2. Die Mineralstoffe des Lebens
2.1.6 Was heißt potenzieren?
Beispiel: Es wird ein Gramm (= ein Teil) Wirkstoff (z.B. Magnesium phosphoricum) mit 9 Gramm (= 9 Teile) Milchzucker vermischt. Diese Mischung wird sehr lange mit dem Mörser nach vorgeschriebenen, festgelegten Anordnungen verrieben, damit sich die Moleküle des Wirkstoffes im Milchzucker verteilen. Wenn dieser Vorgang abgeschlossen ist, spricht man von D1, der ersten Dezimalverreibung. Sie besagt, dass ein Zehntel der vorliegenden Menge aus Wirkstoff besteht. Von dieser Verreibung wird wiederum ein Gramm mit 9 Gramm Milchzucker verrieben, wodurch die zweite Dezimalverreibung entsteht, D 2. Wird dieser Vorgang wiederholt, entsteht die dritte Dezimalverreibung, nämlich D 3. In der sechsten Dezimalverreibung steht das Verhältnis Wirkstoff zu Milchzucker 1 : 1 000 000.
Die Menge des Wirkstoffes ist vom Gewicht her sehr gering. Eine Tablette wiegt 0,26 Gramm inklusive Tablettierungsstoffe. In einer Tablette sind in der sechsten Dezimalverreibung 1/4 Mikrogramm Wirkstoff (der vierte Teil eines Millionstel Gramms). Es geht aber bei den Mineralstoffen nach Dr. Schüßler nicht nach der Menge, nach dem Gewicht, sondern um die vereinzelten, eben potenzierten einer physiologischen Verteilung entsprechenden Moleküle, die auch bis in die Zelle eindringen können.
2.1.8 Kann man zu viel davon einnehmen?
In der zwölften Dezimalverreibung sind in einer Tablette der vierte Teil von einem Billionstel Gramm als Wirkstoff enthalten. Die Angaben erfolgen aus dem Grund, weil immer wieder behauptet wird, von diesen Mineralstoffen könnte zu viel eingenommen werden. Für jene, die gerne in eine niedere Potenz ausweichen, sei aufgezeigt, dass eine Tablette in D3 so viel Wirkstoffe enthält, wie 1 000 Tabletten in D 6. So darf es nicht verwundern, dass 50, 70 oder mehr Stück Mineralstoff Tabletten an einem Tag in der Substitionsheilweise9 keine Seltenheit sind.
Diese Menge wird von einem Homöopathen als sehr problematisch gesehen! Das kann vom Standpunkt der Reizheilweise aus verstanden werden. Dieser darf aber nicht der einzige sein, den Berater, Homöopathen oder Therapeuten einnehmen. Er kann durchaus angebracht sein, aber eben nur in jenen Fällen, wo es passt und nicht grundsätzlich, oder gar dogmatisch.
Wie wenig Wirkstoffe tatsächlich in den Mineralstoffen nach Dr. Schüßler enthalten sind, soll folgender Vergleich verdeutlichen. Bei Mineralwässern ist der Gehalt an gelösten Mineralstoffen angegeben. Er wird meistens in Milligramm angeführt. Handelt es sich zum Beispiel um ein Mineralwasser in dem in jedem Liter 2500 Milligramm, also 2,5 Gramm gelöste Mineralstoffe enthalten sind, muss man, wenn jemand über die Schüßler’schen Mineralstoffe so viel zu sich nehmen will als in einem Liter eines solchen Mineralwassers enthalten ist, 2500 Kilogramm, also 2,5 Tonnen Mineralstoffe nach Dr. Schüßler zu sich nehmen. Es handelt sich bei der Substitution niemals um die Menge der Mineralstoffe (Quantität), sondern ausschließlich um die Mineralstoffe, welche sich in feineren Verdünnungen im Körper vorfinden (Qualität), vor allem innerhalb der Zellen.
2.1.8 Die Auswirkung von Betriebsstoffmängeln
Ein bezeichnender Satz, der den allgemeinen Mangel an Mineralstoffen drastisch ausdrückt lautet:
„Mit dem Alter habe ich damals schon zu kämpfen gehabt.“ – „Wie alt sind Sie denn?“
Der allgemeine Abbau der Mineralstoffe zeigt sich in einem schnellen Altern des Körpers, wenn also das biologische Alter nicht mit dem Lebensalter übereinstimmt. Menschen formulieren dann wie folgt: „Er (oder Sie) schaut aber schon ziemlich alt aus für sein (ihr) Alter.“ Das Bestreben besteht in einem Auffüllen der Speicher, wodurch die Organe wieder gut arbeiten können sowie die Gewebe in ihrer gesunden Struktur wiederhergestellt werden.
Das Ziel besteht darin, dass zumindest das Lebensalter dem biologischen Alter entspricht. Wünschenswert wäre, dass jemand jünger aussieht, als es seinem Lebensalter entspricht. Allerdings müssen dabei auch noch andere Bereiche als nur die körperliche Ebene berücksichtigt werden. Schaut jemand älter aus, als sein Lebensalter es angebracht erscheinen lässt, wird von Degeneration, dem vorzeitigen Abbau der Lebensgrundlagen, gesprochen.
