Spagyrik
Spagyrik ist ein Prozess, bei dem alchemistische Tinkturen und Getränke hergestellt werden, wobei Kräuter oder Mineralien getrennt, gereinigt und dann wiedervereinigt werden. Der Prozess der Spagyrik wurde vom großen Heiler des 16. Jahrhunderts Paracelsus geschaffen.
Mit Pflanzen zu arbeiten ist ein idealer Weg, das Reich der praktischen hermetischen Philosophie zu betreten. Pflanzen sind in der Tat Geschöpfe. Sie haben Seelen, einen Geist und emotionale Reaktionen, genauso wie eine ganze Menge an geheimnisvollen intelligenten Mechanismen. Pflanzen sprechen zu uns auf subtile Weisen.
Alle Dinge bestehen aus einer unterschiedlichen Zusammensetzung der vier Elemente und werden in ihren Reaktionen mehr oder weniger von allen Planeten regiert. Bei den Pflanzen überwiegt normalerweise der Einfluss eines Planeten. Indem wir Elixiere aus solchen Pflanzen herstellen, können wir die Energien der jeweiligen Pflanze aufnehmen und deren jeweilige entsprechende Sphäre in uns reinigen und ausgleichen.
Pflanzen und die drei Prinzipien
Bei Pflanzen sind die drei philosophischen Prinzipien von Sulfur, Merkur und Salz genau definiert. Wir können Lavendel und Rosen mit geschlossenen Augen erkennen, weil sie sich durch ihren Geruch unterscheiden, der ihre ätherischen Öle charakterisiert. Diese Öle sind die Essenz einer Pflanze, ihr Sulfurprinzip, ihre Seele.
Äthylalkohol ist das Merkurprinzip, der Geist einer Pflanze. Anders als bei den essentiellen Ölen, ist dies bei allen Pflanzen gleich.
Das Salz- oder das Körperprinzip bei Pflanzen kann in den wasserlöslichen alkalihaltigen Salzen gefunden werden, die im Gewebe der Pflanzen wohnen. Diese müssen extrahiert und gereinigt werden, um eine Pflanze „wiederauferstehen“ zu lassen.
Durch das Extrahieren, Reinigen und Wiedervereinigen von Seele, Geist und Körper einer Pflanze „erhöhen“ wir sie, indem wir ihre Kräfte auf eine höhere Ebene heben. Das sich daraus ergebende Elixier ist fähig, wenn es eingenommen wird, auf unseren Geist, unsere Seele und unseren Körper einzuwirken.
Sieben planetarische Elixiere
Wir wollen sieben spagyrische Tinkturen zubereiten, eine für jede Pflanze und jeden Tag der Woche. Dazu werden folgende Dinge benötigt:
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Das Elixier von Saturn
Wir wollen an einem Samstag, dem Tag Saturns, beginnen, denn dies ist die Sphäre in uns, die wir zuallererst reinigen sollten. Ohne eine ausgeglichene Beziehung mit Saturn neigen wir zu Depressionen, Unfällen und exzentrischer Lebensweise.
Als erstes müssen wir ein Kraut wählen, das von Saturn regiert wird (siehe Tabelle). Wenn wir eines finden, das wild in einer unbelasteten Gegend wächst, ist das umso besser. Ein ideales, typisches Saturnkraut, das gewöhnlich weit verbreitet und leicht zu identifizieren ist, ist Equisetum arvense, gemeinhin als Schachtelhalm oder Zinnkraut bekannt. Wie seine Signatur zeigt, eignet es sich wunderbar, die Knochen stark zu halten, da es gliederartig und skelettartig ist. Welche Pflanze wir auch wählen, so sollten wir sicher gehen, sie sorgsam zu identifizieren und uns in einem guten Kräuterbuch mit ihren Eigenschaften vertraut machen.
Ernte
- Ernten Sie ca. 2 kg der Pflanze an einem schönen Samstagmorgen, nachdem der Tau getrocknet ist und die Pflanze in ihrer Blüte steht. Die Zeit um den Vollmond herum ist gewöhnlich die beste. Dann befindet sich die Lebenskraft der Pflanze in ihrem Stängeln und Blättern und der Saft fließt gut. Sammeln Sie nie zuviel von einem Ort und ernten Sie immer dankbar, und unter Berücksichtigung des Wohlergehens der Spezies. Je mehr Kontakt Sie mit der Pflanze aufbauen, umso besser.
