Wirkung von Streptokokkinum
Der berühmte indische homöopathische Arzt Jayesh Shah sagte einmal über Streptokokkinum: „Der Einfluss von Streptokokkinum ist das verblüffendste Phänomen, das ich in meiner Praxis der Homöopathie beobachtet habe. Es ist mein Lieblingsmittel, wenn nichts funktioniert. Tatsächlich hat mich Streptokokkinum immer wieder mit der Reichweite seines Wirkens vollkommen überrascht.“
2015 stellte Jayesh Shah Streptokokkinum, diese in Deutschland bis dato nahezu unbekannte homöopathische Nosode, im Rahmen eines Seminars in Freiburg vor und so kam sein guter Freund, der deutsche Arzt und Homöopath Dr. med. Andreas Tilch, mit dieser Nosode in Kontakt. Seither konnte er Streptokokkinum in seiner Praxis in Freiburg und auch bei sich selbst und seiner Familie sehr oft erfolgreich anwenden. Er beschreibt es als „eine Art Breitspektrum-Homöopathikum“, das sich sowohl bei körperlichen als auch bei geistig-seelischen Themen verschiedenster Art als überaus heilsam erwiesen hat.
Der folgende Artikel enthält Auszüge aus Interviews, die Mathias Berner und Gabi Schörk im Februar und Juli 2023 mit Andreas Tilch zum Wesen und zur Wirkungsweise von Streptokokkinum geführt haben, sowie Auszüge aus seinem Buch „Von der Urangst zur Verbundenheit“, erschienen im Similimum Verlag.
In seiner langjährigen homöopathischen Praxis hat Andreas Tilch über viele Jahre hinweg sehr viele Patienten homöopathisch behandelt. Es gibt Patienten, deren halbes Leben er jetzt quasi überblickt und sehen kann, was im Rahmen einer klassisch-homöopathischen Behandlung alles geschehen ist. Auf der Grundlage einer guten klassischen homöopathischen Ausbildung war es schon immer sein Bestreben, dieses eine besonders gut passende Konstitutionsmittel für diese spezielle Person zu finden, dass ihr nach Möglichkeit nicht nur im akuten Krankheitsgeschehen, sondern auch in chronischen Krankheitszuständen helfen kann. Als klassischer Homöopath ist es für ihn einfach eine feste Größe, wirklich jeden einzelnen Patienten immer ganz genau anzuschauen und das Mittel zu finden, das nach dem Ähnlichkeitsprinzip in diesem ganz speziellen Fall die Selbstheilungskräfte aktivieren kann.
Für eine Behandlung nach der klassischhomöopathischen Methode gibt es Symptomenregister, Nachschlagewerke und Computerprogramme und doch ist es eine gewisse Herausforderung und evtl. auch ein langwieriger Prozess, bis bei jedem einzelnen Patienten aus mehr als 2000 Arzneien dieses ganz bestimmte Mittel gefunden ist. Dann funktioniert die klassische Homöopathie wunderbar, aber Streptokokkinum ist für Andreas Tilch wie so eine Art Joker beim Kartenspielen. Wenn man beispielsweise Canasta spielen will, dann muss man z. B. alle Siebener oder alle Neuner in je einer Reihe sammeln, und beim nächsten Ziehen vom Aufnahmestapel sollte man eine Karte ziehen, die dazu passt. Wenn sie aber nicht dazu passt, dann ist man blockiert, außer man zieht einen Joker. Mit einem Joker kann man jeden Canasta auffüllen und das Kartenspiel kann dann einfach gut weitergehen. So ähnlich ist es bei Streptokokkinum. Diese Nosode hat für ihn das eingeleitet, was er als ‚Streptokokkinum-Zeitenwende‚ bezeichnet.“
„In den 23 Jahren vor der Streptokokkinum-Zeitenwende gab es auch viel Frustration und viele Rückschläge. Manche Patienten konnte ich mit der Homöopathie so gut wie gar nicht erreichen, z. B. gestresste, überarbeitete Männer. Manchen half Nux Vomica oder Lycopodium sehr gut – aber bei weitem nicht allen. Viele Patienten behandelte ich über Jahre, ohne eine dauerhafte Anhebung ihres Zustandes erreichen zu können. Der Heuschnupfen kam jedes Jahr von neuem. Manche Asthma-Patienten kamen von ihrem Cortison-Spray einfach nicht weg. Bei anderen kam die Schuppenflechte in Wellen immer wieder.“
Vor diesem Hintergrund war er beeindruckt, als Jayesh Shah in einem Seminar davon gesprochen hat, dass Streptokokkinum ein unglaublich breit wirksames Mittel ist, das vielen Menschen sehr gut hilft, nicht nur bei Infektanfälligkeit der oberen Atemwege und der bangen Frage, ob das Immunsystem stark genug sein wird, diese Infektion zu meistern, sondern eben auch bei Beschwerden, die ganz abseits vom Halsbereich oder von den Atemwegen liegen, z. B. bei Fersensporn oder verschiedenen psychischen Thematiken. Seine Neugier war geweckt. Nach diesem Seminar hat er begonnen, eigene Erfahrungen mit diesem Mittel in C 200 und C 1000 zu machen und sein Leben hat sich in den nachfolgenden zwei Jahren auf ganz, ganz wunderbare Weise entwickelt. Und doch war ihm damals noch nicht wirklich klar, wie weitreichend die Wirkung dieses Mittels ist. Das hat sich erst ab Mitte 2018 grundlegend geändert, nach mehr und mehr erstaunlich positiven Feedbacks. Zum Beispiel kam damals ein Patient nach langer Zeit wieder in seine Praxis und war von seinen starken Allergiebeschwerden vollkommen befreit. Andreas Tilch hatte ihn seit 2008 in Bezug auf diese Allergie behandelt, und nichts hatte wirklich durchgreifend geholfen. Anfang 2016 hatte er ihm Streptokokkinum gegeben – und auf einmal waren die Beschwerden wie weggeblasen. Zwei Jahre später kam dieser Patient nämlich wegen Kreuzbandproblemen und nicht mehr wegen der Allergie. Seine allergischen Beschwerden waren einfach weg.
