Blut braucht Regeneration
Eisenmangel gehört weltweit zu den häufigsten Mangelerscheinungen der Bevölkerung. Anhaltende Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit können die ersten Warnsignale des Körpers für eine Eisenmangelanämie sein, die gerade im Anfangsstadium gut behandelbar ist. Entscheidend ist die Ernährung.
Die Anämie zählt im Ayurveda zu den Pandu-Erkrankungen. Beschrieben werden hier Krankheitsbilder, die mit einer weißlich – gelblichen Verfärbung der Haut einhergehen.
Der Ayurveda sieht in einseitiger, unausgewogener Ernährung eine Ursache für die Mangelerscheinung, eine weitere führt er auf Stress, Hektik, Schnelllebigkeit und die wettbewerbsorientierte Lebensweise zurück, welche die Aufnahmefähigkeit des Organismus für das Element Eisen und seine Umwandlung vermindern. Die drei Bioenergien Vata, Pitta und Kapha geraten aus dem Gleichgewicht und stören physiologische und mentale Abläufe des Organismus. Vata ist das stark mit dem Nervensystem verwobene Prinzip der Bewegung, Pitta steht in enger Verbindung mit der Verdauungskraft und ist das Prinzip der Transformation, und Kapha ist das Prinzip der Struktur und Stabilität.
Die Bioenergien Vata und Pitta sind zum einen die Verursacher einer mangelnden Aufnahmefähigkeit und zum anderen einer unzureichenden Verstoffwechselung des Spurenelements Eisen. Ist Pitta erhöht, werden die Spurenelemente extrem schnell verbraucht. Ein Mangel der notwendigen Nähr- und Mineralstoffe wie Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure kann die Bildung der roten Blutkörperchen beeinträchtigen, welche die Nährstoffe und Mineralien für die Entstehung und Reifung der Erythrozyten, der roten Blutkörperchen im Knochenmark, benötigen. Daraus ergibt sich auf Dauer eine Beeinträchtigung des Sauerstofftransports, eine verminderte Speicherungsfähigkeit des Sauerstoffs in den Muskeln und ein geschwächtes Immunsystem. Über einen längeren Zeitraum gesehen führt dies unweigerlich zu einer Anämie, der sogenannten Blutarmut.
Eisen wird über die Nahrung aufgenommen. Man unterscheidet zwischen zweiwertigem Häm-Eisen, das direkt von den Darmzellen im Dünndarm aufgenommen werden kann und in Fleisch und Innereien vorkommt, und dem dreiwertigen Non-Häm-Eisen, das erst in zweiwertiges Eisen umgewandelt werden muss, zum Beispiel durch die Verbindung mit Vitamin C. Das Eisen kommt in pflanzlichen Nahrungsmitteln, Milch und Milchprodukten vor. Wichtig zu wissen ist, dass es Stoffe gibt, die das dreiwertige Eisen im Darm binden und seine Aufnahme vermindern, wie zum Beispiel Kaffee, Schwarztee und Phytinsäure in Vollkornprodukten. Sie sollten nicht zusammen mit eisenhaltigen Produkten oder Präparaten verzehrt werden.
Der Körper ist in seiner Anatomie und Physiologie eine einzigartige und faszinierende Schöpfung. So hat er die geniale Fähigkeit, den Verlust von Eisen über ein Eisendepot auszugleichen und gleichzeitig die Aufnahmefähigkeit des Spurenelements aus der Nahrung zu verdoppeln. Dafür müssen ihm jedoch die nötigen Mineralstoffe zugeführt werden und der Körper muss in der Lage sein, diese aufzunehmen. Geschieht dies nicht, ist der Speicher schnell aufgebraucht und aus dem Eisenmangel entsteht eine Anämie.
„Ist Pitta erhöht, werden die Spurenelemente schnell verbraucht.“
Eisenmangel?
