In der heutigen Zeit wird viel über ganzheitliche Heilung gesprochen. Selbst die WHO hat einen ganzheitlichen Ansatz in ihrer Definition von Gesundheit: Gesundheit ist der Zustand vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht die bloße Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen. (www.pflegewiki.de/wiki/World_Health_Organization)
Schöne Worte, nicht wahr? Ich habe jedoch aus der Spiritualität mittlerweile gelernt, dass Gefühle und nicht Worte die dynamischen und schöpferischen Energien sind. Haben Sie also ein Gefühl für diese Aussage?
Könnte es sein, dass in Ihrer Vorstellung Gesundheit tatsächlich „nur“ als Zustand der Abwesenheit von Krankheit vorkommt?
In meiner Praxis habe ich traurigerweise festgestellt, dass wir durchaus mit schwierigen Situationen, mit Trauer, Wut, Angst etc. vertraut sind, aber wir wissen oft nicht mehr wie sich Freude, Fülle, Glück etc. anfühlen! Wir können Hass, Wut, Groll und Manipulation aushalten. Viele haben eine Strategie des Aushaltens entwickelt. Sie hangeln sich von Moment zu Moment des Erträglichen. Wenn ich mit ihnen jedoch über Glück, Freude oder Fülle spreche und sie ermuntere, dieses Gefühl aus vergangenen und erlebten Glücksmomenten zu schöpfen, haben sie entweder keinen Zugang mehr zu den schönen Gefühlen oder es stellt sich heraus, dass sie überhaupt keine Vorstellung haben, wie sich das anfühlen könnte. Andere verwechseln Vorstellung und wirkliche Gefühle. Sie glauben, sie fühlen, tun es aber nicht (mehr).
Nun möchte ich Ihnen ein Gefühl zum Thema Gesundheit vermitteln.
Stellen Sie sich also vor Ihrem inneren Auge sich selbst gesund, kraftvoll, voller Freude vor. Sie stehen mit beiden Füßen auf der Erde, ihr Kopf ist erhoben, ihr Gang aufrecht. Sie sehen durch sich hindurch. Auf Herzhöhe, verbunden mit dem physischen Herzen strahlt eine helle Sonne, warm, liebevoll, lebendig, manchmal durchziehen Farben die Strahlen der Sonne oder es funkelt golden, ganz so wie es Ihnen gefällt. Diese Sonne ist kraftvoll, ganz sich selbst, fröhlich, ansteckend. Sie steckt alle Zellen in ihrem transparenten Körper an, so dass auch diese in einem hellen Licht strahlen, baden und tanzen. Aber nicht nur das, der Kern ist in seiner Kraft so stark, dass er die Aura mit seinen Strahlen ausfüllt. Es ist ein Bild voller Licht, purer Lebensfreude und Lebendigkeit. Sie bringen all das, was in ihnen ist, kraftvoll zum Ausdruck. Ihr Leben ist intensiv, erfüllt, spannend, voller Liebe zum Leben. Und wenn Sie am Abend zu Bett gehen, tun Sie das mit der Intention: ich erhole mich jetzt, damit ich wieder kraftvoll und neugierig in den Tag gehen kann.
Zudem werden Sie in zweifacher Hinsicht genährt. Einmal aus den tiefsten Tiefen des Universums und einmal aus dem Herzen der Mutter Erde. Wie die Chinesen bereits sagten: Wir sind eingespannt zwischen Himmel und Erde. Beide Ströme fließen üppig, lichtvoll, liebevoll. Aus dem Himmel kommt das väterliche Prinzip, Vertrauen gebend, unterstützend, ermutigend und wenn wir umfallen, bekommen wir Raum, wieder aufzustehen und es erneut zu versuchen, bis wir es schaffen.
Und von der Mutter Erde, aus ihrem feurigen Herzen, fließt eine nährende, liebevolle, umsorgende Energie, die sagt: Du bist so wie Du bist in Ordnung. Sie nährt auf allen Ebenen, psychisch, physisch, mental und spirituell. Wir fühlen uns einfach rundum satt!
Jetzt lassen wir die Sonne im Herzen von diesen beiden Energien fluten.
