Wie kam der Ayurveda zu den Menschen?
Die Ayurveda Medizin ist eine Jahrtausende alte Medizin, die von den Urvätern und weisen Seher (Rishis) zum Wohle der Menschheit praktiziert und gelehrt wurde. Es ist eine Offenbarung aus tiefer Meditation und eine direkte mündliche Überlieferung vom Lehrer an den Schüler. Seine Wurzeln liegen im alten Indien. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass Ayurveda das älteste Heilsystem ist.
Das vedische Wissen wurde vor ca. 5000 Jahren von Vedavyasa, einer Inkarnation des höchsten Herrn, schriftlich aufgeschrieben. Davor wurde das Wissen mündlich überliefert. Brahma, der Schöpfer des Universums empfing als Erster das Wissen direkt von Vishnu. Brahma, der alle vier Veden kannte, gab das gesamte Wissen des Ayurveda an Dakṣa (Prajāpati) weiter. Von Dakṣa ging es an die Aśvins und von den Aśvins an Indra. Der Prozess der Übertragung von Brahma bis hin zu Indra war so vollständig und gründlich, dass die gesamte Wissenschaft von allen drei Schülern nacheinander in ihrer Gesamtheit gemeistert wurde und kein einziger Punkt bei der Übermittlung verloren ging.
Indra war nun an der Reihe, das Wissen weiterzugeben. Er war auf der Suche nach einem geeigneten und würdigen Schüler, dem er diesen unvergänglichen Wissensschatz übermitteln konnte. Die alten Schriften sagen: „Einer, der das Wissen, das er von seinen Lehrern erhalten hat, nicht weitergibt, bleibt in der Schuld gegenüber seinen Lehrern.“
Caraka berichtet, dass die Zeit heranbrach, wo die Menschen immer öfter von Krankheiten heimgesucht wurden. Krankheiten, die das Leben verkürzten und sie daran hinderten, Dharma (Pflichten) zu befolgen, Tapas (spirituelle Praxis) zu praktizieren, die Veden zu studieren und Yajñas (Rituale) auszuführen. Krankheiten sind Zerstörer von Gesundheit, Wohlbefinden und Leben. Dies hat sich immer mehr als ein großes Hindernis auf dem Weg des menschlichen Lebens manifestiert.
Aus diesem Grund versammelten sich die Rishis im Tal des Himalayas und diskutierten das Thema. Diese großen Weisen waren unter anderem Aṅgirā, Vasiṣṭa, Kaśyapa, Bhrigu, Ātreya, Gautama, Sāṅkhya, Pulastya, Nārada, Agastya, Vāmadeva, Mārkaṇḍaya, Bharadvādja, Viśvāmitra, Maitreya und viele andere Maharishis (große Weise), die um das Wohl aller Lebewesen bemüht sind. Sie berieten sich, wie den Menschen geholfen werden kann, da sie Mitleid mit ihnen empfanden. Denn gute Gesundheit ist die wahre Wurzel von tugendhaften Handlungen, Reichtum, Befriedigung von Wünschen und der endgültigen Befreiung.
„Dharma, Artha, Kāma, Moksha (ethische Pflichten/Tugend, Wohlstand/Erfolg, weltlicher Genuss, Erlösung/Befreiung) – diesen vier Prinzipien können kranke Menschen nur schwer oder überhaupt nicht folgen. Wenn Dharma von Krankheit behindert wird, rückt Moksha in weite Ferne.“ So dachten die großen Weisen und suchten nach einer Lösung des Problems.
Sie fragten sich: „Was könnte das Heilmittel sein?“ – Mit diesem Ziel vor Augen, traten sie in die Meditation ein. In ihrer Vision erkannten sie Indra, der Herr der Götter, als ihren Retter. Indra, soll den richtigen Weg zur Bekämpfung der Krankheiten lehren und aufzeigen.
Die Weisen entschieden, Bharadvāja, den Sohn des Brihaspati, zu Indra zu schicken, um von ihm das Mittel zur Beseitigung von Krankheiten zu erbitten. Bharadvāja überbrachte Indra demütig die heilige Botschaft der Weisen: „Die Krankheiten, die für alle Lebewesen furchtbar sind, haben sich manifestiert. Bitte berate und lehre mich über die richtigen Heilmittel und deren Anwendung, Oh Herr der Götter.“
Indra offenbarte die ewige und heilige Wissenschaft des Lebens, die aus drei Prinzipien besteht, nämlich Ätiologie, Symptomatologie und das Wissen der Therapien als Mittel zum Wohlergehen, sowohl für Gesunde als auch für Kranke, so wie es seit Anbeginn der Zeit von Brahma gelehrt wurde.
