Sanfte Heilung mit den Kräften der Knospen
Die Gemmotherapie (Gemma = lat. Knospe) ist eine junge Heilmethode und gehört im deutschsprachigen Raum zu einer aufstrebenden Therapieform mit stetig zunehmender Popularität. Dies ist nicht erstaunlich, nutzt sie doch die im Embryonalgewebe der Bäume konzentrierte Grünkraft zur Linderung und Heilung körperlicher und seelischer Beschwerden. Mit der Gemmotherapie lassen sich akute und chronische Leiden behandeln.
Für diese Therapiemethode wird das Kostbarste und Lebendigste jeder Pflanze verwendet, nämlich die Knospen und andere Pflanzengewebe, die sich in hoher Zellteilungsaktivität befinden. Damit unterscheidet sich die Gemmotherapie von der klassischen Phytotherapie, die unterschiedliche Pflanzenteile wie Früchte, Blätter, Samen oder Wurzeln verwendet. Das Potential dieses pflanzlichen Embryonalgewebes, das vor allem in Knospen, Sprossen, Keimlingen und innerer Rinde zu finden ist, manifestiert sich in der ausgezeichneten Heil- und Regenerationskraft der entsprechenden flüssigen Auszüge, den sogenannten Gemmomazeraten. Hierzu werden die Pflanzenteile nach der Ernte in einer Glycerin-Alkohol-Mischung zur Mazeration eingelegt, gefiltert und verdünnt, um anschließend als Mundspray eingenommen zu werden.*
Die Neugier eines belgischen Arztes führt zur Entdeckung
Dr. Pol Henry (1918 – 1988) ein belgischer Arzt, Homöopath und Naturforscher stellte 1959 erstmals seine Forschungsergebnisse mit embryonalem Pflanzengewebe vor. In den darauffolgenden Jahren publizierten er und andere Wissenschaftler weitere wissenschaftliche Artikel zu diesem Thema. Die erstaunlichen Heilerfolge blieben nicht unbeachtet. Der Wissenschaftler wusste bereits damals, dass im Embryonalgewebe der Pflanzen die höchste Potenz an Vitalität vorhanden ist.
Die erste vertiefte Knospenanwendung erfolgte mit der Moorbirkenknospe (lat. Betula pubescens) bei der Dr. Henry eine anregende Wirkung auf die Kupfferschen Sternzellen der Leber entdeckte und somit ein in der Heilpflanzenkunde bisher unbekanntes Anwendungsgebiet für die Moorbirken-Knospen erschloss.
Die Erfahrungen, die Dr. Pol Henry mit Extrakten aus embryonalem Pflanzengewebe an seinen Patientinnen und Patienten gewinnen konnte, übertrafen seine Erwartungen bei weitem. Er vertiefte und optimierte seine Methode ständig. In seiner ersten Veröffentlichung der Methode im Jahre 1959 nannte er sie noch Phyto-Embryotherapie. Kurze Zeit später erschien jedoch der Begriff „Gemmotherapie“. Dieser Begriff geht auf Dr. Max Tétau (1927-2012), langjähriger Mitarbeiter und Freund von Dr. Pol Henry, zurück und bestimmt bis heute die Bezeichnung dieser jungen Heilmethode.
Als Meilenstein für die Gemmotherapie kann das Jahr 1965 bezeichnet werden, als die Arzneimittelherstellung von Gemmotherapeutika im französischen Arzneibuch aufgenommen wurde und damit offizielle Anerkennung bekam. 2011 wurde das Herstellungsverfahren schließlich ins europäische Arzneibuch aufgenommen. Heute sind Gemmomittel in allen europäischen Ländern erhältlich. Die größte Verbreitung haben sie in Italien und den französischsprachigen Ländern. Im deutschsprachigen Europa gewinnt die Knospenheilkunde immer mehr Anhänger.
Welche Philosophie steckt dahinter
Dr. Pol Henry betonte wie wichtig es sei, sich bei der Wahl der Zusammensetzung von Gemmomazeraten zu einer Rezeptur von natürlichen Pflanzengesellschaften inspirieren zu lassen. Ihre Heilwirkungen werden dadurch verstärkt und abgerundet. So konnten er und sein Team aufzeigen, dass gewisse Pflanzengesellschaften für relativ klar umschriebene Krankheitsphasen besonders empfehlenswert sind.
