Farben sind lebendige Kräfte, Quellen der Gesundung und Stärkung, wenn wir sie uns nur richtig dienstbar machen. Dennoch sind Farbenheilkräfte noch immer ein wenig erforschtes Gebiet, obwohl sich schon sehr verdienstvolle Pioniere für die Farbenheilweise einsetzen.
Dr. Falkenberg baute einen Apparat, mit dem der gewöhnliche elektrische Strom in „Hochfrequenzstrom mit violetten Strahlen“ umgewandelt wird. In einer Behandlung bringt er innerhalb von 10 bis 15 Minuten Hunderte von Millionen Vibrationen in den Körper. Feinste elektrische Wellen durchziehen ihn blitzartig, strömen hin und her, beleben und verjüngen ihn. Diese Ströme gehen auf die gleiche Quelle, die Sonne, zurück. Solche Art der Behandlung wirkt harmonisierend. Harmonie ist Rhythmus, ist Gesundheit. Unsere inneren Organe, deren Tätigkeiten ohne Unterbrechung ineinandergreifen, müssen im rhythmischen Zusammenspiel erhalten werden, dann kann sich keine Krankheit festsetzen. Stillstand der Organe, Hemmung ihrer Betätigung ist ein disharmonischer Vorgang und führt zu irgendeiner Art von Krankheit.
Dr. Falkenberg ist noch weiter gegangen; er setzte farbige Elektroden ein. Durch Hinzunehmen der Farbenkräfte wird die Wirkung noch wunderbarer. Er erklärte: „Wir haben auch herrliche Farben in den Elektroden entstehen sehen, prächtiges Grün, Violett, ein Rot, wie ich es vorher noch nie sah.“
Hat schon das ganze Sonnenlicht einen großen Einfluss auf den Körper, so haben dessen einzelne Farben eine noch größere Heilwirkung. Alle Farbentherapeuten konnten die Erfahrung machen, dass jede Farben-Strahlenkraft, allein angewendet, eine tiefergreifende Wirkung hat als das weiße Sonnenlicht. Zwar enthält es alle Farbenarten, die sich aber, weil sie sich ergänzen und einander ausgleichen, in ihrer Wirkung aufheben. Bestrahlen wir mit einer speziellen Farbe, so haben wir eine konzentrierte besondere Strahlenart, die tiefgreifende Wirkungen auf Körper, Seele und Geist ausübt.
Die Durchdringungsfähigkeit der einzelnen Lichtstrahlen ist am größten beim Rotlicht, während die Strahlen von Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett (in dieser Reihenfolge) weniger tief eindringen. Rot, Orange, Gelb sind in physikalischer Hinsicht warme Farben, Blau und Violett kalte Farben.
Mit Gelblicht behandeln Farbentherapeuten Magen-, Darm-, Blasen-, Leber- und Milzstörungen. Sie behaupten, dass es sättigend und stärkend auf das Drüsensystem wirkt. Es soll aber höchstens 15 bis 20 Minuten angewendet werden, da es im Übermaß Brechreize bewirken kann. Die meisten Brechmittel sind von gelber Farbe, wie z. B. Schwefel, Sennesblätter usw.
Im Rotlicht entdeckte Dr. Heermann Wachstumsstrahlen. Es wirkt auf die Ausdehnung der Gefäße. Krankheiten des Herzens, der Lunge und der Muskeln werden hauptsächlich mit Rotbestrahlung behandelt, und zwar etwa 15 Minuten, zwei-bis dreimal täglich. Sehr wichtig ist Rotlicht bei der Wundheilung. Hier wirken die Wachstumsstrahlen in günstiger Weise. Ist die Wunde eitrig, dann besorgt das Blaulicht die Desinfektion. In früheren Zeiten wurden Masern- und Scharlachkranke einfach in rote Tücher gehüllt und auf solche Weise mit roter Farbe geheilt. Auch Asthma, Blutarmut, Absterben der Glieder, Frostschäden, Rheuma, Lähmungserscheinungen werden mit Rotlicht behandelt.
Das Blaulicht hat chemisch wirksame Strahlen. Es beeinflusst jene Nebenniere, welche das zusammenziehende Hormon erzeugt, mit dessen Hilfe sich die Gefäße verengen und dadurch Anämie eintritt. Im Blaulicht entdeckte Dr. Heermann Hemmungsstrahlen. Wucherungen verschiedenster Art, auch Kröpfe, werden mit Blaulicht behandelt. Warzen verschwinden durch Blaulicht
Jede Farb-Licht-Behandlung wird durch eine Farb-Sehkur tatkräftig unterstützt. Das Farbensehen leitet die Farbenschwingungen durch alle Teile des Körpers. Es wird damit ein wichtiger seelischer Einfluss geschaffen, der aufbauend wirkt.
Goethe sagt: „Um die einzelne bedeutende Wirkung einer Farbe vollkommen zu empfinden, muss man das Auge ganz mit Farbe umgeben, sich in einem farbigen Zimmer aufhalten oder durch ein farbiges Glas sehen. Man identifiziert sich alsdann mit der Farbe, sie stimmt Auge, Geist und auch Körper mit sich unisono.“
Goethe war also der erste, der in seiner Farbenlehre schon auf die Heilkraft der Farben hingewiesen hat.
