Zum Wesen des Aluminiumoxids
Aluminiumoxid kommt in verschiedenen Formen vor, die teilweise allgemein bekannt sind und vom Laien gar nicht mit Aluminium in Zusammenhang gebracht werden. Jeder kennt Lehm und Ton, die neben Aluminiumoxid noch Quarz und andere Beimischungen enthalten. Diese Stoffe sind schwer, binden viel Wasser, sind gut formbar, aber sie kleben auch an den Gartengeräten, an den Schuhen und an den Händen. Wir verbinden sie mit Dreck, Schmutz und Schwere. Lehmböden sind sehr mühsam zu bearbeiten, weil sie so klebrig sind und viele Pflanzen wachsen dort nicht, weil sie ihre Wurzeln nicht durch die kompakte Konsistenz dieses Bodens treiben können.
Wir verbinden Ton mit Keramik, einer urwüchsigen Form des Geschirrs im Vergleich zum edleren Porzellan, aber auch die kunstvollen Tonfiguren gehören dazu, bei deren Entstehung der Mensch zum Schöpfer wird. Und nicht zu vergessen der Brennofen, ohne den Tonprodukte nicht haltbar und benutzbar sind.
Die Giftigkeit von zu viel Aluminium kennen wir von den Böden um die Aluminiumindustrie herum, die abgetragen werden müssen, weil nichts mehr darauf wachsen kann und die Gifte ins Grundwasser gelangen können. Der Staub dieser Industrie führt zu schweren Lungenerkrankungen und Nervenschädigungen.
Aber es gibt noch die verborgene Seite des Aluminiumoxids. In der Technik könnte man ohne die Fähigkeit, Ionen in den Poren zu binden, viele Reinigungsprozesse nicht durchführen. In Wasserenthärtungsanlagen z.B. kommt Aluminiumoxid als Ionenaustauscher zum Einsatz.
Noch viel weniger bewusst ist uns die Tatsache, dass viele unserer schönsten und farbenprächtigsten Mineralien aus Aluminiumoxid bestehen, wie z. B. der blaue Saphir, der rote Rubin, der grüne Smaragd und der Topas, den es in verschiedenen Farbnuancen gibt.
Bei ihnen allen ist Aluminiumoxid ein Hauptbestandteil. So schlummert in dem schweren, schmierigen und klebrigen Lehm die Fähigkeit, mit Hilfe der Einwirkung von Zeit und Druck im Schoß der Erde zum Juwel zu werden, so wie aus dem Tongefäß erst durch das Brennen im Brennofen ein brauchbares Geschirr werden kann. Erst durch diesen mühsamen und intensiven Transformationsprozess entsteht das Wertvolle, das Nutzbare.
Und dann sollte man das reine Aluminium im Hintergrund nicht vergessen, ein silberweißes Leichtmetall, aus dem vor allem Flugzeuge gebaut werden, und es ist sehr dehnbar, weshalb man es zu dünnen Folien auswalzen kann. Es zeichnet sich durch seine Korrosionsbeständigkeit aus, die daherkommt, dass das Metall immer von einer dünnen Oxidschicht überzogen ist – das in der Homöopathie verwendete Aluminiumoxid – welche das darunter liegende Metall von äußeren Einflüssen schützt, selbst Salpetersäure kann Aluminium nichts anhaben. Aluminiumpulver schließlich verbrennt mit gleißend weißem Licht zum Oxid und wird für Vakublitze verwendet.
Wenn wir den Weg eines Menschen anschauen, der Alumina als Konstitutionsmittel in einer Phase seines Lebens benötigt, hilft uns diese Kenntnis, um die verschiedenen Formen des Aluminiumoxids, um seinen Zustand und auch sein Ziel besser erfassen zu können. Lassen Sie uns nun diesen Weg begleiten.
Karmischer Aspekt
Die Seele, die hier ins Leben kommt, hat einen schweren Weg hinter sich. Viele Leben voller Kargheit, Schwere und Ausweglosigkeit liegen hinter ihr. Leben, in denen sie unentrinnbar an entsagungsreiche Umstände gebunden war – als Sklave verschleppt, weit weg von der Heimat zur Schwerstarbeit gezwungen, als leibeigener Bauer, der miterleben musste, wie seine Angehörigen verhungerten, während er seinen ganzen Ertrag seinem Fürsten abliefern musste, der das Geld zum Fenster hinauswarf. Ein Bergwerksarbeiter oder dessen Frau, die sich in den zugigen Behausungen den Tod holten, wenn nicht Staub und giftige Gase unter Tage schon die Gesundheit zerstört hatten. Dann vielleicht als Soldat, der nie in den Krieg gewollt hatte, aber er musste für seinen König kämpfen, auch wenn das Ziel dieses Krieges ihm gar nichts nützte, aber er raubte ihm seine Existenzgrundlage und tötete seine Familie.
Man könnte diese Kette endlos weiterführen. Es ging nicht um ein spezielles Schicksal, wie ein roter Faden zogen sich schwere Arbeit, armselige Verhältnisse und unausweichliche Situationen durch die Vorleben von Alumina. Immer wieder erlebte sich die Seele gefangen in einer Situation ohne Hoffnung, als einziger Ausweg blieb nur der Tod. Was ihr immer wieder fehlte, war der Kampfgeist, die Bereitschaft, Unmögliches möglich zu machen, der Glaube an ein Wunder.
Alumina hielt sich auch nicht für würdig, eine Chance zu bekommen. Es war doch nur ein winziges Pünktchen in einem riesigen Bild. Wer sollte sich denn schon für so ein Pünktchen interessieren?!
