Biographie
Dr. Karl Nowotny wurde am 26. Februar 1895 in Wien geboren. 1914 begann er sein medizinisches Studium an der Universität Wien und nahm unmittelbar nach seiner Promotion die Tätigkeit in der Universitätsklinik für Neurologie und Psychiatrie in Wien auf. Als Abteilungs- und Hochschulassistent leitete er dort die psychiatrisch-neurologische Filialstation.
1945 wurde er mit der Leitung der Wiener städtischen Nervenheilanstalt Maria Theresia Schlößl betraut, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1963 innehatte. 1946 habilitierte er sich an der Universität Wien als Privatdozent für Neurologie und Psychiatrie.
Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, insbesondere auch auf dem Gebiet der Individualpsychologie, wurden im Laufe der Jahre veröffentlicht, besonders zu nennen im Zusammenhang mit der nun auf medialem Weg vermittelten Lehre, ein „Handbuch der Individualpsychologie – die Technik der individualpsychologischen Behandlung“.
Dr. Karl Nowotny war auf dem Gebiet der Individualpsychologie eine bekannte Persönlichkeit. Er war Mitbegründer der „Internationalen Vereinigung für Individualpsychologie Wien“ und jahrelang im Vorstand der „Österr. Gesellschaft für psychische Hygiene“ tätig. Seine Vorträge an den Volkshochschulen fanden reges Interesse.
1960 erhielt er auf Grund seiner hervorragenden Leistungen das goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Am 18. April 1965 verließ Dozent Dr. Karl Nowotny die materielle Welt, um wenig später auf medialem Wege die Verbindung zu uns wieder aufzunehmen.
Grete Schröder war das Schreibmedium des im Jahr 1965 verstorbenen Psychiaters Dr. Karl Nowotny.
Über mediales Schreiben
Grete Schröder
Es darf nicht angenommen werden, dass ich einen Leitfaden geben will, wie man mediales Schreiben erlernen kann. Das wäre ganz im Gegensatz zu meinen Grundsätzen im Zusammenhang mit geistigen Verbindungen. Aber was mediales Schreiben ist, und wie es sich in die geistigen Phänomene einordnen lässt, ist wichtig zu wissen, wenn man einen solchen Vorgang richtig bewerten will.
Alles was der normal veranlagte Mensch zu tun im Stande ist, kann er auch auf medialem Weg erreichen, allerdings oft sehr verschieden von seiner eigenen Bildung sowohl in positiver als auch in negativer Richtung.
Da wir wissen, dass das als Medium tätige irdische Wesen als solches mit einem Wesen aus dem geistigen Bereich verbunden ist, muss unterstellt werden, dass dieses gewissermaßen Besitz ergreift von den Organen, die zur Ausführung der gewünschten Tätigkeit erforderlich und geeignet sind.
Vor allem wird die Gedankenarbeit verändert erscheinen, das Gehirn mehr oder weniger sich dem fremden Wesen zur Verfügung stellen. Die fremde Kraft überträgt seine Gedanken auf das irdische Gehirn und erzeugt eine Schwerelosigkeit in Arm und Hand, so dass der Stift unbehindert und leicht über das Papier gleiten kann. Es ist nicht leicht, den Zustand zu beschreiben, weil ich zum Beispiel nicht im Geringsten fühle, dass ein anderes Wesen in mir tätig wird. Lediglich die widerstandslose Anpassung an das Fremde, die Veränderung in den Gedankengängen, kann ich – und das oft erst nach Beendigung der Tätigkeit – durch eigene Überlegung beurteilen und feststellen.
Nach meinen eigenen Erfahrungen ist mediales Schreiben in die schriftliche Form, übertragene Gedanken und Telepathie aus dem Jenseits. Mediale Verbindung ist nicht erstaunlich, wenn man annimmt, dass in jedem lebenden Menschen ein geistiges Wesen wohnt, das naturgemäß die Fähigkeit haben muss, mit anderen, außerhalb von ihm bzw. von seinem Organismus befindlichen geistigen Kräften, Kontakt aufzunehmen.
Da die meisten Menschen schreiben können, ist diese Art der medialen Kommunikation sehr häufig zu finden. Grundsätzlich sollen aber solche Betätigungen nur dann gepflegt werden, wenn daraus für das Medium keine wie immer gearteten Störungen oder Belastungen entstehen und wenn das Gebotene den zu stellenden Erwartungen entspricht.