Austrocknung und Pulverisierung
- Die geernteten Pflanzen sollten nun sorgfältig getrocknet oder gedörrt werden. Viele Pflanzen werden tatsächlich durch das Trocknen verbessert, weil alles, was die Pflanze verliert, Wasser ist, was eine stärker konzentrierte Tinktur erlaubt. Zermahlen Sie am folgenden Samstag die Kräuter mit Stößel und Mörser zu Pulver. Meditieren Sie vor Beginn der Arbeit, die sehr ermüdend sein kann, darüber, was und warum Sie es tun. Laden Sie sich selbst auf, damit sie sich positiv fühlen und ausgerichtet sind. Beginnen Sie, die Kräuter methodisch und sorgfältig zu zermahlen, wobei Sie mit Ihrer Energie sorgsam umgehen. (Es kann sein, dass Sie eine Staubmaske tragen sollten, um zu verhindern, zu viel Staub einzuatmen.) Es kann sein, dass es Ihnen nicht gelingt, die größeren Stängel zu zermahlen. Legen Sie sie in diesem Fall auf die Seite. Füllen sie 250 g zermahlene Kräuter in ein Glasgefäß und verschließen Sie es sorgfältig. Der Rest kann einschließlich der ausrangierten Stängel in eine Papiertüte gelegt werden und an einem trockenen Ort aufbewahrt werden.
Aufquellen
- Aufquellung, die nächste Phase der Arbeit, sollte am ersten Samstag des zunehmenden Mondes durchgeführt werden. Versuchen Sie bei Dämmerung aufzustehen und die Arbeit gleich nach Sonnenaufgang zu beginnen, nachdem Sie vorher meditiert und sich mit viel ruhiger und positiver Energie aufgeladen haben. Füllen Sie die 250 g gemahlenen Kräuter, die Sie in einem Gefäß aufbewahrt haben, in ein größeres Gefäß, das ca. 10–12 cm breit und mindestens doppelt so hoch ist. Schütten Sie den Weingeist darüber, wobei sie ab und zu pausieren und dem Pflanzenpulver erlauben, ihn aufzusaugen. Hören Sie auf, Alkohol beizufügen, wenn er das Pflanzenpulver mit guten 6 mm bedeckt. Verschließen Sie das Gefäß hermetisch, das heißt, dass Sie es luftdicht machen, um dem Siegel des Hermes zu ermöglichen, weder etwas herein- noch herauszulassen. Der Weingeist zieht sowohl das Sulfur- als auch das Merkurprinzip aus der Pflanze und befreit dadurch ihre Seele und ihren Geist.
Aufquellen und Zirkulation
- Stellen Sie das Gefäß in eine Kartonschachtel. Legen Sie sie an einen warmen Ort und erlauben Sie der Mixtur während zwei Wochen zu quellen. Alkoholtröpfchen werden sich an den Gefäßwänden bilden und wie in einer Zirkulation wieder herunter laufen.
Filterung
- An einem Samstag zwei Wochen später filtern Sie die Tinktur in einen sauberen, trockenen Kolben oder eine Flasche (vorzugsweise aus dunklem Glas), wobei Sie einen Glastrichter verwenden, der mit einem Filterpapier (Kaffeefilter ist genügend) oder einem Stück saugfähiger Baumwolle überzogen ist. Wenn die ganze Tinktur durchgetröpfelt ist, verschließen Sie den Kolben oder die Flasche und stellen ihn an einen kühlen, dunklen, sicheren Ort. Legen Sie die Pflanzenrückstände in einen hitzebeständigen Keramiktopf.
Kalzinierung
- Die nächste Phase der Arbeit ist der Prozess, der Kalzinierung genannt wird. Dies sollte draußen durchgeführt werden, weil es miteinschließt, dass die verbleibende Pflanzenmaterie verbrannt wird, was viel beißenden Rauch verursacht. Stellen Sie den Campingkocher an einer geschützten Stelle auf den Boden. Entzünden Sie ihn und drehen Sie ihn auf volle Flamme. Legen Sie den Keramiktopf mit der Pflanzenmaterie auf den Kocher (einschließlich des größeren Teils, der nicht zermahlen wurde). Die Pflanzenmaterie beginnt zu rauchen und schwarz zu werden. Rühren Sie sie mit einem Stahllöffel. Wenn alles aufgehört hat zu rauchen und schwarz geworden ist, dann schalten Sie den Ofen aus.
- Mahlen Sie die schwarze Pflanzen-asche mit Stößel und Mörser zu einem Pulver. Füllen Sie sie zurück in den Keramiktopf. Die Kalzinierung kann nun drinnen weitergehen. Kalzinieren („weiß machen“) Sie weiter, bis alles sich in eine grauweiße Asche verwandelt hat.
