Unser Sonnensystem ist durchdrungen von der Liebe. Sie ist die stärkste Kraft, unberechenbar, grenzüberwindend und unmittelbar. Nichts wandelt einen schneller als die Liebe. Wenn sie einem begegnet, wird alles Gewohnte in Frage gestellt. Nichts bleibt fest. Alles fließt. Sie knetet einen, bis man weich und geschmeidig geworden ist, bis alle Krusten abgeplatzt sind und unser Kern hervortritt -das, was wir wirklich sind. In der Liebe begegnet uns, was uns fehlt. Wir brauchen es, um vollständig und abgerundet zu werden. Liebe bedeutet Fülle. Denn das Fehlende erfüllt uns, macht uns ganz und heil.
Die Liebe ist niemals bequem. Sie fordert alles, aber sie gibt auch alles. Wenn wir alles geben, lieben wir. Alles ist mehr als das Notwendige, mehr als das Gewohnte, mehr als nur ein Programm abzuspulen. Durch die Liebe können unsere ungelebten Aspekte zu Tage treten. Alles Verdrängte und Unterdrückte darf sich in unserem Leben zeigen, damit wir wirklich alles geben. Im griechischen Mythos wird das Verdrängte und Unterdrückte dem Hades zugeordnet. Hades ist ein anderer Name für Pluto, den Gott der Unterwelt. Er behütet das Verdrängte und Unterdrückte, unsere noch unentwickelten Gaben und Talente und unsere Zukunft. Nichts geht verloren. Er ist der Reichtumspendende. Und doch scheuen wir die Begegnung mit ihm. Aus gutem Grund, denn oft nehmen wir ihn nur durch seine wandelnde, meist von Schmerz und Leid begleitete Kraft, wahr. Er räumt alles aus dem Weg, was uns daran hindert, ganz wir selbst sein zu können.
Hades entführt Persephone, Wandmalerei im kleinen Königsgrab von Vergina. Mazedonien, Griechenland
Die bekannteste Hades-Geschichte ist die von der Unterweltgöttin Persephone. Sie war die Jungfrau Kore, bis Hades sie eines Tages in sein Reich entführte. Daher findet der Eintritt in das Unterweltreich im Zeichen der Jungfrau statt. Der Hades selbst wird der Waage zugeordnet, dem Zeichen der Liebe. Dies mag verwundern, erklärt sich aber wie von selbst. Durch die Liebe begegnet uns all das, was uns fehlt -unsere Schattenseiten und unsere verborgenen Kräfte. Wer durch die darauffolgenden Wandlungen des Skorpions hindurchgegangen ist, kennt auch den schmerzhaften Teil des Pluto. Im Schützen sind die Wandlungen vorüber. Der Pfeil des Schützen ist nichts anderes als der Pfeil des Amor, der Liebespfeil. Wer gefunden hat, was er liebt, kennt sein Ziel. Er ist begeistert, optimistisch und voller guter Erwartungen. Wenn er es auch nicht gleich erkennt, ist das, worauf er abzielt, ein Teil von ihm selbst, der ihm zum Ganzsein fehlt. Letztlich will er sich mit sich selbst verbinden. Deshalb ist Schütze auch das Zeichen der Rückverbindung. Darum geht es bei der Liebe zu allererst: sich selbst mit all seinen Anteilen zu lieben, um später in den Fischen die Liebe für alle zu entfalten und leben zu können.
Die Liebe ist die Kraft, die alles zusammenhält. Sämtliche Planeten sind mit ihr verbunden. Bei einigen scheint diese Verbindung offensichtlicher zu sein als bei anderen, dennoch gibt es sie bei allen. Meines Erachtens wird der Liebe viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei ist sie für uns Menschen der bewegendste Faktor im Leben. Sie ist bei weitem mehr als nur ein Motor für partnerschaftliche Beziehungen.
Der begeisterte Wissenschaftler liebt sein Fach, der Maler seine Schaffensphasen, der Musiker den Ausdruck durch sein Instrument, der inspirierte Schriftsteller seine inneren Dialoge, der Philosoph die Weisheit. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen, und sie macht eines deutlich. Was uns wirklich bewegt -vor allem freiwillig bewegt -, ist die Liebe. Notwendigkeiten zwingen uns, die Liebe zieht uns an. Sie setzt uns in Gang, belebt, erfrischt und erneuert. Grund genug, die Planeten einmal in ihrer Verbindung mit der Liebe genauer zu betrachten.
Der griechische Mythos spielt dabei eine entscheidende Rolle. Er gibt Einblick in verborgene Zusammenhänge zum Thema Liebe, aber auch zu allen anderen Themen, die uns Menschen wirklich bewegen. Wer mehr über die Geheimnisse des Mythos und ihre praktische Anwendung in der Astrologie erfahren will, dem lege ich mein Buch „Himmlische Weisheit“ ans Herz.
… wird fortgesetzt
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