Allmählich verlor die Seele ihre Kraft und ihren Glauben an irgendeine Besserung und hatte nicht einmal mehr die Energie, sich umzubringen. Sie schleppte sich durch die qualvollen Tage und wurde immer stumpfer und empfindungsloser, dann tat es wenigstens nicht so sehr weh. Während andere auf ein Paradies nach ihrem Tod hofften, hatte Alumina selbst diesen Lichtblick aufgegeben. Es vergaß seine Wünsche, seine Bedürfnisse, seine Begabungen, seine Ziele. Es hatte nichts mehr außer ein paar Stunden Schlaf, während dieser man vergessen konnte, aber selbst das blieb durch die herrschenden Zustände oder durch schwere Krankheit verwehrt. Alumina hatte viele Leben, in denen es nur noch vegetierte, geprägt durch die Situation in der jeweiligen Kindheit, die ihm oder ihr deutlich zu zeigen schien: Es bringt sowieso nichts, etwas zu unternehmen, hier komme ich nie raus.
Religion war kein Trost für eine solche Existenz. Eine wirkliche Religion hätte Wege gezeigt, aus diesem Jammertal auszubrechen, aber das kluge Geschwätz der Priester hielt keine echten Hilfen bereit, um diesen zerstörerischen Alltag zu verändern, und nur das hätte einen Sinn gemacht. Zum Leiden brauchte man keinen Christus, gelitten wurde sowieso schon, auch ohne ihn.
Alumina war nie ein Rebell, er ging brav jeden Sonntag in die Kirche, wenn das zu der Gesellschaft dazu gehörte. Er passte sich den jeweiligen Gepflogenheiten an, pflegte die Familienbeziehungen, wenn man darauf Wert legte, redete das, was die jeweilige Regierung hören wollte, weil er einfach keine Chance sah im Widerstand. Nie war er mit dem Herzen bei dem, was man ihm vorschrieb, er empfand keine Zugehörigkeit zu der Gruppe oder dem System und vergaß immer mehr, warum er eigentlich von Leben zu Leben wanderte. Er wurde immer stumpfer und müder, ließ sich mitziehen, schleppte sich durch die Tage und die Seele verlor allmählich ihren klaren Blick, hatte keine Motivation, keine Wünsche mehr und verhedderte sich immer tiefer in einen endlosen Strudel von Leben ohne Aussicht auf Erlösung. Die Seele vergaß, dass sie mit dieser Stumpfheit auch entsprechende Lebensumstände anzog, die dann wieder zu bestätigen schienen, dass es keinen Ausweg gab aus dieser ewigen Hölle.
Alumina vergaß völlig Qualitäten wie Freude, Begeisterung, Hoffnung oder gar Liebe.
Wenn man sich in einen solchen Zustand hineinzuversetzen versucht, kann man an dieser Aussichtslosigkeit wahnsinnig werden und auch das hat Alumina versucht, um nicht mehr ertragen zu müssen – ohne Erfolg. Auch in den Irrenanstalten gab es keine Erleichterung dieser Lebensqual. Aber das Schlimmste ist, dass es diesen Wunsch, aus den widrigen Umständen auszubrechen, auch vergessen hat. Nun ist es also wieder mal hier – mit der göttlichen Gnade eines Lebens, das Chancen bietet, eine Türe bereithält, die aus der Dunkelheit hinausführt, aber ob Alumina in der Lage sein wird, sie wahrzunehmen, ist nicht zwingend notwendig.
Auf der anderen Seite hat Alumina so lange im Schlamm herumgewühlt, dass das Gesetz der Polarität zwangsweise in Kraft tritt: Wenn ein Pol so überdimensional beansprucht wurde, muss der Gegenpol in Kraft treten – darin liegt Aluminas große Chance.
Die Alumina-Kindheit
Erst mal landet die Seele in den Umständen, die es zu überwinden gilt. Also kommt das Kind bestimmt nicht in ein großzügiges, liebevolles Umfeld. Es wird hineingeboren in den Überlebenskampf einer sozial schwachen Schicht oder in eine Zeit der Entbehrung, wie sie z.B. während eines Krieges der Fall ist.
Wenn man von der Kriegsgeneration spricht, die mit den Entbehrungen und Bedrohungen des zweiten Weltkriegs groß wurde, die Sirenen, Trümmer und Tote zu ihren Kindheitserinnerungen zählt, deren Leid aber lange nicht wert war, auch nur erwähnt zu werden, dann gibt es da bestimmt viele, denen Alumina aus ihrer Erstarrung helfen könnte, auch wenn es nicht das Konstitutionsmittel ist.
Wir denken immer nur an Ignatia, Natrium und eventuell noch Causticum bei traumatischen Erlebnissen. Wir sollten auch an Alumina denken, wenn Resignation und Freudlosigkeit die Folgen sind.
Solche Kinder sind selten Wunschkinder. Sie sind da, weil man es nicht verhindern konnte und weil die Familie bereits gelernt hat, mit Problemen zu leben, also kommt es auf eins mehr oder weniger auch nicht mehr an.
Das Baby wirkt bei der Geburt schon wie ein kleiner Greis – mickrig, dünn, mit einem schrumpeligen Gesichtchen und endlos traurigen Augen. Aber auf so etwas achten die Eltern nicht. Es geht um das tägliche Überleben, da hat man für die subtilen Dinge keinen Blick. Und das Baby macht von Anfang an nur Probleme – es verschluckt sich beim Trinken, es bekommt schlimme Krämpfe des Magenpförtners und wimmert und heult tagelang. Die Verdauung funktioniert nicht, durch die hartnäckige Verstopfung entwickeln sich kolikartige Bauchschmerzen mit üblen Blähungen.
Die Eltern – eher aus der Arbeiterschicht – sind beide berufstätig, müssen tagsüber ihre Leistung bringen, sie können mit den Unzulänglichkeiten des Babys überhaupt nicht umgehen. Meist sind noch Geschwister da, die ebenfalls versorgt werden müssen, also muss ein Medikament möglichst schnell helfen oder man lässt das Kind einfach mal brüllen, es könnte ja nur eine Laune sein.