Nicht immer ist es leicht festzustellen, ob Mitteilungen aus dem geistigen Bereich wertvoll, richtig und annehmbar sind. Vor allem verliert das Medium sehr oft sein eigenes Urteil und verfällt kritiklos der fremden Führung. Kritik und Skepsis sind aber die wichtigsten Grundlagen bei der Beurteilung solcher Verbindungen. Ich selbst habe lange gezögert, meine Hand zur Verfügung zu stellen, obwohl ich zahlreiche Beweise für die Identität meiner geistigen Verbindung erhalten hatte. Es kann nicht genug davor gewarnt werden, sich wahllos, nur aufgrund einer medialen Fähigkeit, bereit zu halten, denn es ist nicht immer oder sehr selten möglich, in dem geistigen Wesen eine bestimmte Persönlichkeit zu erkennen.
Wer also bestrebt ist, eine geistige Kommunikation zu finden, muss wissen, dass ein jenseitiges Wesen die Möglichkeit hat, sich auszugeben als wen es will und muss in der Lage sein, das Empfangene auf Wert und Echtheit oder Wahrheit zu prüfen. Kein gutes geistiges Wesen nimmt sein Medium über Gebühr in Anspruch, da die Strahlenkraft, die durch die Besitzergreifung auf den Organismus wirkt, von diesem kompensiert werden muss. Außerdem darf das Medium niemals gezwungen sein, zu schreiben, vor allem nicht in der Nacht. Die Dauer der Inanspruchnahme soll nicht über eine Stunde hinausgehen bei täglicher Übung.
Erschöpfung oder Verkrampfung sind ein Hinweis dafür, dass die in Verbindung stehenden Wesen in der Strahlung nicht konvenieren und dass solche Kommunikation nicht gepflegt werden sollte.
Alle diese Grundsätze sind hier in den „Medialen Schriften“ von Dozent Dr. Karl Nowotny festgelegt und sind es wert, unbedingt befolgt zu werden.
Die Beachtung dieser Regeln und damit die Aufnahme ausschließlich guter Kräfte aus dem geistigen Bereich beweist ihre Richtigkeit durch eine Steigerung der Lebenskraft und Gesundheit.
Neben medialem Schreiben, also der „Gedankenübertragung aus dem Jenseits“ kennt man noch das „automatische Schreiben“. Während ich selbst in wachem Zustand stets verfolgen kann und – wenn auch in einer gewissen Passivität – weiß, was ich schreibe, kann automatisches Schreiben unter völliger Ausschaltung der eigenen Gedankenarbeit auch in Trance erfolgen. Dozent Nowotny lehnt mediale Betätigung dieser Art ab, weil es den eigenen freien Willen ausschaltet oder besser gesagt, den Menschen zu einem willenlosen Werkzeug macht.
Großes Wissen und wohltätige Hilfe können wir auf diesem Weg erhalten, wenn wir ihn richtig gehen. Krankheit und Elend, schwere geistige Störungen können die Folge sein, wenn Demut und Bescheidenheit außer Betracht bleiben und die gebotenen Grenzen nicht gewahrt werden.
Vorwort
von Grete Schröder
Dr. Karl Nowotny, Facharzt für Nervenheilkunde und einer der bedeutendsten Vertreter der Individualpsychologie, ist am 18. April des Jahres 1965 gestorben.
Ich war schon lange vorher als Patientin zu ihm gekommen und hatte im Laufe der Jahre immer wieder Gelegenheit, seine menschliche Größe und überragende Persönlichkeit kennenzulernen. Uneingeschränktes Vertrauen, Achtung und Verehrung empfand ich für den Menschen und Arzt, der in jeder Lebenslage Rat und Hilfe wusste, der Mut und Kraft verlieh, wenn Kummer und Sorgen das Leben unerträglich erscheinen ließen. Ich ahnte damals nicht, dass mir eine weit über die ärztliche Freundschaft hinausgehende Verbindung mit ihm auf geistigem Gebiet geschenkt werden sollte. Wie es dazu kam, will ich kurz erklären.