„Ich war total erstaunt über die große Wirkung dieses Mittels, die ich in dieser Dimension gar nicht erwartet hatte. Dann habe ich angefangen, mehr und mehr Leute mit diesem Mittel in den verschiedenen Potenzen zu behandeln und habe bei sehr, sehr vielen Menschen mit den unterschiedlichsten Störungen Heilwirkungen gesehen. Ein Patient nach dem anderen berichtete nun, dass es ihm mit Streptokokkinum nicht nur so gut ging wie zuvor, sondern besser als je zuvor ging. Das war neu und hat mich total fasziniert, so dass ich es nun immer häufiger einsetzte. Meine Problem-Patienten fingen auf einmal an, sich auf ein nachhaltig immer besseres Niveau hinzubewegen. Ihre Beschwerden gingen zurück, und sie berichteten mir von einer nie dagewesenen Lebensfreude.
Streptokokkinum ist, wie andere homöopathische Arzneien auch, ein Mittel, mit dem wir von außen einen Arzneireiz geben, der grundsätzlich etwas anderes ist, als wenn wir ein pharmakologisches Medikament geben, weil der Arzneireiz einfach eine reine Information ist, die eine bestimmte Wellenlänge, eine bestimme Frequenz und eine bestimme Energie hat und in Resonanz mit unserer Lebenskraft geht. Diese Lebenskraft ist im Grunde so etwas wie der Zuhörer. Einer spielt Geige und die Frage ist, wie dies auf den Organismus, auf den Zuhörer, wirkt. Das, was dann als Antwort auf diesen homöopathischen Arzneireiz in uns passiert, ist die Antwort unserer Lebenskraft, d. h., wenn ich jetzt ein homöopathisches Arzneimittel wie Streptokokkinum nehme und bekomme danach Symptome oder irgendetwas verändert sich in mir – emotionale Wahrnehmungen, mentale Veränderungen oder körperliche Dinge -, dann ist es einfach das, was unsere Lebenskraft als Antwort produziert.“
Andreas Tilch erklärt weiter, dass Streptokokkinum eine sehr tiefgreifende Wirkung hat in unseren Körperzellen, in unserem Unterbewusstsein und auf das, was im Körper verankert ist. Es steigt in den Keller unseres Bewusstseins hinab und wenn dort etwas aktiviert wird, wenn die Lebenskraft also in Resonanz damit geht, dann ist es möglich, dass bestimmte Dinge hochkommen oder etwas verändern, die uns angenehm oder unangenehm sein können. Erstverschlimmerungen sind grundsätzlich bei jedem homöopathischen Mittel möglich und wurden schon von Samuel Hahnemann beschrieben, und so ist es auch bei Streptokokkinum. Erstwirkungen können angenehmer oder unangenehmer Natur sein, und wenn wir nach der Einnahme von Streptokokkinum unangenehme Symptome bekommen, müssen wir uns immer klarmachen, dass es nicht das Arzneimittel ist, das von außen etwas Unangenehmes in uns hineingebracht hat, sondern dass es etwas Unangenehmes ist, das aus unserem eigenen Keller in uns aufsteigt und sich im Körper bemerkbar macht. Es kommt sozusagen aus uns selbst. Auch das Positive, das wir dann erleben, kommt aus uns hervor. Das Mittel bringt nichts Zusätzliches in uns hinein, sondern es ist nur eine Anregung, dass etwas an die Oberfläche kommen möge, was vorher schon da war. Wenn wir also nach der Einnahme von Streptokokkinum wunderbare Heilungsreaktionen erleben, dann ist es unsere Lebenskraft, die sich entwickelt und Heilungsprozesse durchführt. Und tiefe unangenehme Erfahrungen, die als Albtraum oder als purer Stress daherkommen oder starke Widerstände in uns hervorrufen, sind auch nichts anderes als unser ureigenster innerer Prozess. Dieses Mittel bringt nichts Unangenehmes oder Angenehmes in uns hinein, sondern es öffnet uns Türen. Was sich hinter dieser Tür zeigt, ist ein Raum, den unsere Lebenskraft betritt und der für uns angenehm oder unangenehm ist, aber es ist unser Raum. Es ist ein Raum in uns selbst, den wir betreten, um mit dem, was wir zu sehen bekommen, einen guten Umgang zu finden.