Sehr früh bekommt das Kind die engen Grenzen in seiner Familie zu spüren.
Eine weitere Umgebung für Alumina ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, der gerade so zum Überleben ausreicht, wenn beide Eltern und die Kinder zupacken. Den Säugling stellt die Mutter am Rand des Ackers ab, während sie die Kartoffeln hackt, und sie hört nicht unbedingt gleich am anderen Ende, wenn das Kind brüllt.
In so einer Familie ist für Zuwendung, für Streicheleinheiten keine Zeit. Die Kinder werden angefasst, wenn sie versorgt werden, ansonsten findet Berührung nur statt, wenn es Prügel gibt, und die erlebt Alumina schon sehr frühzeitig.
Die Eltern kommen selbst aus ärmlichen Verhältnissen, mussten selbst schon als Kind mit anpacken und das geben sie jetzt an ihre Kinder weiter, sie machen sich in ihrem ständigen Überlebenskampf darüber auch keinerlei Gedanken. Oft gäbe es eigentlich die Möglichkeit, sich das Leben leichter zu machen, aber das zähe Ringen um das tägliche Brot ist in das System tief eingebrannt, man nimmt mögliche Erleichterungen gar nicht wahr. Das Kind hat sich anzupassen, zu funktionieren und es gibt keine Freiräume für die Entfaltung der eigenen Individualität.
Alumina-Kinder sind sehr zart und feinfühlig und haben eine ausgeprägte künstlerische Ader, aber damit können die Eltern gar nichts anfangen – das ernährt den Menschen doch nicht. Da beide Geschlechter keine Kraftprotze sind, können sie nicht sehr gut zupacken, sind schnell erschöpft und werden leicht krank, all das, was überhaupt nicht für diese Lebensumstände geeignet ist.
Das fängt schon an bei dem dreijährigen Knirps, der die Tasse runterwirft, weil er helfen soll und es noch nicht kann, dann kriegt das Kind zu hören: „Du bist ja zu gar nichts nütze, alles machst du falsch.“ Und beeindruckbar wie Alumina ist, verinnerlicht es für sich diese Eigenschaft.
Solche und ähnliche Kommentare begleiten Alumina durch seine ganze Kindheit. Wenn es dann einmal glaubt, ihm sei etwas gelungen, wird die Hoffnung durch eine harsche Kritik zunichte gemacht. Von dem ersten Moment an erhält es die Botschaft, nicht in Ordnung zu sein.
Dabei ist Alumina nicht aufdringlich oder laut, es hat ein stilles, zurückgezogenes Wesen und wird manchmal von seinen Mitmenschen einfach vergessen, weil es nicht um seine Rechte kämpft. Da es ja sowieso alles falsch macht, darf es auch keine Ansprüche stellen.
Im Kindergarten tritt es überhaupt nicht in Erscheinung – obwohl es solche Ansammlungen von Kindern scheut, geht es klaglos hin, denn es weiß, es kriegt Prügel, wenn es sich beklagt oder zumindest eine ordentliche Strafpredigt.
Aber das Kind hat auch keine eigene Meinung. Wenn die Erzieherin die Kinder etwas auswählen lässt, drängen sich Sulfur, Sepia, Lachesis und Phosphor vor, für Alumina bleibt entweder nichts übrig oder die Zeit ist schon um, wenn es endlich drankäme. Versucht die Erzieherin dann Alumina zum Zug kommen zu lassen, hat es keine eigene Meinung und steht ganz verschüchtert, mit hochgezogenen Schultern da und schüttelt nur den Kopf, weil es vor lauter Aufregung, einmal im Mittelpunkt zu stehen, völlig verwirrt ist und kein Wort herausbringt.
Es macht immer mit, trotzt nicht wie die anderen, aber es ist auch nie mit Feuereifer bei der Sache und was am meisten auffällt, es lacht nie laut und fröhlich wie die Altersgenossen, immer wirkt sein Blick traurig, sein Gesichtsausdruck ernst. Wenn es gelingt, dem Alumina-Kind ein Lächeln zu entlocken, ist das ein großer Erfolg.
Von den anderen Kindern wird es akzeptiert, aber es hat auch keine speziellen Freunde. Wenn es darum geht, einen Partner auszuwählen, bleibt Alumina bei ungeraden Zahlen übrig oder es muss mit dem anderen Kind zusammen gehen, das nicht schnell genug war. Mit Calcium-Kindern kommt Alumina noch am besten zurecht, diese erwarten auf Grund ihrer eigenen Langsamkeit nicht so viel von Alumina und sie sind nicht dominant und nicht aufdringlich.
Eltern von Alumina-Kindern fragen nie bei den Erzieherinnen nach, ob alles klappt, sie sind froh, wenn alles in geregelten Bahnen läuft und machen ihrem Sprössling die schlimmsten Vorhaltungen, wenn es auch nur die kleinsten Unannehmlichkeiten gibt. Lob kennt ein solches Kind gar nicht, wenn es mal etwas fertigbringt, an dem die Erwachsenen nichts auszusetzen haben, dann wird es nicht erwähnt und umso schlimmer sind die Vorhaltungen, wenn auch nur die kleinste Kleinigkeit daneben geht. Das Kind aber lässt die Schimpfereien still und mit gesenktem Blick über sich ergehen. Alumina lässt sich zurechtbiegen und verliert dabei seine ursprüngliche Gestalt.