Und so empfing Bharadvāja das Wissen des Ayurveda von Indra. Da die Rishis selbstbeherrscht waren, einen scharfen Intellekt und ein exzellentes Gedächtnis hatten, waren sie fähig, einmal Gehörtes jederzeit wiederzugeben, ohne es aufzuschreiben. Bharadvāja kehrte mit den erhaltenen Unterweisungen zu jenem Platz im Himalaya zurück und führte alle versammelten Weisen in den Ayurveda ein. Sie wendeten das Wissen sofort an und führten selbst ein langes und gesundes Leben. So wurde Ayurveda auf dieser Erde etabliert.
In den alten Schriften steht geschrieben, dass die Götter im Himmel so erfreut waren, dass ein tiefer melodischer Klang in den drei Welten ertönte, ein verheißungsvoller Wind zu wehen begann und alle Richtungen von Lichtern erhellt waren. Göttliche Blumen und leichter Regenschauer fielen vom Himmel herab.
Später unterrichtete Ātreya Muni (6. Jahrhundert v. Chr.) seine sechs Schüler Agniveśa, Bhelā, Jatūkarṇa, Parāśara, Hārīta und Kṣārapāṇi in Ayurveda. Punarnava Ātreya wies seine sechs Schüler an, das Wissen aufzuschreiben. Agniveśa (5. Jahrhundert v. Chr.) verfasste als Erster ein Kompendium (das Agniveśa trantra), das jedoch verloren ging. Die Caraka Samhita wurde ungefähr 400 n. Chr. erstellt und enthält Texte von mehreren Autoren. Sie ist der älteste, noch existierende Sanskrit-Text über Ayurveda. Die Caraka Samhita wurde früh ins Arabische und um 800 n. Chr. ins Persische übersetzt. Danach erschien sie unter dem Titel Sharaca indianus in lateinischer Sprache, die auch von Avicenna (980 – 1027) studiert wurde.
Ein weiteres Werk ist die Sushruta Samhita. Es sind die ältesten Texte über die Chirurgie. Es wird berichtet, dass Sushruta das Wissen direkt von Lord Dhanvantari erhalten hat. Lord Dhanvantari, eine direkte Inkarnation von Vishnu ist der Schutzpatron der Medizin. Der Text der Sushruta Samhita wurde von Nagarjuna (4. Jahrhundert v. Chr.) zusammengetragen.
Im 6. Jahrhundert n. Chr. ist die Ashtanga Hridayam und die Ashtanga Sangraha vom berühmten ayurvedischen Arzt Vagbhata verfasst worden. Es folgten weitere Werke wie Madhava Nidana (800 n. Chr.), Sharangadhara Samhita (1226), Bhavaprakasha (1558), Cakradatta etc.
Alle diese Werke sind ewig gültig und werden auch heute noch von den Schülern der Ayurveda-Medizin studiert.
Ziel des Ayurveda
Das Ziel des Ayurveda ist es, die Gesundheit zu erhalten und die Krankheit zu heilen. Deshalb lautet die Definition von der Wissenschaft des Ayurveda:
hitāhitaṃ sukhaṃ duḥkham-āyustasya hitāhitam
mānaṃ ca tacca yatroktam ayurvedaṃ sa ucyate
Ayurveda behandelt gutes und schlechtes, glückliches und unglückliches Leben, das was dem Leben (oder anderen Lebewesen) zu- bzw. abträglich ist; das Maß des Lebens (Lebensdauer) und seiner Komponenten, und das Leben selbst – wo all dies erklärt wird, das nennt man Ayurveda. Caraka Saṃhitā, Sū. 1.41
Āyurveda kommt von Āyus, was Leben und von Vedas, was Wissenschaft bedeutet. Āyurveda ist also die Wissenschaft vom Leben und von der Natur des Menschen. Āyurveda ist das Wissen von den Dingen, die ein gesundes und glückliches Leben fördern und die Krankheit verursachen. Was nützen alle Arten von Wissenschaften (Vedas), wenn der Mensch nicht glücklich und gesund ist? Deshalb betrachten die Gelehrten der Vedas, Āyurveda als die beste und tugendhafteste aller Wissenschaften, sowohl für dieses Leben als auch für das nächste.
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