Dieses Zusammenspiel kann am Beispiel eines natürlichen Biotops, dem Erlenbruchwald, mit seiner entsprechenden Pflanzengesellschaft erklärt werden.
Ein Erlenbruchwald bezeichnet ein durch einen anhaltend nassen, sumpfigen Grund ohne starke Wasserströmungen gekennzeichnetes Feuchtgebiet. In diesem Biotop kommen folgende Bäume und Sträucher gehäuft vor:
- Schwarzerle (Alnus glutinosa), namensgebend für dieses Biotop
- Esche (Fraxinus excelsior)
- Moorbirke (Betula pubescens)
- Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum)
Gemmomazerate dieser vier Bäume bzw. Sträucher lassen sich also vorteilhaft miteinander verbinden, da sie synergistisch wirken. Sie werden typischerweise bei akuten Erkrankungen eingesetzt.
Wie wirkt die Gemmotherapie
Die Gemmomazerate fördern die Selbstregulationskräfte des Organismus und wirken allgemein stoffwechselanregend, entgiftend und regenerationsfördernd. Darüber hinaus verfügt jedes Gemmomazerat über ein eigenes Wirkprofil das sowohl die körperliche wie auch psychische Ebene umfasst. Ein besonderes Merkmal der Gemmomazerate ist ihre ausgesprochen gute Verträglichkeit.
Die Gemmotherapie heute im deutschsprachigen Europa
Die Gemmotherapie hat in den deutschsprachigen Ländern bereits Fuß gefasst und erfreut sich zunehmender Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung. Sie kann dabei sowohl als eigenständige sanfte Therapie, aber auch als Begleittherapie zu einer homöopathischen, spagyrischen oder konventionellen Behandlung eingesetzt werden. Parallel verabreicht ergänzen Gemmotherapeutika andere Medikamente in ihrer Wirkung und beschleunigen die Heilung. Dabei ist zu beobachten, dass vor allem eine symptomorientierte Gemmotherapie propagiert wird, da sich diese einfach verwenden lässt. Allerdings trifft das nicht die Absicht ihres Begründers Dr. Henry, dem es immer um eine ganzheitliche, mit den Naturgesetzmäßigkeiten verbundenes Therapiesystem ging. Gemmomazerate können nämlich, wie es ihr Erfinder vorgemacht und vielfältig nachgemacht wurde, wesentlich mehr. Gemmotherapie ist ein ganzheitliches Therapiesystem, das nicht nur effizient Symptome beseitigen vermag, sondern tiefgehende, konstitutionsverbessernde Möglichkeiten bietet.
*Gemmomazerate erhalten Sie in bestimmten Apotheken und Drogerien. Zu ihrer Empfehlung benötigt man eine Ausbildung. Alle Knospenmittel sind aber auch zur Selbstanwendung geeignet.
Arzneimittelherstellung
Mit großer Sorgfalt und von Hand werden im Frühling die frischen einheimischen Pflanzenknospen aus Wildwuchs oder biologischem Anbau gesammelt. Nach der schonenden Reinigung werden die Pflanzenknospen in Glycerin/Ethanol mazeriert und nach ca. 3 Wochen abgeseiht und zu einer D1 verdünnt. Durch die sehr sorgfältige und zeitaufwändige Herstellung entstehen wohlschmeckende, effizient wirkende und qualitativ hochwertige Heilmittel, sogenannte Gemmomazerate.
Bei vielen Funktionsstörungen wie Menstruations- und Wechseljahrbeschwerden, Schlafstörungen oder Magenbrennen, Allergien oder Heuschnupfen bewirken die Gemmotherapeutika eine Harmonisierung im Körper und regulieren damit die Beschwerden. Sie können sowohl als eigenständige sanfte Therapie aber auch als Begleittherapie (zu einer homöopathischen oder konventionellen Behandlung) eingesetzt werden.
Kontakt
Publikationen
«Gemmotherapie – Knospen in der Naturheilkunde» von Chrischta Ganz und Louis Hutter
Lernen Sie die Heilkraft der Knospen kennen. 50 Knospen und ihre Anwendungsmöglichkeiten, mit detaillierten Behandlungsvorschlägen. Ein Handbuch für Naturheilpraktiker und interessierte Laien. Der Kurs zum Erfolgsbuch: http://www.gemmotherapiekurs.ch/
«Gemmotherapie in der Kinderheilkunde» von Chrischta Ganz und Louis Hutter
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