Die Alumina-Schul- und -Teenagerzeit
Alumina erlebt die Einschulung als Horror: Es stirbt fast vor Angst vor den Anforderungen der Schule und der gleichzeitigen Angst vor dem eigenen Versagen. Zu oft hat es schon im elterlichen Betrieb hören müssen, dass es zu nichts tauge. Aber diese Ängste werden nicht verbalisiert, das Kind hat sich schon so auf die Erwartungen der Eltern eingestellt, dass es selbst diese Ängste kaum noch spürt und sie ins Unterbewusstsein abdrängt. Sie zeigen sich nur auf der Körperebene:
Ständig zeigt sich der Husten, die Augen sind immer wieder entzündet oder eine Bronchitis löst die nächste ab, trotz Antibiotika-Therapie. Aber im Übrigen imponiert Alumina als unauffälliger, unproblematischer Schüler, der nie viel spricht, sich selten meldet und auch in den Leistungen im Mittelfeld angesiedelt ist.
Im Sport hat ein Alumina-Kind seine Probleme. Es wirkt steif und ungelenk und stellt sich bei den Geräten sehr ungeschickt an. Es schämt sich entsetzlich für seine Unfähigkeit und wird noch ein bisschen stiller, noch ein bisschen unauffälliger als bisher.
Die Eltern merken von all dem nichts. Wenn es nach der Schule die Hausaufgaben erledigt hat, wartet schon ein Berg Arbeit: kleinere Geschwister hüten, einkaufen, den Stall ausmisten, Wäsche aufhängen. Einfach mal rumhängen oder gar nicht wissen, was man mit der Zeit anstellen soll, das kennt ein Alumina-Kind überhaupt nicht. Der Tag ist angefüllt mit Pflichten und Erwartungen der Erwachsenen, für die eigenen Wünsche bleibt kein Raum.
Wohl hört das Kind in der Schule von den neuesten Modetrends, den tollen Kinofilmen, den neuesten Hits, aber durch die tiefe Resignation der Seele bleibt keine Energie für irgendein persönliches Engagement und es weiß ja, dass seine Wünsche sowieso nichts zählen. Es gibt immer Dinge, die nötiger und nützlicher sind als die kleinen sinnlosen Seelentröster.
Wie könnte man solchen jungen Menschen denn helfen, sich zu entfalten und zu sich zu finden? Die Eltern bräuchten viel Zeit, viel Beobachtungsgabe und viele Gespräche, in denen sie sich sanft an die Kinder herantasten, ihnen die Angst nehmen vor Zurechtweisung und Kritik. Ein solches Kind bräuchte die Möglichkeit, verschiedenes auszuprobieren, um ganz allmählich spüren zu lernen, was zu ihm passt und was nicht. Da die Kinder von Natur aus pflichtbewusst und zuverlässig sind, muss man sie nicht an die kurze Leine nehmen, im Gegenteil, sie brauchen viel Freiraum im wahrsten Sinn des Wortes – ein eigenes Zimmer, das man selbst einrichten darf, ein paar Tage, die man selbst gestalten kann, ein Hobby, das man selbst aussuchen darf – das sind heilende Elemente für die Alumina-Seele. Und um das Wichtigste nicht zu vergessen: Viel Wärme und Zuwendung, ohne sich dem Kind überzustülpen, aber die Bereitschaft, dass es sich jederzeit anlehnen darf, wenn es das möchte, ihm helfen, den Wert seiner eigenen Person zu erfahren, so wie es in der Systemischen Therapie heißt: „Halte mich, weil ich bin!“
Wenn dies alles aber fehlt, nimmt das Trauma seinen Lauf. Alumina kommt in die Pubertät und erlebt auch hier nur Einsamkeit. Kein Elternteil interessiert sich für die inneren Stürme, wenn ein Mädchen beginnt, für einen Jungen zu schwärmen und gleichzeitig sich verbietet, das zu tun, nach dem Motto: „Den krieg ich ja doch nicht, dem bin ich nicht gut genug.“
Eigentlich hatte ich selbst für mich nie Alumina einbezogen, hätte ich es nicht akut für mich gebraucht und dadurch entdeckt, dass das Mittel mit meiner Geschichte sehr viel zu tun hat. Meine Großmutter, die mich erzog, wurde nicht müde, mir zu erklären, dass ich nicht gut genug sei, weil meine Eltern geschieden seien und ich am besten meinen Mund halten sollte, um mich nicht zu blamieren. Außerdem wohnten wir in einer sehr sanierungsbedürftigen Altbauwohnung, die meine Oma nicht gerne zeigte. Ich durfte keine Einladungen annehmen, weil dann ja auch die Kinder zu mir hätten kommen müssen und dann hätte man gesehen, wie unzureichend unsere Wohnung war. Also wiederholte ich brav ihre Ausreden, wenn ich doch einmal eine Einladung bekam und hielt mich möglichst ganz im Hintergrund, um dieser Gefahr zu entgehen. Als ich dann in die Pubertät kam, verbot ich mir, für tolle Jungs zu schwärmen, denn die wollten ja sowieso nichts von mir. War ich im Sport schlecht – und das war ich öfters – war ich „genau so steif wie mein Vater“ und der schien sowieso alles zu verkörpern, was schlecht war. Sehen durfte ich ihn selbst nicht – das wurde mir verboten – und kapierte ich etwas nicht gleich, war ich genauso ungeschickt wie meine Mutter, der die Oma alles abnahm, weil sie dazu nicht fähig war. Also was war ich eigentlich?
Ich litt in der Pubertät wie ein Tier – ich sollte erwachsen werden und wusste nicht, auf was ich aufbauen sollte, ich hatte ja nichts Wertvolles als Grundlage. Deshalb versuchte ich, alles so perfekt wie möglich zu machen, was ich tat, genau zu kontrollieren, damit ich ja keine Fehler machte. Mit diesem Muster gelang es mir, mit extrem hohem Energieaufwand zu überleben. Meine Mutter selbst hatte keine eigene Meinung, sie war in ihrer Berufstätigkeit voll gefordert und ließ sich von meiner Großmutter alles vorschreiben mit dem Vorteil, dass ihr auch alle Hausarbeit abgenommen wurde.