Wir verändern dieses Bild so lange, bis wir ganz tief in unserem Herzen sagen können: „Poah, bin ich schön!“
Alles was wir in unserem Leben tun, tun wir in dieser Energie. Wir nehmen uns den Raum, der wir sind, wir tun das, wozu wir wirklich stehen können. Wir bringen all das zum Ausdruck, was in uns ist, liebevoll, freudvoll und kraftvoll.
Ein schönes Bild, nicht wahr? Fast zu schön, um wahr zu sein! Ich behaupte aber, dass genau das die wahre Natur des Menschen ist! Die Arbeit in der Praxis bestätigt mir das. Je mehr ich meine Klienten an dieses Bild heranführe, mit ihnen zusammen auf die Suche nach dem gehe, was in ihnen verborgen schlummert, und zum Ausdruck gebracht werden will, desto besser geht es ihnen! Und dies sehr nachhaltig. Alles ist bereits in uns selbst. Wir müssen es nur zulassen!
Was aber ist geschehen, was hat uns aus unserer Spur gebracht? Was hat uns bewogen, uns zu verstecken, uns zu verstellen, uns zu verschließen, bis zur Verweigerung, uns mit dieser Welt überhaupt auseinander zu setzen?
Vergleichen wir mal, wie würde unser Leben aussehen, wenn wir nach dem oben entworfenen Bild leben würden? Wir sind zentriert, mit uns selbst verbunden, selbst-bewusst. Wir bringen das, was in uns ist zum Ausdruck, egal, was andere davon halten, lassen uns von nichts und niemanden von unserem Weg abbringen. Auch nicht von unserer Liebe. Wir benutzen unsere Fantasie, versehen sie mit Gefühlen und Emotionen, um immer wieder neue und interessante Situationen in unser Leben zu ziehen. Wenn wir scheitern, wenn wir hinfallen, stehen wir wieder auf, klopfen unsere Kleider aus, erholen uns von dem Schreck, überlegen wie es dazu kommen konnte und ändern in uns die Lebenseinstellung und bereinigen unsere Gefühle und glätten unsere Emotionen. Wir kommen nicht auf die Idee, andern die Schuld zuzuschieben. Wir haben gelernt, dass unser Denken (Fantasie), die daraus resultierenden Gefühle und Emotionen, unser Leben kreieren, und dass wir allein für sie verantwortlich sind. In uns fühlen wir das Vertrauen, dass egal, was wir tun, es kommt gut raus. Wir sind in der Fülle und kreieren Fülle. Wir sind gesund und kraftvoll. In dieser Zentrierung kümmern wir uns auch um andere, lassen sie ihren Weg gehen, unterstützen sie in schwierigen Situationen, inspirieren und sind in einem konstruktiven Austausch. Wir folgen unserem Herzen und werden zu mehr als wir uns das je hätten vorstellen können.
Wie sieht unser Alltag aber in der Realität aus? Unsere Gedanken sind irgendwo, unser Herz sowieso, wir sind also alles andere als zentriert. Nur wer sich nicht spürt, hetzt durch den Tag und am Abend, wenn er aus dem Funktionsmodus herauskommt, ist er erschöpft und leer. Um diese Leere nicht mehr zu spüren, schaltet er den Fernseher an.
Funktionsmodus bedeutet, wir werden gelebt, wir sind uns selbst nicht bewusst, haben also kein Selbstbewusstsein. Daraus resultiert gezwungenermaßen, dass wir nicht wissen, was in uns ist, wer wir sind und können uns nicht zum Ausdruck bringen. Wenn wir uns nicht zum Ausdruck bringen können, verlieren wir gewaltig an Lebensenergie. Wir hoffen deshalb, dass uns der Partner, Freunde oder gar die Kinder dieses Defizit auffüllen. Diese sind mit der Zeit selbst auch nicht begeistert als Zapfhahn zu dienen. Meistens ergeben sich Konstellationen, dass der Stärkere, dem Schwächeren Energie gibt, bis beide energielos sind. Wer es dann wagt, sein eigenes Leben wieder in die Hände zu nehmen, sprich, der Zapfhahn wird geschlossen, wird als Egoist beschimpft, es werden ihm Schuldgefühle gemacht oder es folgt sonst wie eine seltsame Behandlung.