Zwei Tage vor seinem Tod war mir im Traum eine Gestalt erschienen, die mir nur zwei Worte sagte: „Nowotny stirbt“. Ich erschrak über diese so eindeutige Mitteilung, wollte es aber nicht glauben, da ich noch am Tag vorher von ihm selbst erfahren hatte, dass er die Ostertage in seinem Landhaus verbringen wolle. Wenngleich er seit längerer Zeit leidend war, bestand doch im Augenblick kein Grund zur Besorgnis. Trotzdem musste ich immer wieder an den Traum denken, bis ich mir am 19. April, also am Tag nach seinem Abschied von der materiellen Welt, ein Herz nahm und versuchte, ihn telefonisch zu erreichen. Ich konnte aber keine Verbindung bekommen, auch nicht am nächsten Tag, so dass mir immer klarer wurde, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich war daher, als ich endlich am 21. April eine Verbindung zu seiner Wohnung in Wien erreichte, überhaupt nicht mehr überrascht.
Zutiefst erschüttert erzählte ich von meiner Vision und dem tatsächlichen Eintritt des Vorhergesagten einer lieben Bekannten, die damals gerade bei mir zu Besuch war und die sich seit vielen Jahren eines guten Mediums bediente, um Mitteilungen von einem Geistwesen aufzunehmen, das im irdischen Dasein Geistlicher war und mit ihrem Gatten sehr befreundet war. Ihr Medium sollte im Sommer nach Wien kommen zur Fortsetzung der begonnenen Arbeiten, und sie bot mir an, mich mit ihm bekannt zu machen und zu versuchen, ob „Viktor“ – so hieß ihr jenseitiger Geistlicher – uns Dozent Nowotny bringen könnte. Obwohl ich es bis dahin stets abgelehnt hatte, mich mit Spiritismus in irgendeiner Form zu befassen, war ich diesmal ohne Bedenken einverstanden.
Das Medium Berta war kaum bei mir eingetreten, als sich auch schon Dozent Nowotny meldete. Ich muss dazu bemerken, dass das Medium keine Ahnung hatte von unseren Wünschen und Dozent Nowotny auch nicht gekannt hatte. Berta ist ein Sprechmedium, das bei vollem Bewusstsein spricht, also nicht in Trance verfällt. Gespannt wartete ich auf konkrete Beweise, dass ich nicht genarrt und irregeführt war. Meine Freundin, die das Medium gebracht hatte, nahm die Mitteilung ins Stenogramm auf, so dass ich sie wortwörtlich wiedergeben kann. Sie lautete:
„Mit gewissenhafter Genauigkeit komme ich für kurze Zeit. Bin der alte Nowotny. Aber nicht darum komme ich, weil ich gerufen bin, sondern weil ich den Wunsch habe, einen kurzen Besuch zu machen.
Es wird noch lange dauern, bis wir uns hier begegnen. Deshalb soll man nicht an den Abschied denken, sondern immer nur an das Leben, die Pflicht, seinen Beruf zu erfüllen, um mit gutem Gewissen durch die hohe Tür in die blendend strahlende Halle einzugehen.
Die Menschen leben im Dunkeln, sie wollen nicht klarsehen, aber wenn wir durch die Tür eingetreten sind, dann sind wir wissend und glücklich, dass wir das Leben auf der Erde hinter uns haben. Es gibt ein Jenseits, für mich ist es das Diesseits. Oh, wie kurz ist das menschliche Leben! Es ist so schnell vorüber. Man muss stark sein, nicht wanken in seinen Plänen, nicht unterliegen seinen irdischen Wünschen, aber fröhlich sein, immer nur an die gute Seite denken, Traurigkeit macht uns schwach und müde für jede Arbeit.
Ich kann nur sagen, ich bin glücklich und bedaure nicht, dass ich das Leben verlassen musste. Ich hatte liebe Freunde. Ich bin froh, dass ich sie gehabt habe. (Meine Frage: Was machen Sie jetzt, Herr Dozent?) Hier habe ich ebenso zu tun wie damals, als ich lebte. Viele kommen und wollen meinen Rat, aber sie befolgen ihn nicht. Habe vielen Mut zugesprochen und kräftigen wollen. Sie haben sich nicht um meine Worte gekümmert, wenn sie von mir gingen. Sind wie die Kinder, die aus der Schule gehen, denken nicht an die Aufgabe und vergessen das Gelernte.“
Wenngleich ich schon bei den ersten Worten annehmen durfte, dass es seine Richtigkeit hat, war ich nach dem letzten Satz restlos überzeugt, da ich wusste, dass diese Worte oftmals den Abschluss seiner Vorträge an der Volkshochschule bildeten.
