Jupiter
Jupiter ist die Kraft der Erweiterung. Er vertritt das Gesetz der Gnade und Liebe. Die Gnade erlöst uns von der Vergeltung und gibt uns die Chance zu echter Versöhnung. Die Liebe schenkt uns neue Erfahrungen, um unseren Horizont zu erweitern. Jupiter nimmt neue Erfahrungen an, um Sinn darin zu finden. Sinn erkennen wir erst im Nachhinein. Haben wir ihn erkannt, berührt uns das. Einzelerlebnisse fügen sich plötzlich zu einem schlüssigen Zusammenhang. Sie sagen uns etwas und lassen alles stimmig erscheinen. Was auch immer wir erlebt haben, sobald wir Sinn darin sehen, ist es in Ordnung. Dann sind wir einverstanden damit, wie es ist. Auf diese Weise löst Jupiter das Gesetz der Liebe ein. Er verbindet sich mit dem, was uns fehlt, integriert es in unser Leben und erweitert unseren Horizont.
Der Gegenspieler von Jupiter ist Saturn. Er vertritt das Prinzip der Strenge und Härte. Er leistet Widerstand, zwingt und unterdrückt. Saturn ist der Macher in uns, der seine Vorstellungen verwirklichen will. Was wir uns nicht vorstellen können, liegt jenseits unserer Möglichkeiten. Deshalb bilden unsere Vorstellungen auch unseren Horizont. Läuft es nicht vorstellungsgemäß, erleben wir das als Widerstand. Wenn wir uns dagegen wehren, wird der Widerstand meist nur größer. Jupiter führt uns aus dieser Sackgasse heraus. Er öffnet uns und nimmt die Impulse des Lebens in Form einer neuen Erfahrung an. Diese erweiternde Kraft muss sich allerdings erst in uns entwickeln.
Lange bevor Jupiter geboren wurde, so erzählt es der Mythos, hatte sich Saturn vom allumfassenden Geist des Himmels getrennt. Nachdem er die Macht unter den Göttern an sich gerissen hatte, erfuhr er, dass er sie an eines seiner Kinder verlieren würde. Kurzerhand verschlang er seine Kinder nach deren Geburt. Nur bei Jupiter gelang ihm dies nicht. Mutter Erde und der himmlische Vater Uranus sorgen dafür, dass der künftige Herrscher gut behütet aufwachsen kann. Es heißt, dass Jupiter in der Höhle des Herzens groß wird. Dort wird er von der göttlichen weißen Ziege genährt. Er saugt die Weisheit sozusagen mit der Muttermilch auf.
Mit in der Höhle ist der kleine Ziegenpan. Der Gott der Natur steht für unsere wahre Natur. Je mehr die Kraft Jupiters wächst, desto deutlicher zeigt sich unsere wahre Natur. Der griechische Mythos weist mehrfach auf Zeus’/Jupiters Beziehung zu unserer wahren Natur hin. Pan half Zeus/Jupiter zunächst beim Aufwachsen, dann im Gefecht gegen die Giganten und zuletzt im Kampf gegen den scheinbar übermächtigen Typhon. Jede Herausforderung, die uns Mutter Erde stellt, können wir meistern. Unsere wahre Natur gibt sich niemals geschlagen.
Die erste Frau von Zeus/Jupiter war die Göttin der Weisheit. Sie empfahl ihm, Kronos/Saturn ein Brechmittel zu verabreichen. Anstatt Erfahrungen nur zu schlucken, sollte man sie nochmals genau betrachten und deren Sinn erkennen. Jupiter folgte diesem Rat und schluckte danach seine Gattin. Weisheit ist verinnerlichte Erfahrung.
Nur die Liebe leitet wirklich neue Erfahrungen ein. Sie verbindet uns mit dem Unbekannten, das uns fehlt. Durch die schöpferische Kraft der Liebe zeigt sich der verbindende Geist des Uranus. Er bricht zur rechten Zeit und meist völlig überraschend in unser Leben, damit wir Neues integrieren und unser Bewusstsein wächst. Als Jupiter die Göttin der Weisheit in sich aufnahm, war sie bereits mit zwei Kindern schwanger. Ihr Sohn mit dem starken Herzen verblieb in Jupiter. Ihre Tochter Athene, die Meistwissende unter den Göttern, wurde dem göttlichen Willen nach durch Jupiters Kopf geboren. Athene verkörpert den herzverbundenen Verstand, der danach handelt, was für alle richtig ist. Jupiter verwirklicht die Liebe durch beherztes und alle einbeziehendes Handeln.
Liebe ist ein genialer Lockstoff, der uns freiwillig – eben aus Liebe – unsere Grenzen überwinden lässt. Kein anderer Gott hatte daher so viele Liebschaften wie Zeus. Zu einer von ihnen gehörte auch Maia, die Magie, eine der göttlichen Tauben der Liebe. Sie gebar den Götterboten. Wer auf die Botschaften von Hermes/Merkur hört und seine Gelegenheiten wahrnimmt, folgt Zeus’/Jupiters Weisheit. Liebe offenbart sich auch in vermeintlich negativen Erfahrungen. Wie sonst sollten wir erkennen, dass wir uns jederzeit verändern und unsere wahre Natur besser zum Ausdruck bringen können. Uns selbst mit all unseren Fehlern zu lieben, ist der erste und wichtigste Schritt, der Jupiter in uns wachsen lässt.
Klassisch wird Jupiter dem Schützen zugeordnet. Dort verfügt er über die Spannkraft des Bogens. Sie lässt ihn alle Ziele erreichen. Übermaß und Gigantismus straft Jupiter allerdings ab. Der Schützepfeil ist der Pfeil des Liebesgottes Amor. Er verleiht die Ausrichtung auf das, was man liebt und was jenseits des eigenen Horizonts liegt. Bist du bereit, dich auf wirklich neue Erfahrungen einzulassen und alle damit einhergehenden Spannungen zu ertragen, um zu sehen, wie sich deine wahre Natur zum Ausdruck bringen will?
… wird fortgesetzt
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