Ich war zwar künstlerisch sehr begabt, jedem gefielen meine Bilder, aber so etwas wurde nicht gefördert, es wurde als „brotlose Kunst“ abgetan. Ich kam gar nicht auf die Idee, ein Kunststudium zu beginnen, sondern entschied mich für den soliden, aber für mich mühsameren Weg der Naturwissenschaften.
Es fällt nach dieser Schilderung nicht weiter schwer, sich die Teenagerzeit von Alumina vorzustellen. Die eigene Individualität wurde gebrochen, was bleibt, ist die Verinnerlichung der Ansprüche des Außen und deren Verwirklichung ist immer mit großer Mühe verbunden – es entspricht ja nicht dem eigenen Wesen – wie mit Lehmklumpen an den Schuhen geht Alumina durchs Leben. Da ist an Flirten, an Rumalbern und Blödsinn machen gar nicht zu denken. Alles ist furchtbar ernst und schwierig und jeder kleine Fehler hat üble Folgen. Den Lieblingssatz meiner Großmutter: „Der Vogel, der am Morgen singt, den frisst am Abend die Katze“ verinnerlichte ich und ich sang am besten erst gar nicht, sondern tat meine Pflicht – in der Schule wie zu Hause. Wenn die anderen ausgingen, saß ich in unserer Wohnküche und las – ich hatte kein eigenes Zimmer – Berge von Büchern, wenigstens das war mir gestattet, das trug zur Bildung bei. Und so lebte ich in den bunten Welten der Fiktion, um meine graue, öde Welt aushalten zu können.
Ich wagte nie, zu flirten und suchte die Freundschaft eines Jungen, der auch in schwierigen Verhältnissen lebte. Eigentlich schwärmte ich für einen ganz anderen, aber der wollte ja sowieso von einer wie mir nichts wissen, ich beschränkte mich also auf das Erreichbare.
Jungen reagieren noch viel extremer. Ihnen wird von ihren Vätern ständig vorgehalten, wie unfähig, wie blöde sie wären. Aber sie rebellieren nicht wie Tuberkulin und hauen ab. Sie versuchen, so perfekt zu sein, dass selbst der Vater nichts mehr auszusetzen hat und sie schaffen es um den Preis ihrer Jugend und ihrer persönlichen Freiheit. Es sind Erwachsene, bevor sie jung waren – ernsthaft, pflichtbewusst, zuverlässig und sie haben alles im Griff. Aber ihnen fehlt die Dominanz von Lachesis und die Pedanterie von Arsen. Etwas Trockenes und Farbloses geht von ihnen aus, deshalb interessieren sich Mädchen auch nicht für sie. Sie haben erst sehr spät eine Freundin und die wird nach praktischen Gesichtspunkten ausgesucht – dass sie ins Geschäft oder in den Hof hineinpasst – das Herz hat bei der Wahl zu schweigen, das wird nicht gefragt.
In den Kibbuzim der Gründerjahre Israels erlebten Kinder massenweise ein Alumina-Schicksal. Sie wurden früh von den Eltern getrennt, damit die wieder arbeiten konnten und im Kinderhort zusammengefasst. Sie aßen und schliefen auch dort und kamen nur an Wochenenden mit ihren Eltern in Kontakt. Auch die Ferien verbrachten sie in der Gemeinschaft. Selbst ihre Unterwäsche war Allgemeingut. Jeder hatte das gleiche und nach dem Waschen wurde einfach den Größen nach wieder alles verteilt. Niemand fragte nach den individuellen Bedürfnissen der Kinder. Das Wohl des Landes und des Bodens hatte absoluten Vorrang. Heute sind die Kibbuzim ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor in Israel, aber niemand fragt nach dem Preis, den die Menschen dafür zahlen mussten und für die Kinder gab es keine Alternative, sie waren ihren Umständen ausgeliefert und sie passten sich an.
Ein weiteres Beispiel für eine Alumina-Situation schildert der Film „The Village“: Eine scheinbar mittelalterliche Gemeinde wird gezeigt, in der strenge Regeln herrschen. Die nächste Stadt scheint unerreichbar zu sein, weil im Wald Wesen, die so genannten „Unaussprechlichen“ ihr Unwesen treiben. Erst als ein junger Mann von einem eifersüchtigen Behinderten niedergestochen wird, erfährt man so allmählich, dass dies alles ein Kunstprodukt ist. Frustrierte Großstädter unserer Zeit haben sich eine eigene Welt geschaffen, die „Unaussprechlichen“ waren eine Fiktion zur Abschreckung, den Wald zu verlassen. Ausgerechnet die blinde Verlobte des Opfers bekommt die Erlaubnis, in die Stadt zu gehen, um die lebensrettenden Medikamente zu holen. Der Zuschauer erlebt, dass diese Gemeinschaft mitten in einem unzugänglichen Reservat lebt, abgeschnitten von der restlichen Welt. Da das Mädchen blind ist, kann sie die normale moderne Welt nicht sehen. Die Sorge um den Verlobten treibt sie zurück, sobald ihr ein junger Ranger die Medikamente bringt. Da wird einer neuen Generation die Möglichkeit genommen, selbst zu entscheiden, welches Leben sie führen will. Viel mehr noch, die jungen Leute werden mit Hilfe von Angst gefügig gemacht und in diese kleine künstliche Welt gepresst, sie haben keinerlei Chance, ihr wirkliches Wesen zu entfalten und selbst ihr Leben zu gestalten – das ist Alumina.
Das blinde Mädchen ist das Symbol dafür, wie eine Persönlichkeit gar nicht mehr erkennen kann, dass es außerhalb der schlammigen, glitschigen Waldwege noch eine andere Welt gibt, zusätzlich bindet sie noch der leidende Partner. Eine bedrückende Szene, die ein flaues Gefühl hinterlässt – man ist gefangen und merkt gar nicht, wie sehr – das ist Alumina.
