Die Mistel ist eine wundersame Pflanze, die erst in den Wintermonaten, wenn die Bäume kahl sind, richtig sichtbar wird.
Die Mistel wächst in Kugelform im Lichtschatten der Baumblätter auf verschiedenen Baumarten. Sie senken ihre Wurzeln (Senker) durch die Rinde des Wirtsbaumes hindurch in die Cambiumschicht und bis hinein ins Holz. Dort verankern sie sich und ziehen aus den Säften des Baumes Flüssigkeit und Nährstoffe, kann aber durch ihre grünen Blätter selbst Photosynthese betreiben. Grün sind nicht nur die äußerst langlebigen Blätter, deren Ober- und Unterseite sich in nichts unterscheiden, grün sind die Stängel und der Stamm, grün sind sogar die Senker, die eine wurzelähnliche Verbindung zwischen der Mistel und ihrem Wirtsbaum herstellen und dem Licht doch nie ausgesetzt sind, grün sind auch die Kerne in den klebrigen weißen Früchten, die von bestimmten Vogelarten gegessen und an den Schnäbeln klebend oder mit dem Kot auf andere Bäume verschleppt werden.
Der wärmespeichernden Fähigkeit der Mistel entspricht auch ihrer geometrisch genaue Kugelform, die uns im Pflanzenreich in dieser Exaktheit nur selten begegnet. In der Kugelform äußern sich die Kräfte der Gestaltung, der Ordnung und der Rhythmik. Die Mistel kann nach allen Seiten gleichmäßig wachsen, auch nach unten. Nur dadurch ist sie zur Bildung der Kugelform fähig. Aufgrund ihrer besonderen Wuchseigenschaften galt die Mistel früher als Allheilmittel.
Die Misteln wachsen langsam und vereinzelte Misteln können einem großen Baum nicht viel anhaben.
Bestimmte Baumarten werden bevorzugt von Misteln bewachsen, beispielsweise Pappel, Apfelbäume, Tanne. Andere Baumarten wie Birnbaum, Eberesche, Kiefer, Linde und Weiden werden nur ab und zu von Misteln bewachsen und sehr selten wächst die Mistel auch auf Eichen, wo sie als besonders heilkräftig gilt.
In früheren Zeiten war die Mistel eine wichtige magische Pflanze, die von den Druiden mit goldenen Sicheln geerntet wurde und nicht zu Boden fallen durfte, sonst würde sie ihre besondere Wirkung einbüßen.
Zur Zeit der Wintersonnenwende und als Weihnachtsschmuck wird sie gerne an die Haustüren gehängt, um das Haus vor Schaden zu bewahren. Wer sich unter Misteln küsst, soll ein glückliches Liebespaar werden.
Anwendungsmöglichkeiten
Die immergrüne Pflanze wird in der modernen Pflanzenheilkunde gegen Bluthochdruck und auch als begleitende Therapie gegen Krebs eingesetzt. Aber die Mistel hat noch eine Menge anderer Heilwirkungen. Sie stärkt auch die Nerven und kann daher Kopfschmerzen und Schwindel lindern. Durch die Nervenstärkung kann sie auch bei Epilepsie helfen und die Anfälle seltener machen. Auch gegen die Neigung zu wiederholten Fieberkrämpfen bei Kindern soll die Mistel (ähnlich dem homöopathischen Silber) helfen.
In den Wechseljahren kann die Mistel die typischen Wechseljahresbeschwerden lindern. Auch gegen Menstruationsbeschwerden hilft die Mistel und durch ihre blutstillende Eigenschaft kann sie Gebärmutterblutungen stoppen. Das macht die Mistel zu einer wertvollen Heilpflanze nach Geburten, denn sie kann den Wochenfluss abkürzen.
Was früher als Hokuspokus von der Schulmedizin belächelt wurde, kann nun sogar mit wissenschaftlichen Studien belegt werden: Die Eiweißverbindungen in der Mistel mobilisieren das natürliche Abwehrsystem des Körpers und minimieren die Nebenwirkungen einer Chemotherapie.
Auch wenn einige Mediziner noch skeptisch sind, verschreiben viele andere ihren Patienten bereits eine Misteltherapie auf Kassenrezept. Mittlerweile erhalten bereits 60% Prozent der Krebspatienten in Deutschland diese ergänzende Therapie.
Pfarrer Kneipp hat die Mistel im 19. Jahrhundert lediglich zur Blutstillung eingesetzt. Heute nutzt man die immunstärkende Wirkung der seltenen Eichenmistel sogar bei chronischer Leberentzündung. Dr. med. Andreas Reimer beschreibt die Mistelbehandlung als Alternative zur Interferontherapie bei chronischer Hepatitis C.
Die Mistel ist jedoch leicht giftig und muss richtig angewendet werden.
Zubereitung
Innerlich als Tee
Misteltee wird immer als Kaltauszug angesetzt. Man verwendet 3 Teelöffel von feingeschnittenen Stängeln und Blättern, setzt mit 3 Tassen kaltem Wasser an, lässt über Nacht ziehen und seiht am nächsten Tag ab. Man kann es zum Trinken etwas erwärmen. Die Menge nimmt man tagsüber schluckweise, möglichst ungezuckert, zu sich.