Lösung und Trennung
- Fügen Sie der kalten, kalzinierten Pflanzenasche 1 Liter destilliertes Wasser bei, legen Sie einen Deckel auf den Topf und bringen Sie die Lösung sanft zum Kochen. Stellen Sie nach ungefähr zwanzig Minuten die Hitze aus und lassen Sie die Flüssigkeit abkühlen. Filtern Sie nun die Asche-Wasser-Lösung in eine Schale oder Flasche. Die unauflösliche Asche ist als caput mortuum oder Totenkopf bekannt. Sie haben die essentielle Materie von der Schlacke getrennt und Sie können nun die Asche draußen wegwerfen, wenn Sie wollen.
Reinigung
- Reinigen Sie den Keramiktopf und füllen Sie das Filtrat (die gefilterte Lösung) hinein. Erhitzen Sie das Filtrat sanft und halten Sie es kurz unter dem Siedepunkt. Die Lösung wird allmählich verdampfen und wasserlösliche, alkalihaltige Salze zurücklassen. Das ist das sal salis, das Sal der Salze. Wenn die Salze vollständig trocken sind, drehen Sie die Hitze auf, legen Sie einen Deckel auf den Topf und kalzinieren Sie die Salze für mindestens eine Stunde. Das Sal Salis bildet weiße Kristalle, wenn es rein ist, aber es wird wahrscheinlich weitere Reinigung benötigen. Fügen Sie den erkalteten Salzen einen Becher destilliertes Wasser bei, erhitzen Sie die Mixtur sanft und rühren Sie so lange, bis sich alles aufgelöst hat. Lassen Sie es abkühlen und filtern Sie, lassen Sie es verdunsten und kalzinieren Sie, wie zuvor. Wiederholen Sie diesen Prozess, bis die Salzkristalle eine gleichmäßige weiße (oder hellrosa) Farbe haben.
Kohobation
- Nachdem die Salze gereinigt wurden, füllen Sie sie (an einem Samstag) in das große Aufquellgefäß und schütten Sie die Tinktur sorgfältig darüber. Durch Kohobation werden die drei Prinzipien in gereinigter Form wiedervereinigt. Verschließen Sie das Gefäß hermetisch und stellen Sie es an einen warmen, dunklen Ort. Füllen Sie nach zwei Wochen die spagyrische Tinktur in eine Flasche aus dunklem Glas mit entsprechender Größe (die Flasche sollte voll oder fast voll sein) und verschließen Sie sie fest (vielleicht mit einem sterilisierten Weinkorken). Sie werden vielleicht feststellen, dass sich das Aroma der Tinktur zusammen mit ihrer Farbe etwas verändert hat. Ihre spagyrische Tinktur ist nun fertig. Nehmen Sie dreimal am Tag sieben Tropfen in Wasser gelöst, wobei Sie am ersten Samstag des Neumondes beginnen.
Die anderen planetarischen Elixiere
Nun können Sie beginnen, die sechs anderen planetarischen Elixiere zuzubereiten – Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und der Mond. Sie können mit gleich viel Zeit wie das Elixier von Saturn zubereitet werden.
Beziehen Sie sich auf die Entsprechungen eines jeden Planeten (vgl. Tabelle), um die Heilpflanze auszuwählen, mit der Sie arbeiten möchten. Wenn Sie nicht sicher sind, welche Sie wählen wollen, dann gibt es hier ein paar Empfehlungen:
Das Elixier von Jupiter – Zitronenmelisse
Das Elixier von Mars – Hagedorn (die Blumen, junge Blätter oder Beeren) oder getrocknete Brennnessel (bei abnehmendem Mond gepflückt)
Das Elixier der Sonne – Rosmarin
Das Elixier der Venus – Frauenmantel oder Herzgespann
Das Elixier von Merkur – Helmkraut, Kümmel, Majoran oder Oregano
Das Elixier des Mondes – frisches Kletten-Labkraut, Weidenrinde oder Mönchspfefferbeeren
Erinnerungswürdige Punkte
Bei allen hermetischen Operationen ist es wichtig, einige Hauptpunkte in Erinnerung zu behalten.
- Laden Sie sich vor der Arbeit durch Gebet, Meditation oder Übungen auf. Es ist wichtig, ruhig aber ausgerichtet zu sein, um sowohl Fehler zu vermeiden, als auch tiefe Einsichten in die Natur der Arbeit zu erhalten.
- Vergewissern Sie sich immer, dass Ihre Geräte sauber sind. Glasware sollte mit destilliertem (oder Regen-) Wasser ausgewaschen und gründlich getrocknet werden.
- Pflanzen sollten richtig identifiziert und zur richtigen Zeit gesammelt oder von einer guten Quelle gekauft werden.
- Vergewissern Sie sich, dass Sie mit einer besonderen Pflanze am jeweils richtigen Tag arbeiten. Das hilft mit, die planetarischen Energien im Elixier zu konzentrieren.
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