KLEINES ICH – NETZWERK-BEWUSSTSEIN
Streptokokkinum ist ein Mittel, das einfach sehr tief in unser „Betriebssystem“ hineingeht, tiefer als manch andere homöopathische Mittel. Es geht direkt in die Tiefen unserer Traumata, geht in unser Unterbewusstes und in all das, was wir in der Vergangenheit schon einmal erlebt haben.
Wir alle kommen aus einer reinen Quelle, wir sind reiner Geist, reines Bewusstsein, inkarnieren in einen Körper und erleben uns normalerweise als Kleines Ich, als separates kleines Wesen, das einen eigenen Körper hat. In diesem Körper stecken wir dann irgendwie fest und haben das Gefühl, jetzt bin ich dieser Körper. Wir identifizieren uns mit diesem Körper, der schon bei der Geburt viel Stress erlebt und eine heftige Angsterfahrung gemacht hat, und durch diese Begrenzung und die Enge, die wir im Geburtskanal erfahren haben, werden wir geprägt. Wir sind ein großer Geist, der aus einer hohen Quelle kommt und der in diesem Kleinen Ich mit diesen zwei Händen und zwei Füßen durchs Leben navigiert. In diesem Kleinen Ich haben wir tendenziell die Angst, da draußen gäbe es Säbelzahntiger, die uns angreifen können. Die Angst bewirkt, dass wir uns innerlich zusammenziehen. Wir haben nicht das Gefühl, der Säbelzahntiger käme, weil er sich von uns streicheln lassen möchte, vielmehr haben wir die Angst, dass er uns frühstücken möchte und wähnen uns in Lebensgefahr. Das lässt uns zusammenziehen, in Alarmreaktionen kommen, wir haben das Gefühl, wir müssen uns schützen, wir müssen uns abkapseln, wir fühlen uns begrenzt, wir haben nur begrenzte Möglichkeiten, wir können nicht fliegen, wir können uns nicht frei hin und her bewegen – wie früher als wir noch freier Geist waren -, wir sind an Materielles gebunden, wir haben das Gefühl, unsere Ressourcen sind nicht beliebig vorhanden, und vor allem fühlen wir uns nicht mehr verbunden mit unserer Quelle. Wir erleben Traumata, wir erleben Schrecksituationen, wir erleben Situationen, die uns überfordern, in denen wir das Gefühl haben, das kann ich nicht aushalten, ich muss es wegpacken und mich schützen, ich kann mir das Fühlen nicht erlauben, ich muss mich zusammenziehen, für Liebe ist keine Zeit. Es geht jetzt ums Überleben.
In diesem Kleinen Ich können wir schon auch Komfortzeiten erleben, wo wir uns nicht in Lebensgefahr erleben, aber das basiert auf Abkapselung, auf Identifikation mit einer Gruppe, letztendlich auf dem Errichten von Mauern. Wir begrenzen uns also selbst, verteidigen unsere Mauern und schützen unsere kleine Kapsel nach außen hin. Das ist das, was unser Kleines Ich macht. Statt dem Gefühl, eingebunden zu sein in ein großes Netzwerk, wird es getrieben von dem Gefühl „ich muss für mein Überleben sorgen, da draußen gibt es keine wirklich bedingungslose Liebe, es gibt Liebe, aber ich muss trotzdem aufpassen, dass ich nicht unter die Räder komme.
Dieses Kleine Ich ist unser mentaler Apparat, unser Denkapparat.