Bei der Berufswahl entscheidet sich Alumina – meist mit einem durchschnittlichen Schulabschluss – fast immer für einen bodenständigen, vernünftigen Beruf. Es wird Lehrer, Beamter, Bankangestellter und die Talente, die Juwelen eines Individuums, bleiben im schweren Lehmboden verborgen.
Der Alumina-Erwachsene
Alumina-Frauen heiraten früh, denn sie haben die Vorstellung der Gesellschaft übernommen, dass es das größte Glück einer Frau zu sein hat, eine Familie zu haben. Sie schließen vielleicht noch ihre Berufsausbildung ab und hätten aufgrund ihrer Zuverlässigkeit und ihres Einsatzes Karriere machen können, aber sie entscheiden sich für das Heiraten und die Familie und sie wählen einen anständigen, ordentlichen Mann, mit dem das auch zu verwirklichen ist. Da sie sich selbst überhaupt nicht kennen, haben sie das Gefühl, alles sei in bester Ordnung, sie vermissen scheinbar nichts und bauen ihre kleine Welt auf, die auf tönernen Füßen steht.
Wenn sich dann noch Kinder einstellen, ist das junge Paar völlig überfordert. Die Frau erlebt die Geburt des Kindes nicht als Freude, sondern als eine zusätzliche Last. Sie hat bei sich selbst nie erfahren, dass Kinder eine Bereicherung sind und kann es auch nicht weitergeben.
Sie fühlt sich erdrückt von all den Pflichten und der Verantwortung. Man sollte bei Wochenbettdepressionen auch an Alumina denken, das Teste als das chronische Sepia bezeichnet.
Diese Überforderung wirkt sich auch auf die Ehe aus. Es kommt zu Streitereien, bei denen die Alumina-Frau zur Schuldigen wird: „Du hast doch unbedingt das Kind gewollt!“ Diese Vorwürfe sind nicht unberechtigt, denn Alumina hat ja auch die gesellschaftlichen Normen absorbiert und erkennt erst in deren Auswirkung, dass sie nicht damit zu Recht kommt. Aber es liegt nicht daran, dass sie mal wieder zu allem zu blöde ist, sondern dass sie sich selbst überhaupt nicht kennt und gar nicht weiß, was zu ihr gehört.
Wenn die Ehe zerbricht, ist das noch eine große Chance. Viel schlimmer wird es, wenn chronische Krankheiten wie MS oder Epilepsie auftreten, die noch mehr an die bestehenden Zustände binden und ein Ausbrechen fast unmöglich machen. Vor allem MS-Kranke werden dann verbittert und starr – wie ein Tonklumpen, der allmählich austrocknet und spröde wird.
Männer dagegen heiraten eher spät, weil sie erst die Voraussetzungen schaffen wollen, die Verantwortung für eine Familie zu tragen. Sie heiraten – wie auch die Frauen – nicht die große Liebe, sondern die Frau, die am besten geeignet scheint. Die Ehe wird dementsprechend freudlos und trocken. Zwar sind Alumina- Männer treu und zuverlässig und sorgen aufopfernd für ihre Familie, aber sie reden nicht über Probleme, lehnen Veränderungen ab, die nicht offensichtlich notwendig sind, sind immer mit irgendeiner Arbeit beschäftigt, delegieren an alle Familienmitglieder Aufgaben und können auch die kleinen Nöte ihrer Kinder überhaupt nicht nachvollziehen. Obwohl sie eigentlich eine ausgeprägte Sexualität haben, leben sie diese nur wenig. Ihnen fehlt der Zugang zu Nähe und zu Zärtlichkeit, das haben sie zu Hause nie erlebt und sich selbst in der Teenagerzeit die Erfahrung verboten, da versuchten sie, die Erwartungen von außen zu erfüllen.
Heute steigen Frauen aus solchen kargen Beziehungen aus. Scheidung ist kein Makel und die meisten Frauen haben einen Beruf. So steht ein Alumina-Mann plötzlich alleine da und versteht die Welt nicht mehr. Er ist der festen Überzeugung, er habe seiner Frau alles geboten, habe alles für seine Kinder getan, habe nie gebrüllt, nie geprügelt und das sei nun der Dank. Entweder er zieht sich verbittert zurück, wird ein unerträglicher Eigenbrötler, der kaum noch zu einer Unterhaltung in der Lage ist, der sich in seine Arbeit vergräbt und irgendwann nach einem schweren Schlaganfall zum Pflegefall wird oder er geht den mühsamen Weg einer Therapie.
Für den Behandler ist ein Alumina-Mann ein anstrengender Patient. Es bedarf der Geduld und wirksamer Techniken, ihm zu zeigen, wie reduziert er eigentlich lebt und das dauert, bis er wieder fühlen kann, was er abgespalten hatte, um zu überleben.
Beide Geschlechter machen sich das Leben so schwer wie möglich. Alumina geht nie den einfachen Weg, es sucht sich immer das aus, was am mühevollsten und am schwierigsten ist.
Alumina ist deshalb auch ein gutes Mittel für Erschöpfungszustände, von denen sich der Betroffene einfach nicht erholt. Meist findet man dann auch in der Biografie Alumina-Anteile – so wie auch bei mir.
In den letzten drei Jahren hatte ich extrem viel um die Ohren gehabt, sowohl beruflich wie auch privat. Neben all den zusätzlichen Belastungen gingen Praxis und Seminare weiter und wie immer schaffte ich alles, nur ich wurde immer erschöpfter, immer freudloser, immer weniger belastbar. Selbst Bagatellen wie eine nicht bezahlte Rechnung von Patienten oder eine unbedachte Bemerkung einer Verkäuferin konnten mich aufregen. Ich empfand jede zusätzliche Kleinigkeit sofort als unüberwindbaren Berg und ich konnte kaum noch Entscheidungen treffen, weil ich sofort die Folgen einer Fehlentscheidung fürchtete. Alles war zu viel, alles war bedrohlich geworden. Meine Mittel, die mir sonst halfen wie Carbo animale oder Acidum phosphoricum versagten ihren Dienst und dann erwischte mich auch noch eine Grippe, die scheinbar gar nicht mehr enden wollte. Ein Husten hielt sich zäh und therapieresistent, ich fühlte mich nur noch schlapp und müde.
