Gebot 15:
Weiche nicht vom Selbst-Studium ab
Selbst-Studium bedeutet ‚Studieren des Selbst‘. Wir können das Selbst auf zweierlei Arten studieren. Eine ist, uns das Ich Bin in Erinnerung zu rufen und zu sehen, inwieweit wir uns an das Ich Bin in Bezug auf uns selbst und die Umgebung erinnern. Dies ist das praktische Studium des Selbst. Nur das Selbst ist der Hintergrund von uns selbst und von allen anderen Personen. Der Hintergrund von allem ist Ich Bin. Während wir uns den Ereignissen des Tages widmen, sollten wir uns dieses Hintergrunds bewusst sein und uns auf ihn besinnen. Dies ist ein Geduldsspiel, das wir üben müssen. Wir müssen genau beobachten, wie weit wir in der Lage sind, uns das Selbst in den täglichen Ereignissen des Lebens zu vergegenwärtigen. Sogar während der Kontemplation sollten wir uns in Erinnerung rufen, dass wir das Selbst sind und uns von der Persönlichkeit unterscheiden. Auch dies gehört zur ersten Art des Selbst-Studiums.
Die zweite Art des Selbst-Studiums besteht darin, die Lehren der Eingeweihten zu studieren, die ebenfalls Gedanken für das Selbst-Studium anbieten. Ihre Lehren und Schriften enthalten die magnetische Berührung der Seele, weil die Eingeweihten zu jeder Zeit als Seele wirken. Aus diesem Grund vergehen ihre Werke nicht im Lauf der Zeit. Die Seele ist unsterblich, und alle Lehren und Schriften, die von der Seele fließen, bleiben ebenfalls unsterblich. Es ist nicht gut, wahllos irgendwelche Bücher zu lesen. Die Bücher über esoterisches Wissen, die von Eingeweihten kommen, haben den Status von Schriften. Andere Bücher können zwar Bestseller sein, aber sie sind sterblich. Wir sollten nicht die Verkaufszahlen als Maßstab nehmen, sondern uns nach der Seelenqualität richten. Um zwischen beidem zu unterscheiden, können wir einen Einblick gewinnen, wenn wir versuchen, die Biographien der Autoren kennen zu lernen. Was die Autoren im Leben tun oder getan haben, setzt das Maß, durch das wir die Qualität der Lehren erkennen können, die dargelegt werden. Das Leben der Eingeweihten ist vom Dienst an der Menschheit erfüllt und berührt den Bereich des Opfers. Wenn wir solche Lehren hören oder studieren, wird die Seele erweckt. Diese Lehren haben eine direkte Wirkung auf die Seele, und das Bewusstsein spürt unmittelbar, dass das Gesagte wahr ist. Diese Dinge sollten wir wissen, ehe wir uns Bücher zum Lesen vornehmen.
Das Studieren der Lehren von Eingeweihten hilft die Seele zu aktivieren. Sie fühlt sich genährt und gestärkt. Sie wird inspiriert und muss nicht länger transpirieren. Durch das Lesen der Schriften von Eingeweihten haben die Schüler reichen Gewinn.
Eine weitere Dimension dieser Lehre ist, dass der Leser nach und nach die Gegenwart jenes Eingeweihten fühlt, dessen Lehren er liest. Die Gegenwart des Lehrers ist in der Lehre unsichtbar enthalten. Wer mit großer Aufmerksamkeit und Hingabe liest, kann manchmal sogar die Gegenwart des Lehrers erreichen. In der Vergangenheit gab es viele solcher Fälle. Es ist eine wahre Tatsache, die immer wieder belegt wird.
Ebenso bedeutsam ist es, die Biografien der Eingeweihten zu studieren. Dies hilft, einen Kontakt zu ihnen aufzubauen. Wenn wir einmal mit ihrer Gegenwart vertraut geworden sind, offenbaren die Lehren viel mehr als vorher. Wir sollten bedenken, dass sich die Lehren abhängig vom Bewusstsein des Lesers Schicht für Schicht offenbaren. Doch wenn die Gegenwart sich ausbreitet, geschehen die Offenbarungen nicht entsprechend dem Fassungsvermögen des Lesers, sondern nach dem Mitgefühl des Lehrers. Auf diese Weise kommen gute Schüler voran.
Die Lehren und Biografien der Eingeweihten werden gelesen, um die Gegenwart der Seele zu erhalten. Noch wichtiger und bedeutender als die Informationen, die die Lehren enthalten, ist die Gegenwart. Sie ist letztendlich das, was die Seelen erfüllt, nährt und erblühen lässt. Wir werden die Bedeutung dieser Anweisung von Lord Sanat Kumâra verstehen, wenn wir täglich ein paar Zeilen solcher Lehren entweder in den frühen Morgenstunden oder in den stillen Abendstunden lesen. Deshalb sollten wir nicht vom Selbst-Studium abweichen.
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