Der blaue Kreis um dieses Kleine Ich sind im Grunde lauter Traumata. Es sind die abgekapselten Gefühle, die uns umgeben. Das ist wie eine Art Schutzschicht aus verfestigten emotionalen Ladungen oder emotionalen Energiemustern, wie kleine Wesenheiten, die in unserer Aura sind und manchmal in den Vordergrund kommen und zu anderen Zeiten wieder schlafen. Ekkard Tolle nennt es ‚Schmerzkörper‘. Und dieser Schmerzkörper kann aufwachen und sich sehr alarmiert zeigen oder er kann im Hintergrund sein, aber grundsätzlich identifizieren wir uns mit diesem Kleinen Ich. Es ist unser ‚Betriebssystem‘, und Streptokokkinum bewirkt – nicht bei jedem, aber bei den meisten Menschen -, dass die Traumata, die in diesem blauen Kreis verankert sind, unter dem Einfluss von Streptokokkinum einen Prozess durchlaufen, der einem Waschgang in der Waschmaschine gleicht. Dadurch wird die blaue Schicht nach und nach durchlässiger, wobei die unterschiedlichen Potenzen unterschiedliche ‚Waschgänge‘ induzieren. Streptokokkinum ist wie ein Biowaschmittel, das direkt aus der Erde kommt und auf die uns umgebenden Traumata einwirkt, welche nichts anderes sind als verkrustete alte Gefühle aus Zeiten, wo wir etwas erlebt haben und keine Möglichkeit hatten, das wirklich in Ruhe zu durchfühlen, und dadurch ist es dann abgekapselt.
Was passiert, wenn diese Traumata unter dem Einfluss von Streptokokkinum in den verschiedenen Potenzen nach und nach in Bewegung kommen? Wenn sie so langsam aus unserem Gefühlskörper herausgelöst werden, dann kommt uns alles wieder ins Bewusstsein und dann geht es darum, diesen alten Traumata mehr Aufmerksamkeit zu geben und sie noch einmal zu durchfühlen. Und wenn sie sich mehr und mehr auflösen – das geht in Wellen -, dann kommen wir in ein größeres Ich und in ein größeres Bewusstsein, wir kommen in ein Netzwerk-Bewusstsein. Und in diesem Netzwerk löst sich die Angst auf, da löst sich auch die Abkapselung auf, wir erfahren Verbundenheit, um uns herum ist es nicht mehr dunkel, sondern hell, nicht mehr eng, sondern weit, da ist kein Mangel mehr, sondern Fülle, und ungeahnte Möglichkeiten tun sich auf.
In diesem Moment ist das Kleine Ich komplett im Hintergrund, es löst sich nicht auf, ist aber für unsere Lebenserfahrung nicht mehr so dominant. Das ist das, was die verschiedenen Potenzen von Streptokokkinum in Bewegung bringen und je länger wir es nehmen und je höhere Potenzen wir nehmen, desto mehr wird dieses Netzwerk-Bewusstsein unser normaler Zustand und desto weniger dominiert das Kleine Ich unsere Lebenserfahrung.
Das Kleine Ich wiederholt nämlich immer die gleiche Strategie, die es irgendwann einmal gelernt hat. Diese Strategie setzen wir immer und immer wieder ein, und so generieren wir immer wieder gleiche Trauma-artige Erfahrungen, weil sich diese alten Traumata immer wieder in ungelöster Form inszenieren. Der Schmerzkörper tankt sich durch immer neue Traumata auf und bestätigt sich damit immer und immer wieder. Je mehr sie sich aber unter dem Einfluss von Streptokokkinum auflösen, umso mehr verschwindet das Kleine Ich.
In diesem Prozess geht es darum, dass wir unsere mentalen Konzepte und wie wir unser Leben eingerichtet haben, wie wir uns vorstellen, dass es sein muss, all das können wir so nicht mehr länger beibehalten, wenn wir Streptokokkinum nehmen. Wir werden ‚upgedatet‘, wir verändern uns, unser Bewusstsein erweitert sich und damit können wir in dem Kleinen Ich nicht auf Dauer weiterleben. Je höher die Potenzen sind, die wir einnehmen, desto weniger leicht können wir noch als die Person weiterleben, die wir vorher waren.
Dieses Update kann auch Angst machen, denn in dem Kleinen Ich gibt es eine Beharrungstendenz und das Gefühl ’so bin ich, und so muss ich bleiben‘. Und doch lösen sich die Traumata mit dem Streptokokkinum in hohen Potenzen mit der Zeit immer weiter auf und geben den Weg frei für ganz neue Erfahrungen.
… wird fortgesetzt
Dieser Artikel wurde vom Paracelsus Team „Health & Healing“ in Zusammenarbeit mit Dr. Andreas Tilch zusammengestellt.Auszüge mit freundlicher Genehmigung entnommen aus dem Buch „Von der Urangst zur Verbundenheit“ von Dr. med. Andreas Tilch, Similimum Verlag 2023, dem Streptokokkinum „Basis- und Erfahrungskurs“ von den Glücksknirpsen und dem Online Kongress „Frühlingserwachen“ von Doris und Mathias Berner.
Kontakt:
Dr. med. Andreas Tilch
Facharzt für Allgemeinmedizin – Homöopathie –
Dreisamstr. 13
D-79098 Freiburg
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