Der Tod ist eine der am häufigsten ausgeführten Aktivitäten, wenn dies auch nicht wirklich erkannt wird. „Wir sind viele Male gestorben und werden immer wieder sterben“, sagt der tibetische Meister. Im Wesentlichen ist der Tod eine Frage des Bewusstseins. Unser Bewusstsein verlagert sich von einer Ebene zu einer anderen. Es verändert sich fortwährend. Eine Zeit lang kann es auf der physischen Ebene verweilen, in anderen Momenten ist es auf der emotionalen Ebene, und es kann auch rein mental sein und uns aus der Umgebung entfernen.
Dichter, Maler, Autoren und Denker entfernen sich häufig mit ihrem Bewusstsein von dem Ort, an dem sie sich physisch aufhalten. Genauso wie bei Verliebten ist auch ihr Bewusstsein woanders und nicht jederzeit auf der physischen Ebene. Wir ziehen uns aus einem Zustand bewusster Aktivität in einen anderen Zustand zurück. Grundsätzlich sollten wir wissen, dass wir Bewusstseinseinheiten sind, die in einer Körperform platziert sind.
Unser Rückzug aus einem Zustand bedeutet den Tod für ihn, während wir in einem anderen Bewusstseinszustand geboren werden. Wenn wir zu Hause sind, beschäftigen wir uns in unserem Bewusstsein nicht mit unserer Büroarbeit und wenn wir im Büro arbeiten, sind wir mit unserem Bewusstsein nicht zu Hause. Wir leben für den Zustand, in dem wir uns gerade befinden und im nächsten Augenblick sterben wir in Bezug auf ihn, wenn wir ihn beendet haben. Ohne dass wir es bemerken, ist das sich verändernde Bewusstsein für den einen Vorgang tot, während es in einem anderen Kontext lebendig ist.
Wenn wir schlafen, sind wir im Hinblick auf die weltliche Aktivität tot, aber sobald wir uns in die weltliche Aktivität vertieft haben, sind wir in Bezug auf den Schlaf tot. Wenn wir träumen, sind wir für die tägliche Arbeit und auch für den Schlaf tot. Das sich ständig verlagernde Bewusstsein verursacht den Tod des vorhergehenden Zustands und lässt uns im gegenwärtigen Zustand lebendig sein.
Wir sollten unseren Fokus vom Formaspekt zu unserem Bewusstseinsaspekt verlagern. Wenn unser Bewusstsein sich vollständig mit unserer Form identifiziert, werden wir vom Ereignis des Todes angegriffen, aber wenn wir wissen, dass wir Bewusstseinseinheiten und Bewohner der Form sind, betrachten wir den Verfall, die Verformung und die Zerstörung der Form nicht als Tod. Denn als Bewusstsein sterben wir nicht. Ereignisse werden geboren, leben eine Weile und sterben. Aber wir bleiben, mit oder ohne Körper.
Unsere Form ist nur unsere äußere Hülle und sie hat eine endliche Lebensdauer. Wir, die Bewusstseinseinheiten, hören nicht mit dem Ende der Form auf. Entsprechend der Beschaffenheit unseres Willens oder Bewusstseins bleiben wir auf der einen oder anderen Ebene.
Wir fürchten den Tod, weil wir ihn nicht verstehen. Nach wie vor meinen wir immer noch, dass wir unsere Form sind. Wir spüren nicht, dass wir die Bewohner, die bewussten Wesen sind. Das Denkvermögen der Menschen ist so wenig entwickelt, dass die Bindung an die Form schreckliche Ängste auslöst. Wir müssen zwischen uns selbst und unserer Form unterscheiden.
Lord Krishna erklärt Arjuna als Erstes, dass wir als Bewusstseinseinheiten ewig sind. Die Formen, die wir bekommen, sind wie Kleidungsstücke, die wir entsprechend den Zeitzyklen der Form anziehen und ausziehen. Lord Krishna vergleicht diese Vorgänge sogar mit unserem täglichen An- und Ausziehen der Kleidung.
Wir sehen, wie sich unsere Form von der Kindheit bis ins hohe Alter verändert. Doch obwohl sich die Form wandelt, spüren wir selbst die Veränderung nicht. Wir bemerken nicht, wie sich der Wandel vom Säuglingsalter zur Kindheit, zur Jugend, zum mittleren Alter und zum hohen Alter vollzieht. So ist es auch, wenn die Form sich verändert. Wir haben nicht gespürt, wie wir aus der Kindheit, der Jugend, dem mittleren Alter herausgewachsen und alt geworden sind. Diese Übergänge geschehen sanft. Genauso wird von den Weisen auch die Änderung der Form, um eine andere Form zu erhalten, als Umwandlung, aber nicht als Ende betrachtet.
Sobald wir uns als pulsierende Bewusstseinseinheiten (als Seelen) erkennen, verliert sich unsere Empfindung in Bezug auf die Form. Wir sind alle in unsere Form eingebettet und schließlich trennen wir uns von der Form. Es ist genauso einfach wie das Hineingehen und das Hinausgehen. Aus allem, in das wir hineingegangen sind, müssen wir zwangsläufig wieder hinausgehen. Die Verbindung mit der Atmung und Pulsierung ist der erste Schritt zur bewussten Lösung von der Form.
Ein Weiser erinnert sich an sich selbst. Er lebt und arbeitet als Seele. Immer ist er sich dessen bewusst, dass seine Form nur sein ‘Fahrzeug‘ ist. Jede Nacht, wenn wir schlafen, sterben wir in Bezug auf unsere physische Ebene und sind trotzdem woanders lebendig und aktiv. Wenn wir darüber nachdenken, wissen wir, dass wir jeden Tag als Bewusstseinseinheiten unsere Form verlassen und wieder in sie eintreten, wenn wir am Ende der Schlafenszeit in der Form aufwachen. Die Träume sind nur ein Beispiel für solches Hinausgehen und Wiedereintreten.
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