Drosera, Tuberkulin – sonst zuverlässige Helfer waren ohne Wirkung, bis ich bei der Vorbereitung zu diesem Buch auf Alumina stieß und mich erinnerte, dass ich das Mittel schon mit gutem Erfolg bei zähen und langwierigen Infekten der Atemwege eingesetzt hatte. Aluminium-Vergiftungen führen zu üblen Lungenentzündungen – und es war wie eine Erlösung, der Husten war nicht mehr so quälend, ich schlief sehr ruhig und tief und ich spürte wieder mehr Kraft. Allerdings musste ich das Mittel wiederholen. Es dauert, bis die Wirkung greift – ähnlich wie bei Bryonia.
Mir wurde natürlich klar, wie viel das Mittel auch mit mir zu tun hatte – Pflichtbewusstsein bis zum Umfallen, immer den schweren Weg wählen, was zwar sehr wohl gelingt, aber mit einem Kraftaufwand an Energie verbunden ist und Spuren hinterlässt im Energiehaushalt.
Ich hatte zwar sehr wohl inzwischen meine Persönlichkeit entfaltet und wusste genau, was ich wollte und was nicht, aber es gab wohl noch einen Aspekt aus meiner Kindheit, der mein Leben subtil beeinflusste – ich konnte das Leben nicht vertrauensvoll erfahren, ich meinte immer, ganz viel Einsatz bringen zu müssen, dass etwas gelingen konnte. Das waren die Überreste meiner Kindheit, in der man meine Individualität gebrochen hatte, bis ich in das kleine Schächtelchen meiner Familie hineinpasste und ich nur mit viel Aufwand so sein konnte, wie sie mich haben wollte. Ich hatte zwar meinen Persönlichkeitsanteil im Laufe vieler Jahre wieder zusammengesetzt und kann heute durch meine eigene leidvolle Erfahrung vielen Menschen helfen, aber die Leichtigkeit, die fehlte mir immer noch. Die Schwere, die Mühsal machten mein Leben hart und anstrengend und das schlimmste war, ich zog damit auch harte, mühsame Umstände an. Alumina wurde mir ein guter Lehrer und ich lerne immer noch, mehr Optimismus und Freude zuzulassen.
Die Alumina-Heilung
Bis zur Restaurierung der gesamten Persönlichkeit ist es ein langer Weg. Zuerst einmal muss der Patient begreifen, dass dies alles ihm passiert ist, weil er etwas ganz anderes aussendet als das, was er in seinem Inneren fühlt. Trotz der Unterdrückung seiner Individualität in der Kindheit, trotz aller Anpassungsbemühungen kann man das Wesen eines Menschen nicht ganz manipulieren. Unser Wesenskern bleibt erhalten und der bewirkt, dass wir über unsere Anpassung selbst stolpern und dass unsere Mitmenschen diese Unstimmigkeit sehr wohl merken und uns zum Vorwurf machen. Scheint es doch, als würde Alumina etwas vortäuschen wollen, was es nicht wirklich ist.
Alumina lernt in der Therapie ganz allmählich seine Individualität kennen, erfährt, was es für sein Leben braucht und was nicht. Es bekommt Schritt für Schritt auch ein Gespür dafür, wann es wieder versucht, sich an Erwartungen im Außen zu orientieren, ohne nach dem eigenen Bedürfnis zu fragen. Immer dann geht es ihm schlecht und es treten alte Körpersymptome auf. Er lernt, auf diese Warnampeln zu achten. Ganz mühsam fasst er auch den Mut, sich so zu zeigen, wie er wirklich ist, anstatt sich ins hinterste Eck zu verkriechen und – oh Wunder, sein Umfeld lehnt ihn nicht ab, verurteilt ihn nicht, im Gegenteil, er findet Menschen, mit denen er wirklich in Beziehung treten kann, gerade weil er es wagt, sich zu zeigen.
Allerdings steckt darin auch eine Gefahr: Wenn eine Alumina-Frau einen sehr starren, konservativen Ehemann hat, der sie so angepasst, wie sie war, gerade richtig fand, dann kann es sein, dass so eine Ehe in die Brüche geht, es sei denn, der Partner macht die Veränderung mit. Denn es ist für beide eine große Chance, endlich den wirklich passenden Partner zu finden, anstatt sich ein Leben lang etwas vorzumachen und sich dabei gegenseitig zu verletzen.
Aber mit dieser Selbstfindung kommt eine ganze Lawine ins Rollen, oft erkennt Alumina, dass es ganz andere Neigungen und Talente zur Verfügung hat als bisher wahrgenommen. Dann wechselt Alumina im Laufe seiner Therapie den Beruf, um zu erkennen, dass man mit weniger Aufwand wesentlich mehr erreichen kann, wenn man seine Fähigkeiten nutzt. Außerdem bringt dann die Arbeit Freude und dient nicht nur dem Lebensunterhalt.
Freude – das ist das größte Thema im Leben eines Alumina-Menschen, der sich mit Schwere und Pflicht gut auskennt, aber nicht mit Freude und Leichtigkeit. Alumina lernt erst ganz langsam, dass diese Seite auch zum Leben gehört.
Indem es seine Persönlichkeit kennen lernt, formt es das Gefäß aus dem Tonklumpen, indem es seine Talente verwirklicht, gräbt es seine Juwelen aus dem Schlamm, aber die Leichtigkeit des Metalls zuzulassen, das erfordert einen weiteren Transformationsprozess.
