Die Kunst des Heilens scheint mehrdimensional zu sein. Abgesehen von der erzählenden Geschichte wird viel Weisheit vermittelt und der Schlüssel zur praktischen Vorgehensweise gegeben, was noch wertvoller ist. Der Verfasser schildert die Episoden in der dritten Person (Saukumarya). Im Sanskrit bedeutet Saukumarya „Sanftheit“. Die Heilung geschieht sanft und entspricht dem Charakter des Verfassers. Es ist ein unpersönlicher Akt, der durch ihn geschieht. Ein Magnet kann nicht anders als magnetisieren.
Seine Fähigkeit, subtile Weisheit durch Unterricht zu vermitteln, ist bekannt. Wann immer er lehrt, heilt er auch. Heilen ist nicht nur eine Wissenschaft, sondern auch eine Kunst. Die kunstvolle Art, wie Saukumarya verschiedene Mittel anwendet, um zu heilen, berührt zutiefst das Herz. Diese Art des Heilens ist ein Geschehen in Liebe.
Dr. K. Parvathi Kumar
Episode 3
Es war im Jahr 1979.
Saukumarya hielt sich aus beruflichen Gründen in Neu-Delhi auf. Im Auftrag eines Klienten war er mit der Ausarbeitung einer Lösung betraut, die rechtliche Auswirkungen hatte. Dafür sollte er mit einem erfahrenen Anwalt sprechen, der am Obersten Gerichtshof tätig war. Der Anwalt war etwa 45 Jahre alt, fachlich sehr kompetent und auch beliebt. Mit ihm sollte Saukumarya im Interesse seines Klienten zusammenarbeiten.
Innerhalb von zwei Tagen fand der Anwalt in Saukumarya nicht nur einen Steuerexperten, sondern auch einen guten Freund. Beim gemeinsamen Essen und während der Autofahrten in Neu-Delhi begann er, ihm von seinem Privatleben zu erzählen. Obwohl Saukumarya jünger war, fand er in ihm auch einen Philosophen und offenbarte ihm nach und nach sein persönliches Leben. Er lud Saukumarya sogar zu sich nach Hause zum Essen ein. In seinem Haus lebten seine betagte Mutter, seine Ehefrau und zwei Kinder, 9 und 11 Jahre alt, ein Junge und ein Mädchen. Sein Leben war wohlgeordnet. Er hatte einen guten Beruf und eine schöne Familie. Danach sehnt sich jeder Mensch.
Nach dem Abendessen wollte der Anwalt Saukumarya im Hotel absetzen, in dem Saukumarya wohnte. Er fragte ihn: „Darf ich morgen mit Ihnen frühstücken? Ich würde Sie gern in einer wichtigen Angelegenheit meines Lebens um Rat fragen. Es ist etwas Persönliches.“ Saukumarya nickte zustimmend und meinte: „Sie sind herzlich willkommen.“
Am nächsten Morgen kam der befreundete Anwalt wie vereinbart. Während des Frühstücks sagte er: „Ich habe mein Testament vorbereitet und meinen Besitz unter meinen Familienmitgliedern aufgeteilt. Einen bestimmten Prozentsatz des Vermögens habe ich für wohltätige Zwecke bestimmt. In Ihnen finde ich einen Freund, einen Philosophen und einen weisen Mann. Ich möchte Ihnen das Testament zeigen, bevor ich es registrieren lasse, um es nach meinem Tod rechtskräftig zu machen. Wären Sie so freundlich, es einmal anzuschauen und Änderungen vorzuschlagen, die Sie aus Ihrer Sicht für notwendig erachten?“
Saukumarya erwiderte: „Es besteht keine Notwendigkeit, das von Ihnen vorbereitete Testament zu begutachten. In Wirklichkeit gibt es vorerst überhaupt keinen Bedarf für ein Testament. Sie haben noch ein langes Leben vor sich. In naher Zukunft Sie werden nicht sterben. Ich habe den Eindruck, dass Sie die Vorstellung haben, Sie würden in den nächsten zwei bis vier Jahren sterben. Das stimmt nicht.“ Der Anwalt unterbrach ihn und sagte: „Aber mehr als nur ein Astrologe, ein Handleser und ein Guru haben mir mitgeteilt, dass ich nicht älter als 49 Jahre werde. Die können sich nicht alle irren. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit. Auf welcher Grundlage sagen Sie, dass ich lange leben werde?“
Saukumarya antwortete: „Ich habe Sie in den letzten vier Tagen gesehen und ich habe Ihre Familienmitglieder gesehen. In diesen vier bis fünf Tagen haben wir einige Male gemeinsam gegessen. Ich habe bemerkt, dass Sie auf eine Gesundheitskrise zusteuern, aber nicht auf eine tödliche Krise. Wenn man als Familie in einer Gruppe lebt, gibt es ein Gruppen-Karma. Das Karma der Familie neutralisiert auch das persönliche Karma. Das liegt daran, dass es in der Familie einen Energieaustausch gibt. Die Energie der anderen Familienmitglieder wirkt sich positiv oder negativ auf Sie aus. Von ihren Familienmitgliedern fließt viel positive Energie zu Ihnen. Dadurch sind Sie in der Lage, die Krise zu überwinden.
