Lateinisch: Linum usitatissimum
Volksname: Lein, Flachs
Familie: Linaceae / Leingewächs
Lein ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt und wird auch heute zur Flachs- und Ölgewinnung in großen Mengen angebaut. Lat. Linum bedeutet Faden, die Faserstoffe im Stängel, deshalb wird Lein auch Flachs genannt. Lat. Usitatissimum bedeutet das Gebräuchlichste.
Die einjährige 20 – 70 cm hohe Pflanze hat aufrechte Stängel und wechselständige, schmale Blätter, die sich im oberen Teil zu Seitenästen teilen. Am Stängelende thronen die bezaubernd schönen, himmelblauen Blüten. Sie bestehen aus fünf hellblauen, zarten Kronblättern und fünf fein bewimperten Kelchblättern. Aus diesen Blüten entstehen je nach Sorte hellbraune oder goldgelbe Kapseln, die bis zu 10 Samen enthalten. Lein lässt sich ganz einfach anbauen durch Aussäen der Samen. Das geht auch im Topf auf dem Balkon! Blütezeit ist Juni bis August.
Im Spätsommer (August bis September) ist Erntezeit. Der Lein wird gedrescht d.h. ausgeklopft, wodurch die Samen gewonnen werden. Die Leinsamen gelten auch in der Heilkunde als jahrtausendealtes Arzneimittel. Sie werden ganz oder gemahlen verwendet. Das hochwertige Leinsamenöl wird durch Pressen der Leinsamen hergestellt. Die Pressrückstände werden als hochwertiges Futtermittel dem Vieh verfüttert. Aus den Stängeln werden die Flachsfasern, die in der Leinenweberei zu Fäden gesponnen und zu edlen Leinenstoffen verwoben werden, gewonnen.
Fischöl ist in seiner Wirkung ähnlich, jedoch besteht heute die Gefahr von Schwermetall- und PCB-Belastungen der Fische. Leinöl dagegen wird im Inland produziert und im Spezialverfahren unter Sauerstoffabschluss schonend kaltgepresst. Wenn das Öl bei der Pressung, sobald es aus seinen schützenden Samenhüllen entweicht und bis es in die Flaschen abgefüllt ist, vor Luftsauerstoffzufuhr geschützt ist, wird es zur wohlschmeckenden Delikatesse. Es ist wichtig zu wissen, dass dieses kostbare, aber sehr empfindliche Öl stets gut verschlossen, vor Licht geschützt im Kühlschrank gelagert werden muss. Nur dann ist es auch therapeutisch verwendbar.
Allzu oft wird leider kaltgepresstes Leinöl zum Verkauf angeboten, das bei Zimmertemperatur im Verkaufsregal steht, wodurch die Omega-3-Fettsäuren oxydieren. Aus diesem Grund schmeckt es dann bitter oder gar verdorben.
Ideal ist, wenn man in der Nähe eine Lein-Ölmühle oder einen Bauern hat, der frisch gepresstes Leinöl aus kontrolliert biologischem Anbau anbietet. Frisch gepresstes Leinöl ist nur kurze Zeit (2 – 3 Monate) haltbar. Danach wird es zunehmend bitterer und ungenießbar.
Nur die Einhaltung dieser Regeln garantieren, dass das Leinöl auch wirklich, wie eine Delikatesse schmeckt.
Aus einem weiteren Grund ist dieses Spezial-Pressverfahren wichtig: Das luft- und lichtempfindliche Leinöl zersetzt sich und verharzt schnell, sobald es mit Luft in Kontakt kommt. Dann bildet es einen dünnen Film. Genau wegen dieser Eigenschaft wird es in der Technik als natürliches Konservierungsmittel für Holz und zur Herstellung von Ölfarben für die Kunst der Leinwand- und Tafelmalerei verwendet. Bei der Herstellung des Bodenbelags Linoleum (aus Linum und Oleum) dient es als Hauptbestandteil. Auch wegen dieser Eigenschaft wird empfohlen, es nicht auf die Haut aufzutragen. Man könnte zwar damit die Hautzellen von außen erreichen, aber Leinöl oxidiert an der Luft sehr schnell, so dass eher ein fester Überzug entstehen könnte.
