhong Dantien). Hier erklingt das HUM, erst deutlich, dann immer leiser werdend, die beobachtende Aufmerksamkeit wird immer diffuser, immer unkonkreter. Die Farbe ist blau. Langsam breitet sie sich im ganzen Brustraum aus.
Danach kann man in der gleichen Vorgehensweise alle drei Klänge in der Mitte des Herzens erklingen lassen und dabei immer tiefer in die Stille gelangen.
SO: Dieser Klang ist mit der Farbe gelb verbunden. Wiederum auf dem Mittelkanal gelegen, diesmal auf der Schnittstelle mit einer gedachten Linie, die den Nabel mit dem Bereich der 2. und 3. Lendenwirbel verbindet. Diese Stelle wird Lebenstor genannt. (Mingmen)
HA: Die Aufmerksamkeit ruht bei diesem Klang, dem die Farbe rubinrot zugeordnet ist, etwa 3 bis 4 Finger breit unter dem Nabel. Dieser Bereich wird unteres Dantien (Xia Dantien) genannt. Man verweilt dort in ruhiger Achtsamkeit, dann kann die Übung von vorn beginnen und, so wird es empfohlen, 108-mal wiederholt werden.
3. Wirkung der Übung:
Der Bereich des Kopfes wird in der chinesischen Medizin dem Yang des Himmels zugeordnet, der Bauchraum entsprechend dem Yin der Erde. Der Brustraum mit dem Herzzentrum steht für den Menschen. Der hier aufgezeigte Übungsweg führt vom höchsten Yang über die Mitte zum tiefsten Yin, so dass die beiden großen Pole des Makrokosmos im Mikrokosmos Mensch durch diese Übung in Harmonie gebracht werden können. Ist die Harmonie wiederhergestellt, entsteht Ruhe. Ist Ruhe vorhanden beim Üben, entsteht Harmonie. Ruhe und harmonisches Gleichgewicht bahnen den Weg zur Gesundheit.
Quellenverzeichnis:
Lao-Tse: Tao Te King, Manesse Verlag, Zürich, 1959
Li, Zhi Chang: Setz dich hin und tue nichts, Heyne Verlag, München, 2002
Cooper, J.C.: Der Weg des Tao, Scherz Verlag, Bern, 1977
Williams, Tom: Chinesische Medizin, Mosaik Verlag, München, 1998
Palos, Stephan: Chinesische Heilkunst, Scherz Verlag, Bern, 1984
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