Eigentlich ist Alumina in den Tiefen seiner Seele ein sehr religiöser Mensch, aber mit diesem harten, unbarmherzigen oder auch banalen Gott der Amtskirchen will es nichts zu tun haben und hat das Kapitel oft ausgeklammert. Erst wenn Alumina den Impuls bekommt, dass es jenseits jeder menschlichen Einschränkung einen freudvollen, liebenden Gott gibt, der nur will, dass es seinen Geschöpfen gut geht, der sich aber auch nicht einmischt, wenn die Menschen lernen wollen, selbst Schöpfer zu sein und dabei ihre Fehler machen, dann entwickelt Alumina seine spirituelle Seite. Alumina braucht die Gewissheit, dass es sein Leben beeinflussen kann, dass es nicht den Umständen ausgeliefert ist und dass immer in jeder Situation eine Botschaft steckt, die wir verstehen lernen müssen, nur dann kommen wir weiter. Es gibt neben den harten, mühsamen Lernprozessen, die jeder vorgesetzt bekommt, auch die Freude und die Leichtigkeit, das Leben einfach nur genießen zu dürfen und die Fülle anzunehmen, die sich erst dann zeigen kann, wenn wir sie zulassen. Dann kann uns endlich der Blitz der Erkenntnis treffen, so dass wir uns nicht mehr in den Niederungen des Lebens verirren.
Es gibt eine schöne Legende, die diese Heilung abrundet:
Zwei Tonklumpen stehen bereit zur Verarbeitung. Der eine hört, wie der andere, der zuerst an der Reihe ist, fürchterlich stöhnt und jammert und er nimmt sich vor, so schwer will er es nicht haben. So wird er eine Bodenplatte, die in einem Tempelboden verlegt wird. Da sieht er eine wunderschöne Buddhastatue stehen und bestaunt sie aus seiner tiefen Position und fragt, wie es kommt, dass das so eine schöne Statue ist und er nur ein grober Klotz. Die Statue antwortet: „Wir sind beide aus dem gleichen Ton, aber ich habe zugelassen, dass man mich bearbeitet hat und habe die Qualen des Prozesses nicht gescheut. Du aber hast den einfachen Weg gewählt und deshalb bist du jetzt nur ein einfacher Stein.“
Typus
Kinder
- Bettnässen
- Dünn, hager
- Sieht älter aus, als es ist
- Altklug, pflichtbewusst
- Still, unauffällig
- Angst vor dem Alleinsein
- Müssen mitarbeiten
Redensarten
- Ich komme nicht vom Fleck
- Ich stecke fest
- Der letzte Dreck
- Das Krüglein geht so lang zum Brunnen, bis es bricht
- Wie der Blitz
Praktische Hilfen
Träume, die auf das Mittel hinweisen
- Man müht sich ab und kommt nicht vom Fleck
- Man will gehen und die Füße sind bleischwer
- Steckenbleiben im schweren Lehmboden
- Von Pferden
- Waten im Wasser und es ist voller Schlangen
- Im Traum benommen und erschöpft
- Von dunklen Gestalten, die herum huschen
- Vom Tod, von Beerdigungen
- Von der Gefahr, aus einer großen Höhe herunterzufallen
- Von gleißenden Blitzen
- Von hässlichem Ungeziefer
- Vom Ertrinken
- Unruhige, erschöpfende Träume
Key-Notes
Schwere, mühselig, lähmend, trocken, freudlos, Zweifel, unschlüssig, qualvoll, stecken bleiben, klebrig, rissig, weich, formbar, hektisch, wechselhaft – Leichtigkeit und Zuversicht wechseln mit Schwere und Mutlosigkeit, heimatlos, melancholisch, feuerfest
Essenz
Egal, wie sehr ich mich abmühe, ich komme nicht vom Fleck. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll.
Symbole
Lehm, Acker, Scholle, Ton, Krug, Töpferscheibe, Töpfer, Heilerde, Ziegel, Klumpen, Brennofen, Adam, Golem, Bauer, Kibbuz, Ochse, Karren, Straßen im Mittelalter, Staub, Lichtblitz, Katalysator, Flugzeug, Alaun, Saphir, Smaragd, Amethyst, Rubin, Prag
Literatur/Filme
Eduard Petiska: Der Golem
Gustav Meyrink: Der Golem
Bertolt Brecht: Mutter Courage
Paulo Coelho: Der fünfte Berg
Filme: The Village, Les Misérables
Märchen/Mythen
Genesis: Erschaffung Adams
Die Golemsage
Persönlichkeiten
Prophet Elia
Moses
Johannes Paul II
Lotte Lenya
Musik/Instrumente
Carmina Burana
Sport
Sportflieger
Federball
Wattwandern
Berufe
Töpfer
Ofenbauer
Landwirt
Höhlenforscher
Geologe
Ranger
Flugzeugkonstrukteur
Heilungshilfen und Hobbys
Lehm- Moor- und Schlammpackungen
Baden im Toten Meer
Töpfern
Ein Kibbuz besuchen
Retreat in der Wüste
Blödeln und lachen
Die Heimat in sich finden
Fußbäder
Aromatherapie
Sich verwöhnen lassen (Lavasteine, Öle, Massagen)
Einen freudigen, schenkenden Gott finden
Heilung
Der Brennofen des Lebens hat mich zu einem reinen Gefäß gemacht, ich bin bereit für die Fülle.
Mit freundlicher Genehmigung Auszüge entnommen aus dem Buch „Der homöopathische Seelenspiegel“ Band III von Sarah Sylvia Hiener, Steißlingen. Bestellung über Info@schulamith.de
Kontakt
Sarah Hiener
Naturopath
D 78255 Steisslingen
Germany
www.sarah-hiener.de
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