Wissen die heutigen Ärzte viel über Lebensmittel und Ernährung? Wahrscheinlich nicht, könnte die Antwort lauten. Vor vier Generationen verordneten die Ärzte nicht nur Medikamente, sondern informierten auch über Ernährung und ihren Rhythmus. Sogar heute noch werden in einigen medizinischen Systemen, z. B. in der Homöopathie und im Ayurveda, Empfehlungen in Bezug auf Essen, Trinken und die entsprechenden Rhythmen gegeben, denen die Patienten zumindest während des Behandlungszeitraums folgen sollen. In der Allopathie, dem traditionellen medizinischen System, ist das nicht der Fall.
Im alten Indien gab es eine Lebensweisheit im Zusammenhang mit der Gesundheit: „Fasten ist eine Wundermedizin“. Bei Gesundheitsproblemen wurde Fasten empfohlen und man riet den Patienten, von Wasser und Säften zu leben, bis ihre Krankheit geheilt war. Bei einer Erkrankung versucht das eigene Immunsystem, die Beschwerden zu bekämpfen. Wenn man sich während einer Erkrankung weiterhin normal ernährt, strapaziert man das Körpersystem und erhöht die Belastung für das eigene Immunsystem, das mit den unerwünschten Substanzen im Körper kämpft und sie zu entfernen versucht. Während ein Patient behandelt wird, sollte seine Ernährung die Medikamente unterstützen, so dass sie effektiv zur Heilung beitragen. Seine Nahrung sollte dafür sorgen, dass er nicht schwach und kraftlos wird, aber das bedeutet nicht, dass er so essen darf, als ob er gesund wäre. Wenn man erkältet und das Atmungssystem angegriffen ist, sollte man kein kaltes Wasser trinken und auch keine Eiscreme essen. Solange man Fieber hat, verursacht der Verzehr von gebratenen oder frittierten Speisen und anderen kalorienreichen Nahrungsmitteln weitere Gesundheitsschäden, während gleichzeitig versucht wird, das Verdauungssystem zu stärken.
In unserer Zeit gibt es im traditionellen medizinischen System keinerlei Verordnungen in Bezug auf Essen und Trinken. Die Antwort eines Arztes auf diesbezügliche Fragen ist: „Machen Sie sich keine Sorgen, die Antibiotika werden sich darum kümmern.“ Man weiß sehr wohl, dass Antibiotika nicht nur Medikamente sind, sondern ebenso viele Schäden verursachen.
Patienten könnten an einer Auswahl der Lebensmittel interessiert sein, vor allem solange sie krank sind, und der Arzt täte gut daran, sie zu beraten. In der Regel sind Adipositas und Mangelernährung in reichen und armen Gesellschaften weit verbreitet, weil die Menschen nicht genug über einfache, nahrhafte Ernährung wissen. Obwohl viele Ärzte anerkennen, dass die Ernährung einen Einfluss auf die Gesundheit hat, lernen sie in den medizinischen Schulen oder in späteren Fortbildungen nicht genug über Ernährung. Man schätzt, dass 50 bis 80 Prozent der chronischen Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Herzkrankheiten teilweise mit der Ernährung zusammenhängen oder von ihr beeinflusst werden. Eine rechtzeitige Regulierung der Ernährung würde das Auftreten solcher Krankheiten verhindern oder eindämmen. Wenn eine Ernährungsumstellung empfohlen würde, könnte sie den Risikofaktor abwenden.
Viele Menschen nehmen pro Jahr ein bis zwei Pfund zu. Sie nehmen das nicht ernst, aber nach zehn Jahren neigen diese Personen zur Übergewichtigkeit, die wiederum großen Einfluss auf ihre Gesundheit hat. Man sollte es sich zur Gewohnheit machen, sich häufig, wenn nicht sogar jeden Tag zu wiegen. Ein Arzt kann bei seinen Patienten darauf bestehen. Die Gewichtszunahme geschieht schleichend, so dass die Menschen sie erst nach einiger Zeit bemerken. Tägliche Kontrolle ist der beste Weg, um jeden Tag die erforderlichen Korrekturen bei der Nahrungsaufnahme durchzuführen.
Es ist ein großartiger Dienst, den Kindern in den Schulen und in der Gesellschaft die Gewohnheit zu vermitteln, ihr Gewicht wöchentlich zu kontrollieren, damit sie sorgfältig darauf achten, die Ausgewogenheit zwischen Körpergröße und Gewicht zu erhalten. Um die überhandnehmenden Krankheiten, die überall auftauchen, zu vermeiden, sollte der Body-Mass-Index im Denken der Menschen größte Beachtung finden. Medizinstudenten sollten in ihrem Lehrplan ‘Ernährung und Lebensmittel‘ als eigenes Unterrichtsfach haben. Eine beiläufige Erwähnung dieser Dinge reicht nicht aus. Um sicherzustellen, dass jeder Arzt ausreichende Kenntnisse über Lebensmittel und Ernährung hat, sollte es zu diesem Thema eine spezielle Prüfung geben. Zu diesem Zweck müssten die Lehrpläne etwas umgestellt werden. Ärzte sollten dafür ausgebildet werden, mit ihren Patienten nicht nur über Beschwerden und Krankheiten, sondern auch über Ernährung zu sprechen. Auch die Essgewohnheiten der Patienten sollten aufgeschrieben werden.
Heute warnen alle Ärzte ihre Patienten vor den Gefahren des Rauchens und weisen auf die Vorteile des Nichtrauchens hin. Dadurch sind die Ärzte zu Befürwortern des Nichtrauchens geworden. Genauso sollten sie auch zu Befürwortern einer ausgewogenen, nährstoffreichen Ernährung werden.
In jedem Gesundheitssystem sollte die Krankheitsprophylaxe über die Behandlung der Krankheiten gestellt werden. Um für gesunde Ernährungsgewohnheiten in der Gesellschaft zu sorgen, ist es erforderlich, dass die Gesetzgeber und Behörden in dieser Richtung arbeiten. Krankheitsvorsorge wird allgemein akzeptiert und dem unaufhörlichen Ankämpfen gegen immer wieder auftretende Krankheiten vorgezogen. Marion Nestle, eine amerikanische Professorin und Ernährungsexpertin, sagt, dass man sich nicht damit zufriedengeben könne, über Pflaster für Prellungen zu sprechen. Ihrer Meinung nach sollte im Bereich der Ernährung mehr getan werden. Es sei notwendig, das Thema Ernährung auf allen Fachebenen bis hin zur Ebene des Arztes zu unterrichten.
In reichen Ländern ist Gewichtsabnahme das Lieblingsthema. Um eine gute Gesundheit zu gewährleisten, sollten den Menschen Erklärungen gegeben werden, wie man essen und sein Körpergewicht verringern kann, aber nicht, wie man nicht essen sollte. Es gibt eine Möglichkeit zu essen und den richtigen Body-Mass-Index zu erhalten. Das sollte angestrebt werden.
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