„Leinöl hat gesundheitsfördernde Wirkungen“
belegt 2013 eine Studie der Ernährungswissenschaftlerin Melanie Köhler der Universität Jena.1
Leinsamen enthalten 30 – 40 % fettes Öl. Das Leinöl enthält 17% Linolsäure und ca. 50% Linolensäure (Omega-3-Fettsäuren). Damit bietet es sich als optimale Quelle für die gesundheitsfördernden essentiellen Fettsäuren an. Das Öl ist auch reich an Fettbegleitstoffen wie Schleimstoffe und Lecithin. Es enthält Mineralstoffe, Vitamine und Flavonoide. Laut Forschungsergebnissen sind Leinsamen die reichhaltigste Quelle für Lignane. Das sind Phyto-Östrogene, die den Hormonhaushalt positiv beeinflussen können, z. B. bei Beschwerden der Wechseljahre.
Ruth von Braunschweig erklärt: „Ähnlich wie im Fischöl sorgt die Alpha-Linolensäure indirekt für die Bildung bestimmter Botenstoffe, die die Fließgeschwindigkeit des Blutes verbessern. Zudem wird ein Botenstoff gehemmt, der übermäßige Blutgerinnung fördert. Außerdem wirkt die Alpha-Linolensäure schmerzstillend und entzündungshemmend. Sie hat also zwar nicht so starke, aber ganz ähnliche Eigenschaften wie Aspirin, nur ohne dessen Nebenwirkungen. Mit Leinöl können Sie demnach auf natürliche Weise einem Thromboserisiko, das zu Blutgerinnseln, Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann, vorbeugen. Auch die Arteriosklerosegefahr wird gemildert. Daneben hat Leinöl einen günstigen Einfluss auf leicht erhöhten Blutdruck.
Die Alpha-Linolensäure beeinflusst die „guten“ Prostaglandine, die für eine gute Calciumverwertung sorgen, so dass der Osteoporose vorgebeugt werden kann. Gemeinsam mit der Linolsäure hat die Linolensäure einen stark cholesterinsenkenden Effekt. Das gesamte Blutfettsystem wird positiv beeinflusst. Leinöl ist also tatsächlich ein Spezialist, der das Gefäßsystem stärkt und pflegt und den roten Blutkörperchen „freie Fahrt“ verschafft.
Leinöl soll außerdem eine günstige Wirkung bei Brustkrebs haben. Es ist sinnvoll, das Öl zur Vorsorge und unterstützend zur ärztlichen Therapie in der Krebsnachsorge als diätetisches Mittel in die Ernährung zu integrieren.“2
Unser Gehirn benötigt den höchsten Anteil an hochwertigem Fett in unserem Körper. Die Omega-3-Fettsäuren gehören zu den wichtigsten Baustoffen für die Nervenzellen. Diese sind essentiell wichtig für eine gute Gedächtnisfunktion. Studien haben deutlich gedächtnisfördernde Wirkung von Omega-3-Fettsäuren nachgewiesen. Zudem kann es auch mithelfen, die Häufigkeit von Migräneattaken zu reduzieren.
Neben einer ausgewogenen Ernährung mit frisch zubereiteten Nahrungsmitteln erhalten wir durch das Leinöl einen wichtigen Beitrag für die Gesundheit. Die Omega-3-Fettsäuren tragen zur normalen Entwicklung und zum Wachstum des Organismus bei.
Leinöl gilt als einziges Speiseöl, das mehr Omega-3-Fettsäuren als Omega-6-Fettsäuren hat und somit den gesundheitsschädigenden Überschuss an Omega-6-Fettsäuren ausgleichen kann. Das ist wichtig, weil wir durch unsere modernen Ernährungsgewohnheiten wie Fast Food usw. von billigen und haltbaren Omega-6-Fettsäuren und gesättigten Fetten überschwemmt werden. Dies kann zur Fehlsteuerung unserer Prostaglandine führen und Ursache für Entzündungsreaktionen, Allergien, falsche Blutfette, Cholesterin, Probleme mit dem Immun-System und Diabetes führen.