In dieser Atmosphäre von Lieblosigkeit, Schuldzuweisungen, Opferbewusstsein und gegenseitigen Verletzungen mussten wir unser Herz verschließen, um zu überleben. Unser Herz verschließen bedeutet, wir haben die Gefühle abgeschaltet. Damit das Leben noch irgendeine Intensität aufweist, leben wir in den Emotionen. Emotionen kommen aus dem Bauch, Gefühle aus dem Herzen. Emotionen sind Reaktionen auf Ereignisse und Erfahrungen, sie sind oft Ventile, damit wir nicht überkochen. Gefühle jedoch sind mehr Stimmungen in uns, sie gehen tief und sie nähren uns. Freude, Trauer, Harmonie, Zorn (nicht Wut), Intensität, seelischer Schmerz, Verbundenheit, um nur einige zu nennen.
Doch manche Menschen schalten sogar die Emotionen ab, können sich für nichts mehr begeistern und werden noch nicht mal wütend, wenn sie schlecht behandelt werden. Die abgespalteten Gefühle verbannen wir in unser Unterbewusstsein. Dort treiben sie ihr Unwesen in einem Schattendasein. Durch das Ablehnen der schmerzhaften Gefühle werden auch die erfreulichen abgespalten. Entweder wir fühlen oder wir fühlen nicht.
Unser schöpferisches Potential jedoch ist nur aktiv mit Gefühlen und Emotionen. Gerade Emotionen sind sehr gut manipulierbar. Behandeln Sie einen Menschen schlecht, Sie werden postwendend mit seinen Emotionen konfrontiert. Geben Sie dem Volk Spiele und die Emotionen gehen hoch.
Sind die Gefühle abgespalten, resultiert mehr oder weniger ein Opferbewusstsein. Mangeldenken und Machtlosigkeit dominieren. Mit dem Opfer verfährt man wie man will. Man beutet es physisch und psychisch aus, und es tut, was gesagt wird. Es kann sich nicht wehren, weil es sich machtlos fühlt. Es wird gelähmt durch Schuld und Scham. Visionen und Fantasien von Freiheit, Liebe und einem erfüllten Leben werden in die engen Schranken der Vernunft verwiesen und unser Gefängnis ist perfekt. Und wir wissen nicht einmal, dass wir darin sitzen! Ade du schöne Schöpferkraft!
Und wir sind isoliert in diesem Gefängnis, ein sinnvoller Austausch, ein sich Verbinden mit anderen Menschen ist gar nicht mehr möglich.
Wer draußen frei herumläuft wird, verlacht, ausgegrenzt, klein gemacht, entwertet. Und unsere Intuition, die Stimme des Herzens ist ein lästiger Nebenton, der uns immer wieder in die Quere kommt.
Es braucht viel Mut, aus dem Gefängnis auszusteigen, in die Freiheit zu gehen. Freiheit ist nicht einfach das-tun-dürfen-was-ich-will. Freiheit ist, in eigener Verantwortung die eigene Welt zu kreieren. Freiheit bedeutet alleine zu sein, alleine den eigenen passenden Weg zu gehen, gegen alle Konventionen, gegen alle Sicherheiten, im eigenen Vertrauen. Erst dann sind wir in der Lage, uns wirklich und wahrhaftig mit Menschen zu verbinden.
In der Therapie habe ich festgestellt, dass ich mit vielen Menschen erst über die Lebenshaltung, die Vorstellungen wie das Leben funktioniert, reden und arbeiten muss, bevor ich mit der „eigentlichen“ Therapie beginnen kann.
Ich habe eine Ausbildung in Somatic Experiencing ® nach Peter Levine gemacht. Es ist eine Methode, die Verstand, Gefühle, innere Bilder, Interpretationen und Körperempfindungen wieder miteinander verknüpft. Entstanden ist es als Traumatherapie, abgeguckt von der Natur und für den Menschen zugänglich gemacht. Was ich an der Methode so mag, ist das Instrument des Herunterholens des Geistigen in die Gefühlswelt und in den Körper. Also anders gesagt, die Verankerung des Geistigen in der Materie. Wenn ich in den Elementen der Alchemie sprechen darf, so sind die Gedanken Luft. Ein Windhauch und sie sind weg. Der Wind ist in der Lage, Gefühle und Emotionen in Bewegung zu setzen. Sie sind wie Wasser, sie kommen und fließen wieder weg, lassen wir sie nicht durch uns durchfließen, werden sie aufgestaut und blockieren uns im Vorwärtskommen. Gefühle und Emotionen wiederum lösen im Körper Empfindungen aus. Der Körper ist die Erde. Er ist in der Lage, die Gefühle und die Gedanken zu halten, dadurch können wir handeln.