Vom Temperament der Farben
Der Farbentherapeut muss die Zusammenhänge, die Erscheinungen des Lebens in seiner Ganzheit erfassen und in der Heilkunst berücksichtigen. Unter anderem muss er Kenntnisse über Farbenchemie und über Farbenstrahlen besitzen und muss die Temperamente der Menschen und der Farben eingehend studiert haben.
Die Lehre der Temperamente reicht bis ins Altertum zurück. Empedokles von Agrigent (530-490 vor Chr.) erklärte, dass Wasser, Feuer, Luft und Erde die vier unveränderlichen Wurzeln aller Dinge sind. Diese, verglichen mit ihren vier Temperamenten, sind die treibenden Kräfte der Welt. Zu dieser Lehre bekannte sich der berühmte Arzt des Altertums und sein Zeitgenosse Hippokrates, ebenso auch Aristoteles, der damit die Lehre von den vier Hauptqualitäten kalt, warm, trocken und feucht aufstellte.
Der griechisch-römische Arzt Claudius Galenus (geb. 131 n. Chr.) erhob die Lehre von den vier Temperamenten zur eigentlichen medizinischen Theorie. Er brachte die mehr oder weniger ausgesprochene Individualität des menschlichen Gemüts und der Gefühle mit einem entsprechenden Mischungsverhältnis der vier „Kardinalsäfte“ in Zusammenhang: Melancholie (schwarze Galle), Cholee (gelbe Galle), Sanguis (Blut), Phlegma (Schleim). Jedes der vier Temperamente wurde nach dem in ihm als vorherrschend angenommenen Saft benannt und charakterisiert. So entstand die Benennung:
- Melancholiker (schwerblütig),
- Choleriker (heißblütig)
- Sanguiniker (leichtblütig) und
- Phlegmatiker (kaltblütig).
Als typische Temperamente gelten auch heute noch diese vier grundverschiedenen Temperamente, die auch den vier Grundfarben blau, rot, gelb und grün eigen sind.
Die Heilkräfte der Farben sind ihren Charakteren entsprechend.
Blau wirkt kühlend, erfrischend, schmerzstillend bei Leiden, die von Nervenstörungen herrühren.
Rot wirkt erhitzend, bringt das Blut in Bewegung, ist gut bei allen Leiden, die von Blutstockungen oder Blutträgheit herrühren.
Gelb bringt den Geist in Schwung, wirkt gegen Ermüdung, spendet Energiezufuhr, ist aufheiternd und ein wahrer Segen für Gemütskranke.
Grün ist das Beruhigungsmittel für Choleriker, besänftigt und bewirkt Entspannung und Erholung. Grün ist als Naturfarbe zu empfehlen, ist ausgezeichnet als Pflanzenkost für den Darm.
Innerhalb der prismatischen Farbenskala zwischen den vier Grundfarben gibt es noch eine Menge Farbstufungen, zusammengesetzt aus zwei Charakteren, zum Beispiel aus Blau und Rot, all die verschiedenen Nuancen des Violett, oder aus Rot und Gelb die Abstufungen des Orange in der aufsteigenden Linie, und aus Gelb und Blau in der absteigenden Linie grün. Ebenso gibt es eine Temperamentenskala mit vielen Zwischenstufungen. Naturgemäß schwanken diese Zwischenstufen bald nach der einen, bald nach der anderen Seite. So entsteht der hin- und hergezogene Charakter des unbefriedigten Violett, der sich verändert, je nachdem er mehr nach der roten oder nach der blauen Seite hinneigt. Auch viele Menschen besitzen einen zwiespältigen Charakter, dem bei der Farbenheilweise Rechnung getragen werden muss.
Violett ist weder warm noch kalt. Da es zwei Energien vereinigt, das passive Blau mit dem aktiven Rot, ist etwas Unstetes, Nervöses, Schwieriges in diesem Charakter. Das violette Temperament besteht aus Sehnsucht und Träumen, aus melancholischer Resignation. Es ist das Symbol der Hilflosigkeit, der Verlassenheit, der Vergänglichkeit, der Einsamkeit, der Entsagung. Als Blauviolett ist es ein erwärmtes Blau, das seine Frische und Kühle verloren hat. Je mehr es zum Roten neigt, desto mächtiger und gefestigter wird es.
Orange, als Mischung des roten und gelben Temperaments, übernimmt auch einen Teil der Charaktereigenschaften dieser beiden Farben. Es ist gebunden und gesammelt von innerer Leidenschaft und in sich pulsierend. Der Orange-Charakter kennt keine Sentimentalität und keinen Ernst, auch keine Aufregung oder Müdigkeit. Orange ist lebensfroh, im Vollbesitz einer gesunden Lebensbejahung. Es hat einen eigenmächtigen Charakter und will gern über andere dominieren. Auch beim Orange sind deutliche Veränderungen sichtbar, wenn es mehr zum Roten oder zum Gelben hinneigt. Diese vier Arten der Zwischentemperamente sind in der Farbentheorie zu berücksichtigen.
Dass alle Naturkräfte nach denselben Gesetzen wirksam sind, bezweifelt heute niemand mehr. Auf dem Gebiet der Farben können wir die Harmonien und Disharmonien, die überall wiederkehren, ganz besonders gut beobachten. Daher ist auch die Kenntnis der Harmoniegesetze der Farben so wichtig.
… wird fortgesetzt
Mit freundlicher Genehmigung entnommen dem Buch:
Heilkräfte der Farben von Frau Prof. L. Eberhard, Drei Eichen Verlag München
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