In der Folge fuhr ich verschiedene Male nach Budapest zu dem Medium Berta, um die Verbindung zu pflegen und weitere so schöne Mitteilungen zu erhalten. Es klappte ausgezeichnet, aber der Wunsch nach ständiger Verbindung wurde in mir immer stärker. Ich fasste Mut und fragte ihn durch das Medium, ob er nicht versuchen wolle, mit meiner Hand zu schreiben, da ich doch wisse, dass es Schreibmedien gibt. Im Oktober 1966 machten wir die ersten Schreibversuche, und schon nach zwei Tagen konnte ich, wenn auch noch langsam, ohne Medium allerlei Mitteilungen von ihm erhalten. Die Schrift wurde immer flüssiger und schneller, und nach täglicher Übung war es im April 1967 schon möglich, mit der nun vorliegenden Arbeit zu beginnen. Sie ist noch nicht abgeschlossen. Der Text ist unverändert und ohne Korrektur vom Manuskript übertragen worden.
Zum Abschluss meines Vorwortes fügte Dozent Nowotny selbst hinzu: „Möge diese Arbeit ein Ansporn für berufene Ärzte und alle interessierten Leser sein, die Menschen auf den rechten Weg zu leiten, ihnen den Wert einer guten Lebensauffassung vor Augen führen und Ruhe und Zuversicht schenken“.
Einleitung
von Dr. Karl Nowotny
Jetzt will ich beginnen, eine Einleitung zu schreiben zu dem Werk, das ich vorhabe zu Papier zu bringen. Ich will mich dabei bemühen, alles vom Gesichtspunkt des irdischen Menschen aus zu betrachten und dadurch zu erreichen, dass nicht Irrtümer entstehen, wenn geistiges Sehen mit irdischem verwechselt wird. Es ist nämlich ein sehr großer Unterschied, die Begriffe sind oft so entgegengesetzt oder widersprechend, dass ein völlig unrichtiger Sinn für den irdischen Menschen entstehen kann, wenn man bei der Beurteilung des Gesehenen die jenseitigen Gesetze zugrunde legt.
Allein der Begriff von „Gut“ und „Böse“ ist ein ganz verschiedener hier und dort. Was dem Irdischen oft als Verbrechen scheint, kann hier eine gute Tat bedeuten oder zumindest nicht strafbar, weil es in höherem Auftrag geschieht. Freilich kann die irdische Gerichtsbarkeit nur Gesetze zugrunde legen, die eine Beurteilung nach sichtbaren Grundsätzen und erfassbaren Normen zulassen.
Ich will also damit sagen, dass ich nur die Fähigkeit des materiellen Menschen in Betracht ziehen will und das, was ich zu sagen habe, nur so weit erklären und aufzeigen, als es mit irdischer Einsicht und Auffassungsgabe aufgenommen werden kann. Es sollen ja auch nur Dinge besprochen werden, die den irdischen Menschen betreffen, die aber bisher auch mit irdischer Auffassungsgabe nicht richtig erklärt wurden und über die noch viel gesprochen werden muss, ehe sie in der Lebensauffassung der heute auf der Welt lebenden Generation Eingang finden werden.
Die Menschen haben sich über den Zustand des menschlichen Körpers, des Geistes und der Seele Ansichten zurechtgezimmert, die wohl geeignet sind, in vielen Fällen Schaden zu vermeiden und schwere Krankheiten zu heilen, die aber noch weit entfernt sind von der Wahrheit und besonders vom richtigen Erkennen der Zusammenhänge der wirklichen Ursachen und der richtigen Erkenntnis.
Ich will in meinem Werk vorerst einen Überblick geben über den Zusammenhang zwischen Geist, Seele und Körper und dann die wechselseitigen Beziehungen erklären, die Aufgaben, die jeder Teil zu erfüllen hat und was er braucht und wie er gepflegt und behandelt werden muss, um seine Aufgaben richtig erfüllen zu können.
Damit möchte ich meine Einleitung schließen und übergehen zu dem Zusammenhang des irdischen Lebens mit dem Jenseits und den daraus entstehenden Naturgesetzen, die die Grundlage für jedes Geschehen auf diesem Gebiet sind.
… wird fortgesetzt
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