Als viertes Element fehlt noch das Feuer. Das Feuer des Lebens, das Feuer, das unser Herz zum Brennen bringt, wenn wir begeistert sind.
Zuletzt kommt noch das, was alles zusammenhält, unser Wesen, das was wir wahrhaftig sind, unverfälscht, eckig und kantig, aber liebenswert. Es ist die Quintessenz, unser Ich.
Ich hatte also festgestellt, dass ich in einigen meiner Klientinnen und Klienten nichts bewegen konnte. Im Gegenteil, was normalerweise das System Mensch (Körper, Seele, Geist) stabilisiert hatte, das „Erden“, brachte noch stärkere Instabilität. Woran lag das? Ich suchte also nach dem Grund. Dieser war rasch gefunden. Das Leben wurde als schwer, anstrengend oder sinnlos empfunden und das Wesen hatte sich vom Leben zurückgezogen. Ich sage diesem Rückzugsort „Zwischenwelt“ oder „irgendwo im Nirgendwo“, weil es weder hier „unten“ im Jetzt, noch dort „oben“ im Tod ist. Oft lässt sich die Seele nicht einfach davon überzeugen, ins Leben herunter zu kommen. Zu groß waren der Schmerz, die Enttäuschung und die Verletzung des Erfahrenen, zu hart der Kampf ums Überleben.
Was jedoch am überzeugendsten wirkt, ist die Aussicht, dass die Seele Einfluss auf das Leben nehmen und das tun kann, was sie ganz tief innen wirklich will. Und dass dieser Prozess durchaus leicht und freudvoll sein kann. Die Person muss bereit sein, den eigenen und jetzt passenden Weg zu gehen. Sie muss sich dafür entscheiden und alles in ihrer Macht stehende tun, bis sie das genannte Ziel erreicht hat. Dann fangen wir an zu graben, bis wir auf die verschütteten Sehnsüchte, Fähigkeiten und Vorlieben stoßen, die das Herz zum Brennen bringen. Und manchmal ist es harte Arbeit, die Fantasie zu befreien, alle erlernte Vernunft abzustreifen und mutig zu dem zu stehen, was man ganz tief in sich versteckt gehalten hatte. Viele Menschen, die zu mir kommen, haben keine durchschnittlichen Wünsche und Sehnsüchte. Sie wollen etwas in der Welt bewegen, etwas bewirken, etwas Einzigartiges erschaffen, nicht um großartig dazustehen, sondern um mehr Freude, mehr Bewusstsein, mehr Lebensqualität für sich und andere zu bringen.
Dabei ist ein großer Hemmschuh, dass sie solch großartige Vorstellungen kaum zu denken wagen oder sich der Herausforderung, die die Visionen mit sich bringen, gar nicht gewachsen fühlen. Und Schwupp, ist das Feuer wieder aus. Dann fangen wir halt wieder von vorne an.
Traurig wird es dann, wenn die Menschen gar nicht mehr daran glauben, dass das Leben eine Wende nehmen kann. Wenn sie resignieren. Wenn sie glauben, dass ihr Schicksal eben nun dieses Leiden ist. Auch das habe ich erlebt.
Und dann, wenn die Seele überzeugt ist, dass sich die Hoffnung lohnt, wenn Freude wieder zur Zugkraft wird, dann fängt die Therapie erst an zu wirken. Dann ist es oft egal, welche Methode angewendet wird. Das Individuum merkt schnell selbst, was passt und was nicht.
Das ist es dann, was mir an meiner Arbeit so viel Freude bereitet. Die Klientin oder der Klient ist aufgestanden, geht wieder vorwärts, diesmal mit der Stimme des Herzens, der Freude und der eigenen Schöpferkraft als Wegweiser!
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