Im kalten Wasser lösen sich die schwach giftigen Stoffe (z. B. das Glykosid Viscalbin und Viscotoxin) nicht auf und daher ist der Kaltauszug der Mistel ungiftig. Der Tee wird in erster Linie zur Senkung des hohen Blutdrucks angewandt; er hilft auch bei Herzschwäche und Arteriosklerose. Bei niedrigem Blutdruck kann Misteltee den Blutdruck sogar steigern, was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch klingt. Aber da die Regulierung des Blutdrucks über eine Normalisierung des Kreislaufs und eine Stärkung des Herzens erfolgt, leuchtet es schließlich ein, dass die Mistel sowohl gegen hohen als auch gegen niedrigen Blutdruck helfen kann.
Bereits zwei Tassen Misteltee täglich sollen bei Schwindelattacken helfen und vor Arteriosklerose schützen. Kombinierte käufliche Pflanzenpräparate mit Weißdorn unterstützen das Herz und regulieren den Blutdruck.
Der Misteltee steigert auch Verdauung und Stoffwechsel, sodass sie bei Beschwerden der Verdauungsorgane und Stoffwechselstörungen, so auch bei rheumatischen Beschwerden, eingesetzt werden kann.
Äußerlich als Umschlag oder für Bäder
Den Mistel-Kaltauszug kann man als Umschlag oder für Bäder äußerlich anwenden. Er hilft gegen Krampfadern und Unterschenkelgeschwüre. Auch Ekzeme können durch Mistelbehandlungen behandelt werden.
Mistel-Umschläge kann man auch zur Linderung rheumatischer und neuralgischer Schmerzen auflegen. Auch gegen Arthrose helfen äußerliche Mistelbehandlungen. Gegen Heuschnupfen kann man Misteltee schnupfen.
Mistel in der Krebsbehandlung
Die Mistel wurde Anfang der zwanziger Jahre durch Rudolf Steiner, den Begründer der anthroposophischen Lehre, in die Krebstherapie eingeführt. Dies gelang nicht auf experimentellem Weg, wie sonst in der Naturwissenschaft üblich, sondern durch rein geisteswissenschaftliche Erkenntnis, wie sie schon 100 Jahre früher durch Goethe vorgezeichnet worden war.
Die Mistel liefert eine der wirksamsten Waffen gegen die Geschwulstleiden und ihre Vorstufen.
Zur Begleitung einer Krebstherapie und zu deren Nachbehandlung werden Mistelpräparate in spezieller anthroposophisch-homöopathischer Aufbereitung aus Sommer- und Wintermistel angewendet. Sie wirkt Lebenskräften, welche sich im Tumor verselbständigt haben, entgegen, ähnlich ihrer Eigenschaft als Parasit auf einem Baum zu wachsen.
Unter den im Rahmen individueller Ganzheitstherapie erzielbaren Wirkungen der Mistel bei Geschwulsterkrankungen ist hervorzuheben:
- Besserung des Allgemeinbefindens, der Erschöpfung und der in vielen Fällen bestehenden Depression
- Verlangsamung oder Stillstand des Tumorwachstums
- Herabsetzung der Neigung zu Metastasen
- Immunstimulierende Wirkung
- Normalisierung des Blutbildes, der übrigen Laborparameter und der klinischen Befunde
- Rückgang evtl. vorhandener Schmerzen und damit möglich werdende Einsparung von Schmerz- und Beruhigungsmitteln
- Gewichtszunahme durch Verbesserung von Appetit und Schlaf
Als alleinige Behandlung gegen Krebs ist die Misteltherapie jedoch nur bei rechtzeitiger Anwendung wirksam.
Mistel-Tee gegen verkalkte Arterien
Setzen Sie abends einen dreiviertel Liter kaltes Wasser und ca. sechs Teelöffel Mistel-Blätter an und lassen Sie dies über Nacht stehen. Am nächsten Morgen absieben.
Dreimal am Tag den Tee angewärmt trinken, vorzugsweise ungesüßt, ansonsten besser mit Honig süßen.
Dieser Tee reguliert außerdem den Blutdruck und reinigt das Blut.
Inhaltsstoffe der Mistel
Die Mistel, früher „Hexenkraut“ genannt, gehört mittlerweile zu den am besten untersuchten Heilpflanzen mit einem reichhaltigen Spektrum an Inhaltsstoffen. Egal ob aus den Blättern, Beeren oder den Stängeln – alles besitzt einzigartige Eigenschaften. Zerkleinert man die ganze Pflanze und untersucht den Gesamtextrakt aus Stängeln, Blättern, Beeren und Senkern, so findet man viele nützliche Wirkstoffe, allein über 600 verschiedene Eiweißstoffe (Proteine), darunter viele Enzyme. Das Proteinmuster hängt davon ab, ob es sich um eine Laubbaum-, Kiefern- oder Tannenmistel beziehungsweise um eine weibliche oder männliche Mistelpflanze handelt.
Der Anteil aller Inhaltsstoffe schwankt im Jahresverlauf und mit den Wirtsbäumen.
Hinweis: Bei gesundheitlichen Beschwerden nehmen Sie Heilpflanzenanwendungen nicht ohne Absprache mit einem Arzt oder Apotheker vor.
Literatur
Haus-Apotheke, Heilpflanzen und Rezepte aus Natur und Klostergarten, Pater Simons, Kosmos-Verlag
Kölbl‘s Kräuterfibel, Konrad Kölbl, Reprint-Verlag Konrad Kölbl
http://www.czerny-praxis.de/pages/leistungen/misteltherapie.php
http://www.botanischer-garten.uni-erlangen.de/mistel_aus/mistel_aus.htm
http://www.biokrebsheidelberg.de/images/stories/download/Therapie_Infos/Mistel.pdf
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