Aufgrund Ihres Übergewichts besteht die Gefahr, dass Sie einen Herzinfarkt bekommen können. Ich habe gesehen, dass Sie mehr essen, als Sie eigentlich brauchen. Das Atmen fällt Ihnen nicht ganz leicht. Sie können nicht mühelos atmen. Das deutet darauf hin, dass Sie sofort Ihre Essgewohnheiten ändern und ein Gesundheitsprogramm in Angriff nehmen müssen. Dazu gehören auch morgendliche Spaziergänge, die Ihr Gewicht reduzieren. Wenn Ihr Körpergewicht normal ist, wird sich auch Ihre Atmung normalisieren. Dadurch beugen Sie einer möglichen Krise vor. Jedenfalls werden Sie nicht so schnell sterben, wie von anderen behauptet. Vergessen Sie diesen Gedanken. Tun Sie stattdessen das, was ich gesagt habe. Sie werden lange leben und dafür sorgen, dass sich Ihre Kinder gut entwickeln. Sie werden sogar Ihre Enkelkinder sehen. Und Sie werden im Gedenken an Ihre Vorfahren viel Wohltätigkeit entfalten.“
Der befreundete Anwalt war sichtlich erleichtert und stieß sogar einen Seufzer der Erleichterung aus. „Sollen wir noch eine Tasse Kaffee trinken, um diese Nachricht zu feiern?“, fragte er. Saukumarya lächelte: „Ja, aber nur, wenn Sie mir Ihr Wort geben, dass Sie tun, was ich Ihnen gesagt habe, und wenn Sie den Entwurf des Testaments zerreißen. Ich hoffe, Sie haben es Ihrer Frau nicht gezeigt.“
Genüsslich tranken die beiden Freunde noch eine Tasse Kaffee. Am selben Abend verließ Saukumarya Neu-Delhi und verabschiedete sich von dem befreundeten Anwalt.
Fünf Jahre vergingen. Eines Tages morgens um 10.30 Uhr erhielt Saukumarya einen Telefonanruf und eine Stimme sagte: „Erkennen Sie meine Stimme, mein Freund? Ich bin Ihr Freund, der Anwalt aus Delhi. Heute feiern meine Familie und unsere Freunde mein goldenes Jubiläumsjahr, den fünfzigsten Geburtstag. Ich musste an Sie und Ihre prophetischen Worte denken. Ich bin Ihnen ewig dankbar. Hier läuft alles gut. Sie haben mich zum richtigen Zeitpunkt auf den richtigen Weg gebracht. Für mich sind Sie ein Bote, den Gott geschickt hat.“
„Das Göttliche hat viele Boten“, antwortete Saukumarya. „Sie sollen leben und dienen. Wenn ich nicht dagewesen wäre, dann hätte jemand anders die Botschaft überbracht. Ich bin froh, dass Sie sich von all den Straßenrand-Astrologen und Handlesern abgewendet haben. Glauben Sie an Ihre Arbeit und leben Sie Ihr Leben, indem Sie es dem Wohlergehen anderer widmen, einschließlich ihrer Familie. Übrigens, wie geht es Ihrer Mutter? Kümmern Sie sich um sie. Erfüllen Sie ihre Wünsche. Vielleicht lebt sie nicht mehr lange.“
Der Anwalt sagte: „Danke, mein Freund. Bitte vergessen Sie nicht, mir Bescheid zu geben, wenn Sie nach Delhi kommen.“
Während der Niederschrift dieses Buches (2020) lebt der Anwalt noch immer.
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