Die Kunst des Heilens
§ 240
Wenn aber das, für die damals herrschende Epidemie von Wechselfieber gefundene, homöopathisch specifische Heilmittel bei dem einen oder dem andern Kranken keine vollkommne Heilung bewirkt, so ist stets, wenn nicht Sumpfgegend die Heilung verhindert, das psorische Miasm im Hinterhalte und es müssen dann antipsorische Arzneien bis zur völligen Hilfe angewendet werden.
Bei Menschen, die auf niedriger gelegenem Land und in Sumpfgebieten leben, wird nach einiger Zeit die Rückkehr eines wiederholt auftretenden Fiebers beobachtet, auch wenn ein homöopathisches Mittel gegeben wurde. Obwohl umgebende Gründe die hauptsächliche Ursache, eine verdeckte Psora, zu beeinflussen scheinen, und auch wenn die Umgebung durch eine Umsiedlung des Patienten verändert wird, sollte die Behandlung nicht gestoppt, sondern mit antipsorischen Mitteln so lange fortgesetzt werden, bis der Patient vollständig geheilt ist. Dann spielt es keine Rolle mehr, wo er lebt.
§241
Epidemieen von Wechselfiebern, wo sonst keine endemisch sind, haben die Natur chronischer Krankheiten, aus einzelnen, acuten Anfällen zusammengesetzt; jede einzelne Epidemie ist eines eignen, den erkrankten Individuen gemeinsamen, sich gleichen Charakters, der, wenn er nach dem Inbegriffe der, Allen gemeinsamen Symptome aufgefunden ist, auf das, für die Gesammtheit der Fälle homöopathisch (specifisch) passende Heilmittel hinweist, welches dann auch fast immer hilft, bei Kranken, welche vor dieser Epidemie einer erträglichen Gesundheit genossen, das ist, die nicht an entwickelter Psora chronisch krank waren.
Sehr oft genügt nur eine Dosis, um einen solchen Krampfanfall zu stoppen und die Gesundheit wieder herzustellen. In einigen Fällen ist es nicht so. Eine Wiederholung desselben Mittels in ansteigender Potenz nach jedem Anfall ist so lange erforderlich, bis sich die Gesamtheit des Anfalls verändert. Ein erneutes Auftreten der Fiebererkrankungen ist in einigen Fällen nach langer Zeit möglich. Dies geschieht meistens bei Malaria-Erkrankungen. Da der Ursprung der Krankheit tiefer als die Stärke der Medizin ist, ruht die Krankheit für eine lange Zeit und bricht dann wieder aus.
Alle wiederholt auftretenden Fiebererkrankungen epidemischer Natur sollen nur als chronische Krankheiten betrachtet werden. Sie werden eine Aufeinanderfolge akuter Anfälle aufweisen (das Symptom periodischer Wiederkehr wird nicht dabei sein). In all jene, die mit einer solchen Epidemie zu tun haben, kehrt dieselbe Art eines Anfalls zurück. Die Gesamtheit aller diesbezüglich charakteristischen Symptome, die üblicherweise in jenen Patienten auftritt, die von derselben Epidemie heimgesucht werden, führt zur Wahl eines neuen homöopathischen Mittels. Das hilft dabei, ein Mittel zu finden, das für alle von Nutzen ist. In jenen, die keine Psora haben, wird die Gesundheit wie schon zuvor bei der Gabe desselben Mittels wieder vollständig hergestellt.
§ 242
Hat man aber bei einer solchen Wechselfieber-Epidemie die ersten Anfälle ungeheilt gelassen, oder waren die Kranken durch allöopathische Mißhandlung geschwächt worden, so entwickelt sich die, leider bei so vielen Menschen schon, obgleich schlummernd inwohnende Psora, nimmt hier den Wechselfieber-Typus an und spielt dem Anscheine nach, die Rolle des epidemischen Wechselfiebers fort, so daß die Arznei, welche für die anfänglichen Paroxysmen hülfreich gewesen wäre, nun nicht mehr passend ist und nicht mehr helfen kann. Da hat man es vor der Hand bloß mit einem psorischen Wechselfieber zu thun, was dann gewöhnlich durch die feinsten Gaben Schwefel und Schwefelleber in hoher Potenz besiegt wird.
Wenn derartige epidemische Anfälle nicht durch passende Medikamente geheilt werden und man dem allopathischen Weg folgt, wird der Patient nicht nur nicht geheilt, sondern die Krankheiten kehren zurück. Der Patient wird schwach. Dieselbe Krankheit verläuft wieder über wiederholt auftretendes Fieber und der Patient leidet. Auch wenn jetzt das gleiche homöopathische Mittel gegeben wird, das zuvor schon gegeben wurde, wird die Krankheit nicht geheilt, weil die Ähnlichkeit, die anfänglich vorhanden war, nun nicht mehr da ist. Es sollte dann ein anti-psorisches Mittel, das gegen wiederholt auftretende Fieber nützlich ist, gegeben werden. Im Allgemeinen ist die Heilung möglich mit Sulphur oder Hepar Suph. Die Dosis sollte in langen Intervallen und hohen Potenzen wiederholt werden.
Erklärung
In niedrig gelegenen Gebieten können aufgrund einiger saisonal bedingter Stürme heftige Erkältungsfieber während eines Anfalls auftreten. In der Homöopathie werden solche Anfälle mit nur einer Dosis vollständig geheilt. Wenn jedoch am Anfang eine allopathische Behandlung gegeben wird, ist man nicht nur nicht in der Lage, die Krankheit mit Hilfe der allopathischen Mittel zu heilen, sondern sie kehrt immer wieder zurück und wird komplizierter. Auch wenn das homöopathische Mittel, das anfänglich hätte gegeben werden sollen, nun gegeben wird, wird man zu keinem Ergebnis kommen. Die Ähnlichkeit, die zu Beginn der Krankheit vorhanden war, kann später nicht mehr hergestellt werden. Bei solchen Gelegenheiten sollten anti-psorische Mittel gegeben werden. Zu den am meisten gegebenen Mitteln bei solchen Krankheiten gehören Sulfur und Hepar Sulph. Sie sollten in 10M, 50M und CM-Potenzen in längeren Intervallen gegeben werden. Der erforderliche Zeitabstand zwischen zwei Dosen kann zwischen drei und sechs Monaten betragen. Ein solches Intervall hängt von der Häufigkeit der Anfälle ab.
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