Bei Verdacht auf Eisenmangel sollten folgende Werte überprüft werden:
- Hämoglobin (Hb) – ist bei Eisenmangel meist erniedrigt
- Ferritin – ist bei Eisenmangel meist erniedrigt, kann jedoch bei Entzündungen auch erhöht sein
- Sättigung des Transferins mit Eisen – ist bei Eisenmangel meist erniedrigt
- Mittleres Erythrozytenvolumen (=> die Größe der roten Blutkörperchen wird überprüft), (MCV) – bei Eisenmangel sind die roten Blutkörperchen zu klein und können nicht genügend Sauerstoff transportieren. Bei einem Vitamin B12-Mangel hingegen sind die roten Blutkörperchen zu groß und können ebenfalls nicht ausreichend Sauerstoff aufnehmen. Anhand der Größe der roten Blutkörperchen kann festgestellt werden, ob eine Anämie aufgrund von Eisenmangel oder von Vitamin B12-Mangel vorliegt.
- Hämoglobingehalt in den roten Blutkörperchen (MCH) – ist bei Eisenmangel meist erniedrigt
Selbstbeobachtung schulen
Hier ist unsere Selbstbeobachtung und Eigenverantwortlichkeit für den Körper, die Gesundheit und die Ernährung gefragt, um die geschwächten Ressourcen wieder zu füllen. Eine ausgewogene eisenreiche Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel, welche die Verarbeitung des Spurenelements ermöglichen – wie zum Beispiel Vitamin C –, können einen anfänglichen Mangel an Eisen gut stabilisieren. Ein Eisenmangel, der noch nicht das Depot angegriffen hat, kann aus ayurvedischer Sicht durch Ernährung, Korrektur der Lebensweise und die Gabe von speziellen ayurvedischen Nahrungsergänzungen gut behandelt werden. Hat jedoch ein schwerwiegender Mangel den Speicher bereits aufgebraucht und besteht bereits eine Blutarmut, ist eine Zusammenarbeit zwischen Schul- und Ayurveda-Medizin vonnöten.
„Frauen sind von Eisenmangel viel häufiger betroffen als Männer.“
Die gute Aufklärung über die Gefährdung besonderer Personengruppen bei Mangelerscheinungen kann die Gesundheitsvorsorge unterstützen, um Defiziten vorzubeugen und diese rechtzeitig auszugleichen. Die Aufmerksamkeit liegt besonders bei sehr starken Menstruationsblutungen, Schwangeren, Stillenden, bei Kindern und Jugendlichen, Leistungssportlern, älteren Menschen mit verringerter Darmdurchblutung. Diese setzt die Aufnahme von Eisen und anderen Spurenelementen herab. Nach operativen Eingriffen, schweren Erkrankungen und Verletzungen mit starkem Blutverlust, Erkrankungen des blutbildenden Knochenmarks, der Milz oder erblichen Erkrankungen, bei der Einnahme von Medikamenten zur Behandlung von Krebs und Rheuma (zum Beispiel Kortison) ist die Beobachtung der Blutwerte unabdinglich, um rechtzeitig reagieren zu können. Hier kann die Ayurveda-Medizin begleitend zur Schulmedizin unterstützen.
Wie Eisenmangel entsteht
Wenn die Eisenzufuhr durch die Nahrung zu gering ist, die Aufnahme über den Darm gestört ist, der Eisenverlust durch Blutverlust oder Erkrankung zu hoch ist, führt es zuerst zu einem:
- Abbau des Speichereisens
- Eisenmangel ohne Anämie/Blutarmut
- Blutmangel/Anämie durch Eisenmangel
Symptome
- Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Migräne
- Erschöpfung, Schwäche, Müdigkeit
- Herzrasen, Herzklopfen, beschleunigter Herzschlag, Pulsbeschleunigung
- Konzentrationsstörungen, Ablenkbarkeit, Zerstreutheit, Reizbarkeit
- Atembeschwerden, Atemnot, Dyspnoe, Kurzatmigkeit
- Gefühlsstörungen der Hände und Füße
- Brüchiges Haar, Haarausfall
- Risse in den Mundwinkeln
- Spröde Haut
- Rillen in den Fingernägeln
Der Blutverlust durch die Menstruation und die Geburt erklärt, dass Frauen von Eisenmangel viel häufiger betroffen sind als Männer. Ebenso können Blutspender, häufige Schlankheitsdiäten, Essstörungen oder einseitige Ernährung, eine ausreichende Versorgung des Organismus mit Eisen verhindern.