Die Entfremdung von einem natürlichen Leben ist leider sehr groß. Wir müssen uns wieder ein gutes Gespür für den Körper, die Natur und das Leben erwerben. Der jahrzehntelange Verzehr von denaturierter Nahrung über Generationen hinweg, in der auch die wichtigen Mineralstoffe entfernt wurden, zeigt sich hauptsächlich am Gebissverfall, bei Krankheiten der Verdauungsorgane, Gallensteinen, Herz- und Kreislauferkrankungen, Rheuma, Fettsucht, Arthrose, Diabetes, Arteriosklerose, an den sogenannten Zivilisationskrankheiten.
Wenn durch den Mangel an Betriebsstoffen die Organe oder andere Teile des Körpers leiden, sind diese noch lange nicht krank, das heißt beschädigt. Trotzdem wird oft an den durch den Mangel veränderten Organen und Körperteilen infolge der Unkenntnis der Zusammenhänge interveniert, anstatt den fehlenden Betriebsstoff nachzufüllen.
Die vermuteten Speicher der einzelnen für Dr. Schüßler bedeutsamen Mineralstoffe
- Nr. 1 Calcium fluoratum: Zahnschmelz, Knochenhülle, Oberhaut (Epidermis), alle elastischen Gewebe, in denen Hornstoff (Keratin) eingelagert ist.
- Nr. 2 Calcium phosphoricum: Knochen, Zähne
- Nr. 3 Ferrum phosphoricum: Nasenwurzel innen – bei einem chronischen Mangel entsteht ein schmaler Steg.
- Nr. 4 Kalium chloratum: Bronchien, Schleimhäute
- Nr. 5 Kalium phosphoricum: Schläfen
- Nr. 6 Kalium sulfuricum: Bauchspeicheldrüse
- Nr. 7 Magnesium phosphoricum: in allen Fasern der unwillkürlichen Muskel, auch Herz.
- Nr. 8 Natrium chloratum: Schleimhäute, vor allem Nasenschleimhaut.
- Nr. 9 Natrium phosphoricum: Lymphe.
- Nr. 10 Natrium sulfuricum: Leber
- Nr. 11 Silicea: Bindegewebe
2.1.9 Ist die Therapie nach Dr. Schüßler eine Heilweise?
Wenn die Gesundheit Gegenstand der Überlegungen wird, muss unbedingt berücksichtigt werden, dass die verschiedenen Ebenen im Menschen jeweils ihre Rolle spielen. Manche Menschen sind schon zufrieden, wenn ihr Körper keine Störungen meldet. Das ist für sie Grund genug, zu sagen, sie seien gesund.
Allerdings lassen sich bei einer solchen Betrachtungsweise viele Probleme, die sich im Leben des Menschen stellen, nicht einordnen. Außerdem beschränkt sich diese Sichtweise ausschließlich auf Störungen des Körpers. Viele Krankheiten bahnen sich aber eine gewisse Zeit unbemerkt ihren Weg. Diese ersten Anzeichen haben eine so geringe Wirkung im Körper, so dass sie meistens nicht wahrgenommen werden. Wenn die Krankheit dann ausbricht, hat sie sich schon lange vorbereitet, ohne dass es der Betreffende gemerkt hat. Es ist also wichtig zu überlegen, wann von Krankheit überhaupt gesprochen werden kann.
Ist der Mensch noch gesund, nur weil er die ersten Anzeichen einer sich anbahnenden Krankheit nicht spürt? Ist er noch gesund, obwohl er innerlich schon längst eine „gesunde“ Einstellung zum Leben verlassen hat? Oder wenn er keinen „gesunden“ Schlafplatz hat und damit rechnen muss, dass sich seine energetische Ebene aber auch seine körperliche in einen Bereich bewegen, der nicht mehr einem gesunden Zustand entspricht?
Zum Abschluss eine vielleicht verblüffende Frage: Gibt es eine gesunde Krankheit? Bedenkt man, dass vor allem Kinder nach einer Krankheit oft mit einem ungeheuren Entwicklungsschub reagieren, dann ist diese Frage gar nicht so abwegig!
Kommt es zu Störungen im Gesamtgefüge des Menschen, in einer der Ebenen seiner Existenzweise, so kommt es über kurz oder lang zur Krankheit. Ein bezeichnendes Sprichwort in diesem Zusammenhang, welches aber noch vom alten Menschenbild ausgeht, heißt: „Was die Seele nicht bearbeiten will, daran muss der Körper leiden.“ Diese Formulierung geht also immer von einer tieferen bzw. feineren Ebene als der des Körpers aus, auf der die Störung liegen muss. Damit ist auch schon ein Hinweis auf die ganzheitliche Methode der Krankheitsbehandlung gegeben, in der nicht nur der gesamte Körper sondern alle Ebenen des Menschen und ihr Zusammenspiel bzw. Zusammenwirken gesehen werden.
Umgekehrt kann dieser Satz auch eine arge Unterstellung sein, denn er sagt, dass der Kranke eben nicht an seinem Problem arbeiten will. Er ist also immer selber schuld, was aber von der systemischen Betrachtung her auf keinen Fall richtig ist.
Auf der anderen Seite gibt es den Satz bzw. die Einstellung: „Du Doktor hilf mir, aber verändere mich nicht!“
Ziel ist die Integration aller Ebenen in das Lebensgeschehen. Wer etwas oder eine Ebene aus dem Leben ausklammert, wird Störungen meistens aus der beiseite geschobenen Ebene erleben. Somit geht es insgesamt um den Fluss innerhalb der Ebenen und um den Fluss zwischen dem Menschen und der Außenwelt, also um den Fluss des Lebens schlechthin.
… wird fortgesetzt
Fußnote
9 Einer dem Körper gerechten Zubereitung.
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