Hans-Ulrich Grimm beschreibt: „Leinöl kann Entzündungsreaktionen mildern. Das haben australische Wissenschaftler am königlichen Adelaide Hospital nachgewiesen. Die kerngesunden Testpersonen durften vier Wochen lang täglich Lebensmittel essen, die mit Leinöl verfeinert waren. Das Ergebnis: Je mehr sich die Omega-3-Fettsäure aus dem Öl in den Zellen der Testpersonen anreicherte, desto geringer waren die Entzündungsreaktionen in ihrem Körper. Gemessen wurde dies an Entzündungs-Indikatoren im Blut wie etwa dem so genannten Interleukin-1 oder auch dem Stoff mit dem Kürzel TNF (Tumor-Nekrose-Faktor): Diese wurden um etwa 30 Prozent gesenkt.“3
Frau Dr. Johanna Budwig war Obergutachterin für Arzneimittel und Fette im Bundesinstitut für Fettforschung. Als Apothekerin und Chemikerin beschäftigte sie sich unter anderem mit den Auswirkungen der Nahrungsfette auf die Zellen des menschlichen Körpers. Aufgrund ihrer Forschungen stellte sie fest, dass es die mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind, die zusammen mit schwefelhaltigem Eiweiß für eine gesunde Zellatmung sorgen. Aus dieser Erkenntnis entwickelte die später weltbekannte Krebsforscherin eine Öl-Eiweiß-Kost zur Vorbeugung und Bekämpfung von Krebserkrankungen. Quark und Leinöl sorgen für einen guten Zellstoffwechsel, die sie in ihrem Buch Öl-Eiweiß-Kost beschreibt.4
Ein Kernstück davon ist das Budwig-Müsli
1 – 2 EL frisch gemahlener oder geschroteter Leinsamen
100 g Magerquark*
1 EL Leinöl
Um die ganzen Leinsamen zu schroten, braucht es einen Haushaltsmörser oder Stabmixer oder eine ausrangierte Kaffeemühle. Die Einnahme kann am Morgen zum Frühstück oder über den Tag verteilt oder als Zwischenmahlzeit erfolgen.
Es kann mit 1 TL Honig, 3 EL roher Milch, Früchten und Fruchtsäften und Nüssen ergänzt werden. Eine Vielzahl an weiteren Rezepten und Ideen gibt das Buch von Frau Dr. Budwig.
*) Vegane Variante anstelle Magerquark: Mandelpüree in guter Bio-Qualität emulgiert über das darin enthaltene Lecitin mit etwas Wasser und verbindet sich ebenfalls mit dem Leinöl, insbesondere mit der Alpha-Linolensäure.
1 EL Mandelpüree, 1 EL Leinöl, 1 EL frisch gemahlener Leinsamen zusammen vermischt ist sehr lecker.
1 Esslöffel Leinöl deckt den täglichen Bedarf an zellschützenden Omega-3-Fettsäuren. Um den weit verbreiteten Mangel auszugleichen, werden bis 3 Esslöffel pro Tag benötigt.
Nicht nur zur Gesundheitsförderung, sondern auch für Feinschmecker kann Leinöl in der beschriebenen guten Qualität täglich das Essen verfeinern, z. B.
- Das Gemüse vor dem Servieren mit 1 EL Leinöl abschmecken
- Rohes Sauerkraut mit 1 EL Leinöl vermischen
- 1 reife Banane zerdrücken und mit 1 EL Leinöl vermischen
- Den Frühstücks-Smoothie (frisch zubereitetes Mixgetränk aus ganzen Früchten, Gemüsen,
Nüssen etc.) mit 1 EL Leinöl anreichern - Als Zwischenmahlzeit 1 EL Leinöl einnehmen
Wichtig: Die aufgeführten Anwendungsmöglichkeiten ersetzen keine fachkundliche Beratung beim Arzt und Therapeuten.
Literatur
1 http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM130319_Alpropreis_Koehler.html
2 Ruth von Baunschweig. Pflanzenöle. Qualität. Anwendung und Wirkung. (“Quality, Application and Effect.“), Stadelmann. 2007. S. 79-80
3 Grimm, Hans-Ulrich. Leinöl macht glücklich (”Linseed Oil makes you happy“), Knaur 2012. S. 108
4 Dr. Johanna Budwig. Sensei. 9th edition 2010
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