“Das Symbol des Blutes steht für die Lebenskraft.”
Ernährung steht im Zentrum
Die Behandlungsstrategien des Ayurveda dienen der Kräftigung und Regeneration des Blutes, besonders des Blutplasmas, Rasa, und der roten Blutzellen, Rakta. Dabei steht die Ernährung im Zentrum der Therapie. Sie wird der jeweiligen Dosha – Dominanz angepasst, die durch entsprechende ausleitende Maßnahmen und durch regenerierende und den Stoffwechsel anregende Mittel – spezielle Eisenpräparate– eingeleitet und unterstützt wird. Das Symbol des Blutes steht für die Lebenskraft, für den Lebensfluss – es wird als der Träger der Lebensenergie beschrieben. Die Aufmerksamkeit für den Körper und die Schulung der Selbstwahrnehmung greift die Signale des Körpers auf. Das ermöglicht uns, entsprechend zu handeln und Einfluss auf die Gesundheit zu nehmen, die Lebenskraft zu regenerieren und zu stärken.
Empfohlene Nahrungsmittel: (Quelle AyurVeda AG, www.veda.ch)
Thymian, frisch | 20 |
Weizenkleie | 16 |
Kürbiskerne | 12.5 |
Sojabohne, getrocknet | 9.7 |
Pfefferminze, frisch | 9.5 |
Pinienkerne | 9.2 |
Hirse, Vollkornflocken | 9 |
Sesamsamen, geschält | 9 |
Leinsamen | 8.2 |
Linsen, getrocknet | 8 |
Petersilie, frisch | 7.7 |
Weizenkeime | 7.6 |
Pistazien | 7.3 |
Goldhirse | 6.9 |
Eierschwamm, roh | 6.5 |
Sonnenblumenkerne | 6.4 |
Schwarzwurzel, roh | 3.3 |
Weizen, Vollkornflocken | 3.3 |
Dattel, getrocknet | 3 |
Pflaume, getrocknet | 2.9 |
Weizenmehl, Ruchmehl | 2.9 |
Rollgerste, Graupen | 2.8 |
Weizenvollkornbrot | 2.7 |
Spinat, roh | 2.7 |
Kichererbse, getrocknet | 6.1 |
grüne Bohne, gedörrt | 5.9 |
Basilikum, frisch | 5.5 |
Haferkleie | 5.4 |
Tofu | 5.4 |
Aprikose, getrocknet | 5.2 |
Rosmarin, frisch | 4.8 |
Salbei, frisch | 4.5 |
Knäckebrot, Vollkorn mit Sesam | 4.3 |
Knäckebrot, Vollkorn mit Leinsamen | 4.2 |
Haferflocken | 4.2 |
Mandeln | 4.2 |
Knäckebrot, Vollkorn | 3.8 |
Weizenmehl, Vollkorn | 3.7 |
Haselnüsse | 3.7 |
Kokosflocken | 3.5 |
Feigen, getrocknet | 2.5 |
Baumnüsse | 2.5 |
Roggenschrotbrot | 2.4 |
Rosine, Sultanine | 2.3 |
Mangold, roh | 2.2 |
Nüsslisalat, roh | 2.1 |
Rauchbrot | 2 |
Kefe, roh | 2 |
Apfel, getrocknet | 2 |
Gartenerbse, grün, roh | 1.9 |
Holunderbeere, frisch | 1.6 |
Brokkoli, roh | 1.4 |
Kresse, roh | 1.3 |
Mango, frisch | 1.2 |
… wird fortgesetzt
Kommentare sind geschlossen.